Der neue Rundfunkbeitrag zur Finanzierung der Öffentlich-Rechtlichen wurde im Dezember 2011 verabschiedet. Damals hat das außerhalb der Medienbranche niemanden so richtig interessiert. Dafür ist die Welle der Empörung über die neue Gebühr aber auch die Öffentlich-Rechtlichen im Gesamten jetzt umso höher. Und wann immer empört über die Milliarden von ARD&ZDF gesprochen wird, dauert es nie lange bis eine ganz bestimmte, recht absurde Argumentation ins Spiel gebracht wird.
Diesmal übernimmt das Dieter Gorny. Der ehemalige VIVA-Chef und Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands Musikindustrie fordert im "Handelsblatt" vom Montag einen öffentlich-rechtlichen Musiksender. Und das ausgerechnet jetzt? Wo sich alle über ARD&ZDF sowie die Rundfunkgebühr erregen? In der Tat. Denn hier kommt sie, die so geniale wie fatale Argumentation: Bei dem vielen Geld müssten doch noch irgendwo bescheidene 30 Millionen Euro im Jahr drin sein. Die bräuchte so ein Sender.
"Wenn ARD und ZDF den weiteren Generationenabriss stoppen wollen, brauchen Sie mehr Musik mit spannenden Formaten, innovativ und bimedial. Kurzum: einen eigenen Musiksender", sagt Dieter Gorny. Und: "ARD und ZDF sind auf Grund des Rundfunkstaatsvertrags zu Kultur und Bildung verpflichtet. Mit einem Musikkanal könnten sie dieser Verpflichtung in idealer Weise nachkommen." Dass es schon junge Kulturangebote der Öffentlich-Rechtlichen gibt, scheint ihm entgangen zu sein.
Noch ein neuer Sender - das kann nicht des Rätsels Lösung sein. Für Gorny und Kollegen vielleicht. Sonst aber nicht. Ein Blick auf die Jahreshitliste 2012 zeigt auch, dass der vor Jahren mal beschworene Untergang deutscher Musik nicht zu befürchten steht. Die moralische Keule mit der Verantwortung und Notwendigkeit der Förderung deutscher Musik - sie wirkt nicht mehr wirklich. Stattdessen aber liefert Gorny einen lehrreichen Beitrag zum Verständnis über manche merkwürdige Gebührenausgaben, die uns heute überflüssig erscheinen.