Bild: Spiegel GruppeAuch das Internetangebot „Spiegel Online“ soll künftig von einer Doppelspitze geführt werden. Das berichtet der Mediendienst „Turi 2“ am Freitag. Demnach sollen auf Mathias Müller von Blumencron, der künftig gemeinsam mit Georg Mascolo die Zeitschrift „Der Spiegel“ leiten soll, Blumencrons Stellvertreter Wolfgang Büchner und Rüdiger Ditz folgen. Zudem berichtet der Dienst, entgegen anders lautetenden Meldungen werde es doch einen stellvertretenden Chefredakteur beim „Spiegel“ geben. Unter Umständen könnte auch diese Position doppelt besetzt werden. Als Name stehe derzeit Martin Doerry im Raum, der diesen Posten bereits jetzt innehat.

Mit der Entscheidung der Mitarbeiter KG des Spiegel Verlags Mathias Müller von Blumencron und Georg Mascolo zu neuen Chefredakteuren der Zeitschrift zu machen, wird sich das Blatt in Zukunft wohl verändern. So versteht es „Spiegel Online“-Chef Müller von Blumencron Themen crossmedial und auch für junge Zielgruppen ansprechend aufzubereiten. Georg Mascolo hingegen gilt als exzellenter Investigativ-Journalist und könnte so dem Blatt, das in der politischne Berichterstattung im Laufe der Jahre Kritikern zu Folge immer schwächer wurde, wieder zu mehr politischer Relevanz verhelfen.
 

 
Schließlich konnte "Der Spiegel" unter der Führung von Stefan Aust, der das Blatt seit 1994 redaktionell leitet, hervorragende wirtschaftliche Ergebnisse einfahren, doch inhaltlich wurde es über die Jahre immer dünner. Franziska Augstein, Tochter des Blattgründers Rudolf Augstein und mit der Erbengemeinschaft Anteilseignerin des Verlags, bezeichnete den "Spiegel" vor etwas mehr als zwei Jahren als "ein geschwätziges Blatt unter vielen".

Noch allerdings ist die Neubesetzung der Chefredaktion nicht offiziell. Dem Vernehmen nach muss Gruner + Jahr-Chef Bernd Kundrun noch seinen Segen geben. Inoffiziell soll dies laut einem Bericht der „Welt“ schon geschehen sein. Dass Kundrun sich weigert ist ohnehin nicht zu erwarten. Schließlich gilt Müller von Blumencron seit Anbeginn der Nachfolger-Suche als heißer Anwärter für den Posten. Gegen ihn sprach sich Berichten zu Folge zunächst eher die Mitarbeiter KG aus. Zudem muss dringend eine Lösung her. Noch-Chefredakteur Aust ist zwar noch bis Ende 2008 offiziell im Amt, doch an seiner baldigen Abberufung dürfte dem Verlag, der sich nun dem Neuanfang stellen will, gelegen sein.

Bild: Spiegel GruppeDie Neubesetzung des Chefpostens und die damit zu erwartende Neuausrichtung des „Spiegel“ ist Teil massiver Veränderungen im Verlag, die seit einiger Zeit im Gange sind. So wurde zu Beginn des vergangenen Jahres der langjährige Verlagsgeschäftsführer Karl-Dietrich Seikel durch den Manager Mario Frank (Bild links) abgelöst, der den Verlag modernisieren will - was in manchen Teilen der Belegschaft, die über die Mitarbeiter KG, die 50,5 Prozent der Unternehmensanteile hält, mitreden kann, auf wenig Gegenliebe stößt. Seikel war ein Weggefährte von Rudolf Augstein, Stefan Aust ist der letzte Chefredakteur, den der inzwischen verstorbene Blattgründer noch installierte. Frank kommt vom Gruner + Jahr Verlag, der 25,5 Prozent der Unternehmensanteile hält und dem weniger an Sentimentalität in Sachen Augstein als an einer effizienten Verlagsstruktur gelegen sein dürfte.
 

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Es könnte sein, dass die Klärung der Personalie Aust die Eröffnung der Personalie Frank bedeutetet. Hartnäckig halten sich die Gerüchte, dass Frank innerhalb des Verlages mehr und mehr an Rückhalt verliert. In der vergangenen Woche soll er - versehentlich wie man beim Verlag beteuert - Noch-Chefredakteur Aust und dessen Stellvertreter Joachim Preuß überdies nicht zur regelmäßigen Dienstags-Konferenz eingeladen haben, was die Mitarbeiter KG verärgert haben soll.

Es wird in diesen Tagen gern und oft kolportiert, Frank stehe nach einigen Fehlentscheidungen im ersten Jahr auf verlorenem Posten. Doch wenn aus einzelnen Richtungen immer wieder betont wird, Frank sei nach nur rund einem Jahr für den Verlag untragbar, so könnte es auch sein, dass es im Verlag Flügel gibt, die sich den neuen Wegen eines Mario Frank - so diskussionswürdig diese im Einzelfall auch sein mögen - in den Weg stellen, da sie nicht mehr vom Geist des Rudolf Augstein getragen sein könnten. Da käme dann eine öffentliche Demontage natürlich gerade recht.