In weniger als zwei Wochen beginnt die Fußball-Europameisterschaft. Diese verspricht einen vierwöchigen Ausnahmezustand im deutschen Fernsehen – mitsamt verlässlich hohen Zuschauerzahlen bei ARD und ZDF, die wie gewohnt die Mehrzahl der Spiele übertragen. Beim ZDF herrscht im Programm aber auch dann Ausnahmezustand, wenn man mit den Übertragungen gar nicht an der Reihe ist. Das gilt zumindest für das "heute-journal", dessen Sendezeit während der EM fast durchweg um die Hälfte auf 15 Minuten gekürzt wird. Das mag an jenen Abenden, an denen das Nachrichtenmagazin in den Halbzeitpausen gesendet wird, nachvollziehbar erscheinen.

Dass das "heute-journal" aber auch dann um 22:00 Uhr endet, wenn die EM-Übertragungen im Ersten über die Bühne gehen, dürfte zumindest jene Zuschauer, die mit Fußball gar nichts am Hut haben, verwundern. "Wir wissen, wie groß die Aufmerksamkeit für Fußball ist und bieten an den ARD-Fußballtagen ein attraktives Gegenprogramm", erklärte ZDF-Sprecher Thomas Hagedorn auf Nachfrage des Medienmagazins DWDL.de. Das "attraktive Gegenprogramm", von dem man auf dem Lerchenberg spricht, bedeutet ganz konkret, dass ein verkürztes "heute-journal" in direkter Konkurrenz zu den Halbzeit-bedingt verkürzten "Tagesthemen" zu sehen ist.

Man wolle mit diesem Schritt "den speziellen Zuschauer-Interessen Rechnung tragen", heißt es von Seiten des Mainzer Senders, dem es eigenen Angaben zufolge wichtig ist, das "heute-journal" zur gewohnten Zeit zu senden. Überspitzt heißt das: Wenn schon Nachrichten, dann wenigstens nicht im völlig aussichtslosen Kampf gegen die zweite Halbzeit. In Stein gemeißelt sind die verkürzten Sendezeiten des "heute-journals" aber nicht. "Sobald aktuelle Ereignisse es nötig machen, werden wir aber nicht zögern, zusätzliche Nachrichten ins Programm zu nehmen beziehungsweise das 'heute-journal' zu verlängern", erklärt der ZDF-Sprecher und betont, dass mit der Kürzung keine Kostenersparnis einhergeht.

Neu ist der Weg, den der Sender während der Europameisterschaft einschlägt, indes nicht. Schon vor vier Jahren ging der Sender ganz ähnlich vor – und nutzte dabei die um 21:45 Uhr beginnende Halbzeitpause, um sein gestrafftes "heute-journal" als Alternative zu den ebenfalls verkürzten "Tagesthemen" zu senden. Mit dem Ergebnis war man dabei offensichtlich so zufrieden, dass man in diesem Jahr genauso verfahren wird. Die ARD wird seine Nachrichten dagegen an den ZDF-Übertragungstagen nicht in gekürzter Form ausstrahlen, was freilich auch damit zusammenhängt, dass der reguläre Sendeplatz der "Tagesthemen" nicht mit der Halbzeitpause der EM-Spiele zusammenfällt.

Mit ihrem Beginn um 22:15 Uhr muss die Sendung damit in direkter Konkurrenz zur letzten halben Stunde der Partien antreten – aus Quotensicht ein wenig aussichtsreiches Unterfangen. Aber zumindest hat der Fußball die "Tagesthemen" damit längst nicht so sehr im Griff wie das "heute-journal".

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