Die exklusive Vermarktung von Fußball-Rechten im Fernsehen verstößt nach Ansicht des Europäischen Gerichtshofes gegen das EU-Recht - ein Urteil, das die Rechtsabteilungen von Fußballverbänden und Fernsehsendern in den kommenden Wochen europaweit in beanspruchen wird. Bei der Deutschen Fußball-Liga (DFL) ist man nicht begeistert. "Dieses Urteil hat sich nach der Stellungnahme der Generalanwältin abgezeichnet, die DFL ist daher nicht überrascht", hieß es in einer am Dienstag verbreiteten Stellungnahme.
"Dennoch müssen wir feststellen, dass auf europäischer Ebene die von den Rechte-Nachfragern akzeptierte Praxis mit individuellen Rechte-Zuschnitten für unterschiedliche Gebiete trotz zahlreicher Warnungen in Frage gestellt wird", so die DFL mit Blick auf die befürchteten Einnahme-Verluste für Profi-Klubs. Karl-Heinz Rummenigge, Vorstandsvorsitzender des FC Bayern, hatte bereits vor wenigen Tagen ein "Preis-Dumping" beim Verkauf von Fußballrechten befürchtet.
Unterdessen kündigte die DFL an, die Urteilsbegründung hinsichtlich möglicher Konsequenzen prüfen zu lassen. "Die DFL hat sich gemeinsam mit ihrer Vertriebstochter DFL Sports Enterprises in den vergangenen Monaten intensiv mit der Thematik befasst und Vorkehrungen getroffen, um Auswirkungen sowohl auf die nationalen als auch die internationalen Medienrechte soweit wie möglich einzuschränken", hieß es. Details dazu nannte die DFL allerdings zunächst nicht. Der Bezahlsender Sky schweigt bislang - wohl wissend, dass das Urteil möglicherweise sogar positiv sein könnte: Durch zusätzliche Konkurrenz ist nicht auszuschließen, dass der Preis für die Rechte sinkt.
Die britische Pub-Besitzerin Karen Murphy, die einst in ihrer Kneipe Spiele der englischen Premier League mittels eines griechischen Decoders zeigte und somit den Pay-TV-Anbieter BSkyB umging, darf sich dagegen bestätigt sehen. "Wenn ich ein Auto kaufen will, kann ich zu jedem Händler in jedem Land gehen", hatte sie bereits vor der Urteilsverkündung gesagt. "Wenn ich Fußball sehen will, kann ich nur zum Sky-Händler gehen und muss dort zehnmal mehr zahlen."