Platz 10
Lettra (2007-2008)
Erinnert sich noch irgendjemand an Lettra? Nein, keine Margarine, sondern ein Literatursender. "Insolvenzverwalter: 'Lettra ist nicht sanierbar'", titelte das Medienmagazin DWDL.de im April 2008. Niemand sei bereit gewesen, die massiven Anlaufverluste zu finanzieren, sagte der Abwickler damals, zumal keiner wisse, wann jemals Gewinne erzielt werden könnten. Der Mann war wohl ein Kulturbanause. Oder einfach Realist. Jeden Tag stundenlang über Bücher und Gedichte zu sprechen, war als Konzept für einen Pay-TV-Sender etwas überambitioniert.

Selbstverständlich findet es der Bildungsbürger in uns beklagenswert, dass Literaturmagazine selbst im öffentlich-rechtlichen Fernsehen ein Nischendasein fristen. Allerdings würden wir im Zweifelsfall unser Geld auch lieber in Bücher zum Selbstlesen investieren als in ein Abo, das uns auf dem Bildschirm über Bücher sprechende Experten bietet. Eigentlich, dachte man, hat Lettra sogar ein versöhnliches Erbe hinterlassen - in Gestalt des Web-TV-Kanals lettra.tv. Doch der verweist heute nur noch auf einen YouTube-Channel mit 2.300 Abonnenten und der letzten Aktualisierung vor rund einem Jahr. War wohl auch zu ambitioniert.

 

Platz 9
Onyx TV (1996-2004)
Das waren Zeiten, in den 90ern. Da brummte es noch im Musikfernsehen. Viva und MTV lieferten sich eine Schlacht nach der anderen um die jungen Videoclip-Konsumenten. Doch wahre Connaisseure rümpften die Nase über so viel Mainstream. Folglich glaubten erst amerikanische, später französische Gesellschafter, uns von dieser vermeintlichen Marktlücke befreien zu müssen. Aus der Fernsehmetropole Dortmund sendete Onyx TV Jazz, Country, Klassik und ein bisschen Schlager. Die angepeilte reifere Generation in deutschen Satellitenhaushalten zeigte sich freilich undankbar. 

Auch der Umzug nach Köln in die unmittelbare Nachbarschaft von Platzhirsch Viva und die Umstellung auf das Beste der 80er und 90er vermochte das langsame Siechtum nicht aufzuhalten. Zu Ehren von Onyx sei festgehalten, dass die ständigen Insolvenzgerüchte schon ein Jahr nach Sendestart aufkamen - aber nie stimmten. Im Herbst 2004 sangen die Spice Girls "Goodbye" und die Groupe AB aus Paris schaltete von Onyx auf Terranova um. Der Naturdoku-Sender hielt keine drei Jahre durch. Wenn wir heute Jazz oder Country hören wollen, greifen wir einfach zu Spotify & Co., die machen jetzt ja auch in Bewegtbild. 

Platz 8
FTL Deutschland (2012-2013)
FTL Deutschland© FTL
Noch weniger als gut gemeinte Musik- oder Bücherkanäle vermissen wir schlecht durchdachte Resterampen. FTL, kurz für Farhad Television Live, hatte die glorreiche Idee, via Satellit und Webstream einen Mix aus Musikvideos und Call-in-Gewinnspielen in die Welt hinauszusenden. Hauptsache billig. Filme, Serien und Live-Sport wurden großspurig angekündigt - doch ehe es dazu kommen konnte, war der Sendebtrieb genauso sang- und klanglos eingestellt, wie er begonnen hatte.

Telefonerlöse über so genannte Mehrwertrufnummern (also die mit den überhöhten Gebühren) sollten wohl das wirtschaftliche Rückgrat von FTL bilden. Zu diesem Zweck nahm man neben etwas Esoterik-Beratung auch Formate wie "Glückspilz" oder "Quizexpress" ins Programm, die wie billige Kopien von unserem verdienten Platz 1 anmuteten. Allzu viele Anrufe schienen den Sender nicht zu erreichen - auch wenn sich ein paar Unverdrossene in einschlägigen Onlineforen schon auf ihre neue Call-in-Heimat gefreut hatten. Wer in unserem Jahrzehnt noch abzocken will, ist mit Trojanern und Abo-Fallen im Internet besser beraten.

Platz 7
DF1 (1996-1999)
In puncto Großspurigkeit können wir bis heute von Leo Kirchs früh-digitalem Blütentraum lernen. "DF1 ist kein neuer Sender. DF1 ist das neue Fernsehen", hieß es, als die vermeintliche Zukunft des Pay-TV beginnen sollte. Das war 1996 und Kirch betrieb bereits Premiere, gemeinsam mit Bertelsmann und Canal+. Weil man dort über den Umstieg von analog auf digital uneins war, preschte der Münchner Mogul einfach mit einer konkurrierenden Plattform vor. Genug Film- und Sportrechte hatte er ja im Haus, und Nokia lieferte eine Million D-Boxen, den Decoder, den man zur Entschlüsselung benötigte.

Aus heutiger Sicht fast schon ein putziges Unterfangen. Wissen wir doch, dass es noch annähernd zwei Jahrzehnte dauerte, ehe eine nennenswerte Abonnentenzahl dem deutschen Pay-TV zum wirtschaftlichen Durchbruch verhalf. Unlängst bekannte der damalige DF1-Geschäftsführer Gottfried Zmeck im Studio D, noch ein paar D-Boxen zu Hause zu haben. Weder sie noch DF1 müssen wir vermissen, schließlich hat der Nach-Nachfolger Sky endlich Technik, Service und inhaltliche Vielfalt zum State of the Art geführt. Zur Erfahrung haben die frühen Übungen sicher beigetragen.

Platz 6
tm3 (1995-2001)
tm3 Vorher-Nachher-Show© tm3
Braucht das deutsche Fernsehen einen Frauensender oder nicht? Man konnte darüber trefflich streiten, bis Sixx es erfolgreich vorgemacht hat. In den 90ern beantworteten Tele München und der Bauer-Verlag die Frage jedenfalls mit ja und schickten tm3 mit täglichen Magazinen rund um Lifestyle, Mode, Haus und Garten auf Sendung. Andrea Sokol durfte Tipps zu "Leben & Wohnen" geben, Gundis Zámbó führte durch die "Vorher-Nachher-Show".

Es hätte so schön kuschelig für die geneigte Zuschauerin sein können, wenn nicht Rupert Murdoch 1999 für viel Geld die Übertragungsrechte der Champions League gekauft hätte - und tm3 gleich dazu, weil er irgendwo Sendefläche brauchte. Aus dem Frauen- wurde ein Fußballsender, dessen Profil auch nicht klarer wurde, als Murdoch nach einer Saison die Lust verlor und der Teleshopping-Betreiber H.O.T. Networks sowie ProSiebenSat.1 das Ruder übernahmen. Das Totenbett der Marke tm3 war zugleich die Wiege von Sonnenklar.TV und unserem Platz 1.

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