Egal ob beim Deutschen MIP Cocktail am Montagabend, im spontanen Smalltalk beim Bummel auf der Croissette oder den eng getakteten Terminen in den zahlreichen Straßencafes rund um das Palais de Festival, dem Mittelpunkt der MIPCOM: Über ein Format wurde diesmal bei der TV-Messe besonders viel gesprochen. Und selbst die Konkurrenz fand in aller Öffentlichkeit lobende Worte. Mit "Rising Star" legte das israelische Medienhaus Keshet den klaren Favoriten der MIPCOM vor. Mag man auch gedacht haben, dass das Thema Castingshows längst durch sei, so beweist "Rising Star" das Gegenteil. Hoch emotional, stark in Szene gesetzt und gleichzeitig interaktiv mit Zuschauervoting via App. "Rising Star" könnte es schaffen, das Castingshow-Genre nach "The Voice" noch einmal zu revolutionieren.
Nach Informationen des Medienmagazins DWDL.de hat noch vor Ende der MIPCOM ein deutscher Sender zugeschlagen: RTL hat sich die deutschen Rechte an "Rising Star" gesichert. Das ist in doppelter Hinsicht ein kluger Schachzug: Neben der Tatsache, dass man sich das heißeste Format der Fernsehmesse gesichert hat, könnte diese neue Castingshow auch ein Joker für mehr Unabhängigkeit von Dieter Bohlen sein, denn unwahrscheinlich erscheint auch, dass die RTL-Tochter FremantleMedia, die bislang alle Castingshows der Mediengruppe RTL Deutschland, also "Deutschland sucht den Superstar", "Das Supertalent" und "X Factor" produziert, zum Zuge kommt. In Israel löste "Rising Star" übrigens in diesem Jahr nach 10 Staffeln den Dauerläufer "Pop Idol" ab.
Am Mittag bestätigte RTL den Rechte-Erwerb offiziell. "'Rising Star' hat alle Elemente der klassischen Musikcastingshow, bringt das bekannte Genre der Castingshows jedoch auf ein neues Level", so RTL-Programmgeschäftsführer Frank Hoffmann. "Sowohl für die Kandidaten als auch für die Zuschauer wird es spannender, emotionaler durch die neue Interaktivität. Die Zuschauer sind Bestandteil der Show und somit noch näher dran am Geschehen mittels der noch nie dagewesenen Social Media Integration."
Das Grundprinzip "The Rising Star": Alle Shows sind live und finden von Beginn an vor großem Studiopublikum statt. Der Clou: Die Kandidaten singen zunächst mit Blick auf eine große LED-Wand. Eine Jury im Studio aber mehrheitlich die Fernsehzuschauer zuhause voten live via App, ob sie den Auftritt gut oder schlecht finden. Jedes positive Voting lässt unmittelbar das Profilfoto des Zuschauer oder Juroren auf der LED-Wand im Studio erscheinen. Überzeugt ein Kandidat, sieht er so immer mehr Gesichter von TV-Zuschauern oder Juroren, die ihn unterstützen. Ist noch während dem Auftritt eine gewisse Marke an Zustimmung erreicht, fährt die monumentale LED-Wand nach oben und gibt dem Kandidaten den Blick auf die Jury und die Zuschauer im Studio frei. Dann ist der Kandidat eine Runde weiter.
Wie das Konzept im weiteren Verlauf der Show aussehen soll, ist jedoch noch unklar. Produzent Keshet hält sich sehr bedeckt. In Israel ist die erst Mitte September gestartete Show noch nicht über die extrem erfolgreiche Live-Castingphase hinaus. Selten löste ein Format so viel Neugier und gleichzeitig jedoch so viele Fragen aus. Möglicherweise droht dem Format das Abrutschen in bekannte Muster, wie es bei "The Voice" der Fall ist. Aber das hat "The Voice" bekanntlich nicht geschadet und trotzdem zum Welthit gemacht. Und selbst Cecile Frot-Coutaz, Chefin des Castingshow-Marktführers FremantleMedia, nutzte die Bühne der MIPCOM in Cannes um "der neuen Idee aus Israel" Respekt zu zollen.
Die RTL Group hat übrigens auch darüber hinaus zugeschlagen: Bereits am Monatg, dem ersten Tag der MIPCOM wurde bekannt, dass sich RTL-Sender M6 die Rechte für den französischen Markt gesichert hat. In den USA hat Keshet erst Anfang Oktober ein Joint Venture mit Dick Clark Productions gegründet, um u.a. auch "Rising Star" auch ins US-Fernsehen zu bringen.