Wayne Carpendale? Jetzt ernsthaft, Wayne Carpendale? Als in der DWDL.de-Redaktion vor einigen Wochen die Information ankam, dass Sat.1 eine Neuauflage der Gameshow „Deal or no deal“ plant, hätten wir auf allerlei Namen getippt. Nur nicht auf Wayne Carpendale. Als der Sender die Personalie dann bestätigte, übten auch wir uns intern im üblichen Zynismus, den Journalisten und TV-Kritiker gerne an den Tag legen. Nach der Premiere der Neuauflage von „Deal or no deal“ am Mittwochabend muss man sich selbst an die Nase fassen und zugeben: Bei der Moderation hat Sat.1 doch einen guten Riecher bewiesen.



Wayne Carpendale, der Kilometer-Geld für die Spaziergänge durch das große Studio-Set verdienen muss, schafft immer wieder Momente der Selbstironie („Ja, ich bin Schauspieler. Deswegen moderiere ich jetzt ja auch bei Sat.1“) und manchen Witz, was angesichts des etwas eintönigen Spielprinzips eine willkommene Bereicherung ist. Er bleibt dabei charmanter als ein Guido Cantz es von Haus aus ist. Und ein bisschen schauspielern darf er auch - immer dann, wenn in der Logik des Formats „Deal or no deal“ die vermeintliche Bank „anruft“.

Also alles gut bei „Deal or no deal“? Nein, leider nicht. Es ist nicht die Verpackung der Show, die stört. Es ist schließlich ein elegantes Studio-Set in dem jetzt 20 Kandidaten die Boxen mit den Beträgen halten, die aus unerfindlichen Gründen allerdings keine Koffer mehr sind. Statt den Koffer-Girls gibt es also Interaktion zwischen den Kandidaten, die wiederum erstaunlich mitteilungsfreudig und pfiffig wirken. Das ist zwar schön und belebend, aber wirkt doch im deutschen Fernsehen so ungewohnt und daher künstlich.

Der Show wird zum Verhängnis, dass alles zu perfekt läuft. Dass bei der allerersten Kandidatin - Wunschtraum: Waffel-Laden - gleich alles wie am Schnürchen läuft und am Ende 150.000 Euro gewonnen werden, ist da beinahe schwer zu verdauen. Man hätte es nicht besser inszenieren können - ein Satz, der hier gleichzeitig als Lob und Sorge zu verstehen ist. Nimmt der Zuschauer diese perfekte Fernsehunterhaltung hin? Oder weckt es Misstrauen?

Schön versemmelt hat Sat.1 bei der sonst so perfekt produzierten Sendung übrigens die Platzierung der Werbepause: Sie wurde mitten in eine völlig spannungsfreie Spielrunde gelegt und noch dazu so brutal reingeschnitten, dass es beinahe weh tat. Auch das Format selbst steht mit diesem Comeback natürlich auf dem Prüfstand. Will eine ausreichend große Zuschauerschaft Woche für Woche zur besten Sendezeit sehr motivierten Menschen bei der Auswahl von Boxen zuschauen, in denen Geldbeträge notiert sind?

Doch unabhängig davon ob die Neuauflage von „Deal or no deal“ zur besten Sendezeit trägt und ein Erfolg wird, kann Sat.1 und sein Publikum eine Erkenntnis aus der Sendung mitnehmen: Egal in welche Schublade man Wayne Carpendale zuvor gesteckt hatte; man darf ihn dort gerne rausholen. Die souveräne, durchaus humorvolle Moderation heute hat nichts mehr mit dem zu tun, was Carpendale vor vielen Jahren als Co-Moderator von "Dancing on Ice" bei RTL noch so schrecklich falsch gemacht hat.

Das ist für den Sender eine durchaus wertvolle Erkenntnis, denn Carpendale soll schließlich auch die Neuauflage des langjährigen Sat.1-Klassiker „Nur die Liebe zählt“ übernehmen und dort das Erbe von Kai Pflaume antreten. Was ihn übrigens von Kai Pflaume, aber auch beispielsweise Thore Schölermann (der im Anschluss das belanglose „verrückte Körperquiz“ wegmoderierte) abhebt, ist der latente Hang zur Selbstdarstellung. Er gefällt sich selbst schon sehr gut. In Zeiten austauschbarer Moderationsroboter eckt man damit schon an. Ob diese Tatsache jetzt mehr über ihn oder aber die Branche um ihn herum aussagt, bleibt dahingestellt.