Es liegt noch gar nicht so lange zurück, da steckte "Galileo" in argen Quoten-Nöten. Jeweils weniger als zehn Prozent Marktanteil verzeichnete das ProSieben-Magazin in den Monaten April und Mai des vergangenen Jahres. Ernüchternde Zahlen also für das langjährige Aushängeschild des Senders, das fast zwei Jahre lang mit mal mehr, mal weniger großen Problemen zu kämpfen hatte. Zwischen September 2013 und September 2015 gelang es "Galileo" in nur sieben Monaten, einen durchschnittlichen Marktanteil von mehr als elf Prozent zu erzielen. Doch inzwischen hat sich die Situation gebessert: Alleine in den vergangenen acht Monaten bewegte sich das Wissensmagazin am Vorabend nun in sieben Monaten über dieser Hürde und unterm Strich ist "Galileo" in diesem Jahr bislang so erfolgreich wie seit immerhin vier Jahren nicht mehr.

Langzeittrend: Galileo
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Von Zufall kann angesichts der Häufung guter Quoten also gewiss keine Rede sein. Viel mehr sind die gestiegenen Zahlen eine Folge inhaltlicher Anpassungen, die ProSieben bei seinem Dauerbrenner vorgenommen hat. "Magazine haben immer Quoten-Schwankungen. Aber wir haben bei 'Galileo' viel verändert", betont ProSieben-Sprecher Christoph Körfer gegenüber dem Medienmagazin DWDL.de und verweist darauf, die Relevanz der Themen für den Alltag erhöht zu haben. "Zum anderen haben wir mit galileo.TV eine inhaltlich neue Online-Präsenz entwickelt. Das honorieren unsere Zuschauer." Man habe den Anspruch, täglich mit relevanten Hintergrundbeiträgen auf aktuelle Themen reagieren zu können. "Das ist für Wissensfernsehen wichtiger geworden", so Körfer auf die Frage, weshalb eine Sendung wie "Galileo" überhaupt täglich live produziert werden muss.

Gleichzeitig wurde zuletzt auch verstärkt an der Herangehensweise an Themen geschraubt. Nach der gelungenen Aktion "Du bist Kanzler" steht etwa kurz vor der Fußball-Europameisterschaft der interaktive Film "Du bist Bundestrainer" an, in dem die Zuschauer das Großereignis aus neuer Perspektive erleben und ihre ganz eigenen Entscheidungen treffen können. Im Sommer will "Galileo" außerdem eine Woche lang auf Virtual Reality setzen. "Als erstes Magazin bietet 'Galileo' seinen Zuschauern die Chance, Fernsehen in einer neuen Dimension zu erleben", verspricht der Sender vollmundig. Das Vorprogramm ist für den Erfolg der Sendung dagegen aus Sicht von ProSieben gar nicht so sehr entscheidend. "Galileo" funktioniere aus sich heraus, versichert Christoph Körfer - und bei "taff" ist das zumindest ein Stück weit ganz ähnlich.

Tatsächlich verzeichnete zuletzt nicht nur das Wissensmagazin steigende Quoten, sondern auch das Boulevardmagazin, das im vorigen Jahr bereits seinen 20. Geburtstag feierte. Bei knapp 14 Prozent Marktanteil liegt "taff" aktuell in der Zielgruppe – das sind über drei Prozentpunkte mehr als noch vor fünf Jahren. Zu einer klaren Auskunft darüber, wie hoch der Anteil tagesaktueller Themen ist, will sich ProSieben-Sprecher Christoph Körfer auf DWDL.de-Nachfrage jedoch nicht hinreißen lassen. Es müsse vielmehr "täglich die richtige Balance aus eigenen Beiträgen und tagesaktuellen Themen" gefunden werden, sagt er. "Da gibt es keine Formel." So sei manchmal eine ganze Sendung aktuell, während es an anderen Tagen mitunter nur eine Rubrik wie etwa den "taff"-Klatsch gebe.

Das Hauptaugenmerk liege bei "taff" zwar auf Themen, "die den Tag über für Schlagzeilen und Buzz sorgen", doch das alleine ist wohl nicht entscheidend für den jüngsten Erfolg. "Wichtiger als die Aktualität ist für den ProSieben-Zuschauer, dass die Themen für seine Leben relevant sind", betont Körfer. Das eint dann auch gewissermaßen die beiden täglichen Magazine des Senders. Ob man bei ProSieben angesichts des steigenden Zuspruchs das vor nunmehr sieben Jahren eingestellte Mittagsmagazin "SAM" vermisst, ist nicht überliefert. Doch bei allen Erfolgen ist auch klar, dass die Produktion solcher Sendungen ungleich teurer ist als das Abspielen amerikanischer Lizenzserien in Dauerschleife.

Rebecca Mir und Daniel Aminati© ProSieben / Benedikt Müller

Schnell seien 70 Personen an einer solchen Sendung beteiligt, sagt der ProSieben-Sprecher und rechnet vor: "Das Inhouse-Team mit Moderatoren, Redakteuren, CVDs und Volontären. Dazu kommen noch die Mitarbeiter aus der Regie, die Kameramänner, die Lichtleute, die Kollegen vom Ton, das Styling und die Maske." Und dann gibt es auch noch externe Produktionsfirmen, die zu jeder Sendung Beiträge anliefern. Dennoch will ProSieben in den kommenden Monaten verstärkt in den Magazin-Bereich investieren. Schon Ende vergangenen Jahres hatte der Sender angekündigt, die "Galileo"-Marke ausbauen zu wollen. Dazu sollen gleich mehrere neue Reportage-Formate kommen, die ProSieben in der nächsten Woche genauer vorstellen möchte.

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