"Es sind Seifenblasen." Es war einer der Sätze, mit denen sich Thomas Gottschalk am Samstagabend gegen viertel nach elf von seinen Zuschauern verabschiedete. Seifenblasen, die für einen Moment unterhalten und im nächsten Moment vergessen sind - nicht mehr, nicht weniger ist Fernsehen, ist das Showbiz, ist "Wetten, dass..?". Und doch war die Ära Gottschalk, die nun nach langer Abschiedstournee tatsächlich zu Ende ging, mehr als nur eine Seifenblase. Fast ein Vierteljahrhundert lang präsentierte er Wetten, küsste schöne Frauen und riss Witze am Fließband. Den Kritikern gefiel das nicht immer, doch sein Publikum verehrte ihn bis zum Schluss.

All das ist nun vorbei, zumindest im Rahmen von "Wetten, dass..?". Gottschalks Finale fiel bewegend aus, weil noch einmal seine schönsten Momente aus 151 Sendungen zu sehen waren und sich der Moderator noch einmal im Applaus seines Publikums, das ihn über all die Jahre hinweg getragen hat, baden konnte. Dunkles Licht, emotionale Musik, "Danke Thomas". Und dann ging er tatsächlich. Dass Gottschalk noch einmal zurückkehren wird auf die große "Wetten, dass..?"-Bühne, wie manche munkeln, gilt wohl als ausgeschlossen. Ein weiteres Mal wird er sich kaum überreden lassen.

 

"Ich zeig euch nochmal, wie's geht", scherzte der Moderator bereits im Warm-Up, das das ZDF erstmals vor der eigentlichen Show live übertrug. Und tatsächlich präsentierte sich Thomas Gottschalk am Samstagabend noch einmal in Bestform. "Ich bin der letzte Clown, der noch da ist", scherzte er gleich zu Beginn der Sendung und ergänzte: "Berlusconi ist weg, Gaddafi ist weg." Wie kaum ein anderer fand Gottschalk bis zuletzt stets den richtigen Ton - erst recht, als genau das wirklich gefragt war. Der schreckliche Unfall eines Wettkandidaten im vergangenen Jahr, der Gottschalks Abschied letztlich beschleunigte, belegte dies eindrucksvoll.

Und die letzte Sendung? Sie verlief erstaunlich normal - Gott sei Dank, möchte man sagen. Nicht zuletzt Thomas Gottschalk dürfte das gefreut haben. "Es war keine Beerdigung", sagte er, nachdem der letzte Vorhang gefallen war. Unrecht hatte er damit nicht, denn im Grunde genommen war doch alles wie immer. Die Wetten waren durchwachsen bis spannend - vom Mann, der Toilettenspülungen voneinander unterscheiden konnte bis hin zum Mountainbike-Fahrer, der auf Schnee schneller unterwegs war als ein Snowboarder. Als eine Kandidatin wettete, sämtliche Outfits von Thomas Gottschalks der jeweiligen Sendung zu ordnen zu können, erlaubte sich das Team übrigens eine nette Idee: Im Hintergrund war noch einmal Musik aus frühen "Wetten, dass..?"-Jahren zu hören.

Deutlich weniger überraschend fiel die Promi-Couch aus: Günther Jauch mimte den wissbegierigen Schuljungen, Til Schweiger und Iris Berben gehören ohnehin zum Inventar und mit Jessica Biel war eine US-Schauspielerin zu Gast, die den Anlass des Abends nicht verstand und schließlich erwartungsgemäß schon vor dem Abspann das Weite suchte. Wie es mit "Wetten, dass..?" weitergehen wird, bleibt auch nach Gottschalks letzter Sendung weiter im Unklaren. Nur seine eigene Zukunft in der ARD ist geklärt - zumindest, wenn die Quoten stimmen. Als Michelle Hunziker Gottschalk zum Abschied ein Glas Würstchen, wie er es stets in seiner Garderobe stehen hat, überreichte, konterte der Moderator schlagfertig: "Die haben bei der ARD eigene Würstchen."

Noch vor seinem Einstand im Ersten zeigte Gottschalk seinem neuen Arbeitgeber somit, wer künftig das Sagen haben wird. Doch den Satz des Abends lieferte nicht Gottschalk. Wolfgang und Anneliese brachten die bisweilen lächerliche Nachfolge-Debatte auf den Punkt: "Wenn du diese Sendung nicht weitermachst", scherzten sie in einer Schalte, "dann macht's ein anderer." Thomas Gottschalk wird damit leben können. Es sind ja nur Seifenblasen. Fehlen wird er trotzdem.

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