"Ich ziehe nicht ins Frühstücksfernsehen um", versicherte Thomas Gottschalk am Montag gleich zu Beginn seiner Sendung. Nach knapp zwei Monaten geht es für ihn nun um alles oder nichts. "Wir gehen nicht, aber wir bauen um", so der Moderator, der zuletzt sogar gleich mehrfach weniger als eine Million Zuschauer erreichte. Schönreden lassen sich die Quoten von "Gottschalk Live" am ARD-Vorabend inzwischen nicht mehr, sodass all die Veränderungen, die nun langsam, aber sicher Einzug halten werden, fast schon einer letzten Chance gleichkommen. "Werden Sie Zeuge, ob ein Titan den Quotentod stirbt", sagte Gottschalk und drückte zugleich seine Hoffnung aus, dass Schiller Recht behalten und neues Leben aus Ruinen wachsen wird.
Jetzt soll erst mal eine Woche lang umgebaut werden. Auch wenn Gottschalk und seine Gäste am Montag noch nicht selbst anpackten und stattdessen lediglich Leitern und eingepackte Möbel im Hintergrund den Aufbruch signalisieren sollten, tat sich im Studio trotzdem bereits einiges. Die auffälligste Veränderung: Gottschalk hat sein Publikum zurück - und er selbst musste schnell zugeben: "Es ist doch schöner, wenn man seinem Publikum ins Auge blicken kann." Dass die Redaktion dafür weichen musste, lässt sich wohl auch deshalb verschmerzen, weil all die Mitarbeiter in den vergangenen Wochen ohnehin meist nur Mini-Auftritte hatten - wenn überhaupt.
Nun kommt also allmählich doch noch Leben ins Humboldt-Carré. Wo Gottschalks Witze und Anmerkungen bislang im Nichts versackten, gibt es nun Lacher und Applaus. Nein, wer die vergangenen Ausgaben von "Gottschalk Live" gesehen hat, wusste: Ohne sein Publikum kann Gottschalk nicht zur Höchstform auflaufen - zumal sonst jeder noch so kleine Fehler erst recht auffällt. Und davon gab es seit dem Start im Januar wahrlich genug. Nur gut, dass Thomas Gottschalk am Montag genug Humor bewies und sich selbst darüber lustig machte. "Moderieren für Vollprofis" lautete ein Beitrag des NDR-Satiremagazins "Extra3", der noch einmal bei "Gottschalk Live" zu sehen war - inklusive kurioser Szenen wie jenen, als Gottschalk Anke Engelke zur Annette machte oder den "Schuh des Manitu" ins Jahr 1982 verfrachtete.
Humor bewies Gottschalk später auch, als er gemeinsam mit seinem Gast Jan Hofer wütende Zuschauerpost vorlas, darunter den Brief einer Frau, die sich als Feng-Shui-Beraterin ausgibt und für bessere Schwingungen in Gottschalks Vorabend-Wohnzimmer sorgen möchte. Ob das helfen kann, bleibt abzuwarten - doch zumindest scheint der Weg, der bitteren Quotenkrise mit Galgenhumor zu begegnen, nicht verkehrt zu sein. Dazu passt auch, dass Gottschalk Hofer erst mal ein Namensschild verpasste, um nicht gleich den nächsten Namen zu verwechseln - verbunden mit der fast schon flehenden Frage: "Bin ich alleine so ein Volltrottel?" Hofer verneinte, sprach über eigene Pannen und schon war Gottschalks Welt wieder in Ordnung.
Im Falle der Zuschauerzahlen dürfte es dagegen weitaus schwerer sein, die Ordnung wiederherzustellen. Helfen soll in Zukunft ein weiblicher Sidekick, für den Comedian Oliver Pocher auf der Straße schon mal ein kleines Casting veranstaltete. Das war zwar wenig erhellend, aber zumindest stellenweise lustig, auch wenn man sich wünschen würde, dass sich auch Thomas Gottschalk höchstselbst endlich mal unter das Volk wagt. Mit seiner Spontanität könnte ganz sicher der eine oder andere lustige Einspielfilm entstehen. Doch noch, und das ist die Hoffnung, ist der Umbau nicht abgeschlossen, weitere Neuerungen wird es ganz sicher geben. Man befinde sich auf dem Weg aus der Todeszone hin zu blühenden Landschaften, scherzte Gottschalk am Montag. Nicht ausgeschlossen, dass es dafür womöglich schon zu spät ist. Immerhin: Das Lachen ist ihm noch nicht vergangen.