Lange wurde darüber geredet, jetzt ist es also soweit: Aus Deutschland kommen in Kürze zwölf neue "Originalkanäle" zum Angebot von weltweit inzwischen schon 160 originären Formaten, die YouTube selbst in Auftrag gegeben hat. Noch gibt es nichts zu sehen, aber die Formate und Produzenten stehen fest: Sechs Unterhaltungsformate, drei Comedy-Sendungen, ein Motorsport-Kanal, ein Gesundheitsangebot und ein Sportkanal werden es sein.
Endemol produziert über die neue Tochterfirma Endemol beyond den Kurzfilm-Kanal "Short Cuts" und einen "Survival guide for parents". Aus dem Hause UFA kommt "Heartbeat Berlin", ein Magazin über "global relevante Trends und urbanen Zeitgeist" und "Trigger", ein Reality-Krimiformat. First Entertainment produziert mit der Berliner Band "Onkel Berni" eine Art LateNight-Show aus dem Wohnzimmer und Motorvision produziert - naheliegend - einen Motorsport-Kanal.
Dazu kommen die Kanäle "HuHa" von ChannelFlip, "Ponk" von Mediakraft, "High 5" von IDG Germany, "zqnce" von Redframe, "Happy & Fit" von All about Video und "Boneless" von Mutant Boy. Zu dem breiten Spektrum der Kanäle bzw. Formate sagt Robert Kynci, Global Head of Content bei YouTube: "Unsere Strategie ist, zu schauen, welche Interessen es in der Welt gibt, die im Fernsehen unterrepräsentiert sind, und sie zu bedienen. Wir suchen gezielt nach diesen "weißen Flecken", in denen es heute kein Angebot gibt."
YouTube will Internetfernsehen mit dieser Offensive endlich profitabel machen. Zunächst einmal ist es jedoch eine reine Wette darauf, dass das funktionieren kann: Für den Anfang geht YouTube ins finanzielle Risiko und hat die Produktionen beauftragt. Entsprechend dem Zuschauer-Feedback entscheidet sich dann, welche Formate bzw. Kanäle weitergefördert werden. Letztlich jedoch soll allein die Online-Werbung die Formate tragen. Neu ist das nicht - nur durch die gebündelte Offensive jetzt noch einmal aufmerksamkeitsstark verpackt.
Lange Zeit geisterte die Inhalte-Offensive als mögliche Konkurrenz für klassische Fernsehsender durch Podiumsdiskussionen und Fachpresse. Doch längst ist klar: Anders als etwa Netflix, die bei ihren Eigenproduktionen die gleichen Standards anlegen wie es sonst bei klassischen TV-Produktionen getan wird, geht es hier um günstiges WebTV. Das kann sicher genauso kreativ sein, vielleicht sogar freier und verrückter. Doch diese Kultur der unabhängigen WebTV-Formate gibt es schon seit Jahren - ganz ohne die Finanzmittel von YouTube bzw. Google.
Sogar Produzenten, die jetzt wieder mit dabei sind wie die UFA, haben selbst schon mal auf eigene Faust WebTV probiert - und mit Ernüchterung wieder fallen lassen. Die jetzige Offensive ist also in erster Linie ein Hoffen darauf, dass es mit YouTube irgendwie besser funktioniert. Doch das Kernproblem bleibt: Wie schafft man überhaupt Aufmerksamkeit für die Produktionen in den Untiefen von YouTube?
Andere Produzenten, die nicht dabei sind, haben nach einer Vorstellung der Offensive durch YouTube schon über die bescheidenen finanziellen Rahmenbedingungen gelästert - und abgewunken. Und so klingt die "Sender-Offensive von YouTube" zwar spektakulär, entpuppt sich jedoch als eine merkwürdig späte (Re)aktion mit begrenzten Mitteln - und Hoffnung als Vater des Gedanken.
Am Montagnachmittag hält Robert Kynci, Global Head of Content bei YouTube, eine Keynote auf der MIPCOM in Cannes. DWDL.de wird auch darüber im Anschluss berichten.