Dass Karl-Theodor zu Guttenberg am Dienstag um 11:15 Uhr zurücktreten würde, war dank einer "Bild"-Schlagzeile und der folgenden Einladung zu einer Pressekonferenz durch das Bundesverteidigungsministerium bereits gegen 10:30 Uhr klar. Mehrere Sender kündigten auch an, Guttenbergs Statement live zu zeigen. Wer um 11:15 Uhr einschaltete, fand dann allerdings zwar allerhand Sondersendungen vor, zu sehen gab es jedoch zunächst einmal nichts - zumindest keinen Guttenberg-Rücktritt. Lediglich n-tv reagierte so pfiffig und übertrug kurzerhand per Handy die Rede - wenn auch ohne Bild.
Auf mehreren Sendern hieß es, Live-Kameras seien nicht zugelassen worden, daher könne man die Rede derzeit nur aufzeichnen und im Anschluss senden. Das passte ins Bild, das Guttenberg während des Plagiats-Skandals abgegeben hatte. Auch bei seiner letzten Einlassung hatte er nur wenige "ausgewählte" Kamera-Teams zugelassen, die nicht live übertrugen - und damit sämtliche Hauptstadt-Journalisten brüskiert, die zur gleichen Zeit in der Bundespressekonferenz saßen und Antworten von Guttenberg oder dessen Sprecher erwarteten, denen aber nicht einmal der Wortlaut der Erklärung übermittelt werden konnte, sodass sie schließlich empört den Raum verließen.
Diesmal weist man beim Bundesverteidigungsministerium aber alle Vorwürfe von sich. Es habe von Seiten des Ministeriums "keine Auflagen oder Einschränkungen" gegeben, ließ ein Sprecher gegenüber der dpa mitteilen. Ähnlich äußert man sich bei Phoenix. Dort spricht man von "unglücklichen Umständen". Die Einladung sei erst 40 Minuten zuvor gekommen. Unter anderem auch aufgrund der Sicherheitsbestimmungen habe sich so schnell keine Live-Übertragung realisieren lassen, auch wenn man mit einem Ü-Wagen bereits vor Ort gewesen sei.
Beim Nachrichtensender N24 will man das so nicht stehen lassen. Eine Live-Berichterstattung sei allein deswegen nicht möglich gewesen, weil Satellitenübertragungswagen nicht aufs Gelände gelassen, sondern bereits beim Pförtner abgewiesen worden seien. Sicherheitsauflagen oder andere Gründe will man dafür nicht gelten lassen: "In den vergangenen Wochen hatten mehrfach Satellitenübertragungswagen für diverse Live-Berichterstattungen auf dem Gelände des Verteidigungsministeriums gestanden", heißt es in einem Statement des Senders. N24 sei - wie andere Sender auch - trotz der kurzfristigen Ankündigung rechtzeitig mit Übertragungstechnik vor Ort gewesen und hätte die entsprechende Technik noch einrichten können. Auch bei Phoenix heißt es, dass man grundsätzlich "live-fähig" gewesen wäre.
Und so erscheint es letztlich doch noch einmal wie eine Retourkutsche bei den Medien, die Karl-Theodor zu Guttenberg für seinen Rücktritt auch in seiner Rede noch einmal mit verantwortlich gemacht hat. Eine offizielle Untersagung der Live-Übertragung gab es offenbar nicht, doch schon allein durch die sehr kurzfristige Ankündigung der PK - bei der ARD heißt es, man brauche eine Stunde Vorlauf, die Ankündigung kam aber nur 40 Minuten vorher - und durch den aus welchen offiziellen Gründen auch immer verwehrten Zugang für die Ü-Wagen, die dennoch schon vor Ort waren, wurden Live-Bilder effektiv trotzdem verhindert.
Die Medien-Kritik, die Guttenberg unter anderem mit dem Satz "Wenn es auf dem Rücken der Soldaten nur noch um meine Person gehen soll, kann ich das nicht mehr verantworten" geübt hatte, wies der DJV unterdessen zurück. "Die Berichterstattung der Medien über die Doktorarbeit von Herrn zu Guttenberg war notwendig und unverzichtbar. Hier ging es um nichts weniger als die Glaubwürdigkeit eines Ministers, der eines der wichtigsten Ressorts leitete. Ob er die Öffentlichkeit hinters Licht geführt hat, ist daher alles andere als eine Privatsache", so der DJV-Bundesvorsitzende Konken, der es als "perfide" bezeichnete, dass Guttenberg den Medien "die Schuld für sein Fehlverhalten in die Schuhe schieben" wolle.