Über Wochen hinweg wurde über die Zukunft von Harald Schmidt spekuliert. Mal wieder. Es ist ein Zustand, an den sich die Fans des Late-Night-Talkers längst gewöhnt haben. Und mal wieder ist alles gut gegangen. Schmidt und Sky haben sich darauf verständigt, ein weiteres Jahr zusammenzuarbeiten - für beide Seiten eine gute und zugleich wichtige Entscheidung, weil sie ihnen in erster Linie hilft, das Gesicht zu wahren. Für Schmidt bedeutet die Vertragsverlängerung zunächst mal Planungssicherheit. Er war es schließlich, der auf eine zügige Einigung pochte. Viel wichtiger aber: Nach seinem unfreiwilligen Abschied von Sat.1, wo man ihn nicht mal ein Jahr nach seinem groß gefeierten Comeback wegen schlechter Quoten wieder vor die Tür setzte, wäre ein erneuter Rausschmiss nicht gerade rühmlich gewesen.
Rühmlich waren seine Quoten aber auch bei Sky in den vergangenen Monaten zumeist nicht. Wenn Zuschauerzahlen mitunter so niedrig sind, dass sie sich kaum messen lassen, ist das auch für einen Bezahlsender kein Erfolg. Und ob es für Schmidt befriedigend ist, quasi vor leeren Rängen zu spielen, erscheint zumindest fraglich, auch wenn er kürzlich in einem Interview auf sein ausverkauftes Studio verwies. "Ich kann mir vorstellen, wie es ist, zehn Millionen Zuschauer zu haben. Aber das will ich mir nicht vorstellen, weil ich weiß, was das für eine Sendung wäre. Grauenhaft!" Doch vom ausverkauften Studio in Mülheim wird man sich in Unterföhring bei den Rechenmeistern von Sky kaum beeindrucken lassen. Immerhin: Mit der Unterstützung von König Fußball sind inzwischen für die "Harald Schmidt Show" regelmäßig auch relevante Reichweiten von mehr als 100.000 Zuschauern drin - die Zuschauer über die Abruf-Dienste Sky Go und Sky Anytime nicht mitgerechnet.
Doch solche Zahlen sind eben die Ausnahme, nicht die Regel. Gebetsmühlenartig und fast schon trotzig betonte Sky daher, nicht auf die Quote schauen zu wollen. Von der nun bekannt gewordenen Vertragsverlängerung geht daher auch ein wichtiges Zeichen aus: Sky meint es Ernst mit seinem Vorhaben, nicht allein auf die Zuschauerzahlen achten zu wollen. Eine echte Alternative zur Vertragsverlängerung gab es daher kaum. "Wir wissen um seinen Wert - vor und neben der Kamera", war nun von Seiten des Senders zu hören. Tatsächlich dürfte Schmidts Wert neben der Kamera aktuell deutlich höher sein. Wann immer er ein Zeitungs-Interview gibt oder in Talkshows wie kürzlich jener von Frank Elstner auftritt, kann sich Harald Schmidt großer Aufmerksamkeit sicher sein. Das ist nicht nur gute Werbung für ihn, sondern auch für Sky, wo Schmidt seit Herbst exklusiv zu Hause ist.
Allein: Mit seiner Show sorgt er schon länger nicht mehr für Schlagzeilen. Dabei kann die sich durchaus sehen lassen. Natürlich war Harald Schmidt schon besser als momentan. Gut ist er aber auch jetzt. Der regelmäßige Schlagabtausch mit Olli Dittrich ist in der Regel höchst unterhaltsam und von der Müdigkeit, die man Schmidt gerne mal nachsagt, ist längst nichts mehr zu spüren. Potenzial gibt's trotzdem reichlich. Und zwar auf beiden Seiten, denn Sky macht es seinen Zuschauern auch nicht nicht immer leicht, die "Harald Schmidt Show" zu finden. Im Programm von Sky Atlantic HD wirkt die Late Night zwischen all den Serien bisweilen etwas verloren und bei Sky Hits ist der Start des vorherigen Spielfilm zwar stets so ausgerichtet, dass Schmidt pünktlich senden kann - doch das hat zur Folge, dass die Primetime hier eben nicht um 20:15 Uhr beginnt, sondern gut und gerne auch mal 20 Minuten später.
Audience Flow ist definitiv eine Sache, die das Pay-TV in Deutschland noch besser machen kann. Gleiches gilt für das Versteck von Harald Schmidt bei Sky Go. Hier muss man schon sehr genau wissen, wo man zu suchen hat, um seine Show schnell zu finden. Genau genommen ist Sky daher eigentlich noch gar nicht bereit für Schmidt - weil man ihm und seiner Show derzeit schlicht nicht das passende Programm-Umfeld bieten kann. Ein Unterhaltungskanal nach dem Vorbild von Sky 1 in Großbritannien müsste dafür her, doch der ist erst mal nicht in Sicht. Kein Wunder also, dass man mit der Verlängerung des millionenschweren Schmidt-Vertrag erst mal zögerte, immerhin hätte Sky mit dem Etat der Show vermutlich auch in die Produktion einer eigenen Serie einsteigen können. Dieses Vorhaben muss allerdings noch einige Jahre warten.
Stattdessen darf Schmidt ein weiteres Jahr bei Sky auf Sendung gehen. Klar ist: Auch wenn Sky die von der "Süddeutschen Zeitung" kolportierten zehn Millionen Euro pro Jahr dementiert - einer wie Schmidt kostet reichlich Geld. Und günstiger als bisher wird er seine Show wohl kaum machen. Es sei denn, man will die Sendezeit noch weiter kürzen. Schwache Quoten hin oder her: Schmidt und sein Partner Fred Kogel diktieren auch weiterhin die Bedingungen, mit dem Risiko, komplett ohne Sender dazustehen. "Ich will den Aufwand. Ich will eine Staatstheater-Situation", sagte Harald Schmidt kürzlich in einem Interview über die hohen Kosten seiner Sendung. "Wobei ich es besser habe als die Staatstheater, denn die müssen mittlerweile auch sparen. Wegen des Arbeitsrechts muss ich Leute fest anstellen, die ich nur zehn Minuten am Tag brauche. Ich finde das toll."