Kritiker werfen dem MDR vor, er sei in den vergangenen Wochen und Monaten nicht allzu souverän mit den hauseigenen Skandalen umgegangen - und davon gab es reichlich. Nun hat sich der Sender gleich in Form zweier Pressemitteilungen zu Wort gemeldet. Die im am Montag erschienen "Spiegel" erhobenen Vorwürfe werden darin vom MDR "entschieden zurückgewiesen". Der Anstalt wird darin vorgeworfen, mit überhöhten Mieten und obskuren Fonds den Gebührenzahler geschädigt zu haben (DWDL.de berichtete).

Dem MDR sind eigenen Angaben zufolge in den Jahren 1992 bis 1994 Mittel aus der Anschubfinanzierung von insgesamt 296 Millionen Euro zugeflossen. Diese Mittel hätten bei Weitem nicht ausgereicht, um die MDR-Gebäude entsprechend der staatsvertraglichen Standortvorgaben in Leipzig, Halle, Erfurt, Magdeburg und Dresden zu finanzieren. "Mit Blick auf das Gebot der Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit hatte sich der MDR unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten letztendlich für eine Leasingfinanzierung seiner drei Landesfunkhäuser und der Hörfunkzentrale entschieden."

Die wirtschaftliche Vorteilhaftigkeit der Leasingfinanzierung habe sich sich im Wesentlichen aus den damaligen Steuerbegünstigungen auf der Grundlage des Fördergebietsgesetzes. Nach diesem Modell wurden die Gebäude von Objektgesellschaften errichtet. Diese Gesellschaften waren aus steuerlichen Gründen für die Leasingfinanzierung zwingend erforderlich. Es handelt sich hier laut MDR "in keinem Fall um 'dubiose Fonds'. Die Objektgesellschaft finanziert den Bau in der Regel durch die Aufnahme von verzinslichen Darlehen am Kapitalmarkt. Der MDR zahlt über die Laufzeit des Leasingvertrages entsprechende Leasingraten an die Objektgesellschaft."

Zum Ende bestehe für den MDR die Möglichkeit, das Gebäude zu einem vorher festgelegten Rückkaufwert zu erwerben. Über dieses Vorgehen konnte der MDR letztendlich wirtschaftliche Vorteile gegenüber einer Darlehens- oder Eigenfinanzierung erreichen. Auch der MDR-Verwaltungsrat habe den Vorhaben jeweils zugestimmt. Zur Bedienung der Leasingraten lässt der MDR darüber hinaus seine Gelder aus der Anschubfinanzierung in Wertpapierspezialfonds verwalten, zu denen kein Dritter Zugang habe. Hierbei handle es sich in keinem Fall um Immobilienfonds, an denen sich Privatanleger beteiligen können, betonte der Sender. Bereits vor einigen Monaten hatte MDR-Intendant Udo Reiter anlässlich des 20. MDR-Geburtstags in einem Interview mit der "FAZ" über die bisweilen turbulente Gründungsphase gesprochen.

Die Pionierzeit zu Beginn der 90er Jahre sei auch mit so manchem Risiko verbunden, gab Reiter darin zu. "Wir haben damals festgestellt, dass die Geldmittel, die uns zur Verfügung standen, gerade für den halben Aufbau reichen würden. Daher sind wir mit diesem Geld, der berühmten Anschubfinanzierung, an die Börse gegangen." Dank des Börsenbooms habe man das Geld innerhalb von drei Jahren mehr als verdoppelt und damit den Sender schuldenfrei aufgebaut. "Das war am Rande der Legalität", sagte Reiter rückblickend. "Ich habe damals zum Glück nicht gewusst, dass man mit öffentlichem Geld nicht in diesem Ausmaß an der Börse spekulieren darf. Wir haben knapp 3 Millionen verloren, aber in der Summe fast 600 Millionen gewonnen." 

In einer zweiten Pressemitteilung bedauerte der MDR nun unterdessen, dass sechs Tänzer vom MDR Deutsches Fernsehballett Anfang Oktober in Grosny anlässlich einer Gala vor dem umstrittenen tschetschenischen Präsidenten aufgetreten sind. Dieser Auftritt haben dem Ballett, seinen Gesellschaftern und dem MDR in der Öffentlichkeit großen Schaden zugefügt. Der MDR ist über seine Drefa Media Holding mittelbar zu 40 Prozent an der MDR Deutsches Fernsehballett GmbH mit Sitz in Berlin beteiligt. Management und Tänzer sind damit keine Angestellten desöffentlich-rechtlichen Rundfunks - das Fernsehballett ist somit grundsätzlich frei am Markt tätig.

Der MDR hat die Drefa Media Holding nun allerdings aufgefordert, im Rahmen einer kurzfristig anzusetzenden Gesellschafterversammlung des Fernsehballetts die Angelegenheit aufzurufen und Konsequenzen zu beraten. "Der MDR wird darauf hinwirken, dass die Geschäftsführung der MDR Deutsches Fernsehballett GmbH bei Auftrittsanfragen künftig intensiver prüft, um welche Art von Veranstaltung es sich handelt und wer letztlich der Veranstalter ist", hieß es in einer Mitteilung.