Wenn derzeit das berüchtigte Badewannen-Foto von Uwe Barschel wieder vermehrt auftaucht, mal mit dem echten, mal mit dem von Matthias Matschke täuschend echt gespielten – dann liegt das vor allem an der Hartnäckigkeit von Ariane Krampe. Zwar gibt es aktuell keinen Jahrestag zu begehen, das 30-Jährige der Barschel-Affäre steht erst im Herbst 2017 an. Doch die Münchner Fernsehproduzentin bringt am kommenden Samstag – nach rund neun Jahren Entwicklung und Vorbereitung – ihren Film "Der Fall Barschel" ins TV.

"Das ist sicher mein untypischster Event-Film", sagt Krampe, die einst mit Nico Hofmann "Der Tunnel" oder "Die Luftbrücke" produzierte, im Gespräch mit dem Medienmagazin DWDL.de. "Mir ging es nicht nur um Hochglanz, sondern vor allem um Verdichtung. Ich möchte das moderne Erzählen auf historischer Grundlage weiterentwickeln." Zwischen Idee und Ausstrahlung lagen für die Produzentin zwei Firmenwechsel. Seit April 2015 leitet sie ihre eigene Firma Ariane Krampe Filmproduktion.

 

Wäre es nach der studierten Juristin und zugelassenen Rechtsanwältin gegangen, hätte der von Kilian Riedhof ("Homevideo") geschriebene und inszenierte "Fall Barschel" wohl schon früher gedreht und gesendet werden können. Doch der Stoff rund um Verleumdung, Waffengeschäfte und den mysteriösen Tod eines Ministerpräsidenten ist bis heute brisant – die Öffentlich-Rechtlichen reagierten über Jahre mit Absagen oder Verzögerungstaktik. Da musste erst die Neuausrichtung der ARD-Filmtochter Degeto mit Christine Strobl als Geschäftsführerin und Sascha Schwingel als Redaktionsleiter kommen, bevor Krampe ihre Zusage erhielt und 2014 drehen konnte.

Eine "wirklich einzigartige Kombination aus einem realen politischen Skandal, der tödlich endete, und einem Thriller, dem es gelingt, auf filmisch höchstem Niveau die möglichen Theorien und Verschwörungen um einen Mythos zu erzählen", sieht Schwingel in dem Film, der ursprünglich als Zweiteiler geplant war, nun aber 180 Minuten am Stück ab 20.15 Uhr im Ersten läuft (mit der anschließenden Doku "Barschel – Das Rätsel" von Stephan Lamby). "Ich glaube nicht mehr an eine vollständige Aufklärung und habe trotz jahrelanger sorgfältigster Recherche auch nicht darauf spekuliert, nun im Film die ultimative Lösung zu präsentieren", sagt Ariane Krampe. "Vielmehr nehmen wir die Abgründe des größten deutschen Politskandals der Nachkriegszeit als Folie für einen komplexen Thriller und zeigen damit Strukturen auf, die unsere Demokratie erheblich bedrohen können – damals wie heute."

Die Entwicklung des Mammutprojekts begann 2007, als Krampe noch Produzentin und stellvertretende Geschäftsführerin der UFA-Tochter teamWorx war. Als sie im Herbst 2013 dem Ruf von Michael Souvignier folgte und zu Zeitsprung Pictures wechselte, nahm sie den "Fall Barschel" mit. Wenige Monate nach Ende der Dreharbeiten wechselte sie abermals – diesmal in ihre eigene Firma. "Ich habe große Lust auf das Abenteuer einer eigenen Firma verspürt", so Krampe. "Für mich ist das die konsequente Fortsetzung meiner bisherigen Laufbahn, in der ich bereits sehr eigenständig tätig war. Jetzt habe ich maximale Autonomie."

Wobei "eigene Firma" relativ ist: 25,1 Prozent der Ariane Krampe Filmproduktion, also eine Sperrminorität, gehören Ariane Krampe. Die restlichen 74,9 Prozent der Anteile hält Beta Film, die Vertriebs- und Produktionsgruppe von Jan Mojto. Mit Beteiligungen wie Bantry Bay ("Club der roten Bänder"), Seapoint ("Let's Dance"), Rowboat ("Die Toten vom Bodensee") oder Dreamtool ("Helden") hat Mojto ein loses Netzwerk von Produzenten geschaffen, denen er weitgehende Eigenständigkeit lässt. Krampe selbst sagt über ihre Konstellation: "Wer bei uns ein Projekt beauftragt, weiß, dass es sehr individuell betreut und umgesetzt wird. Wir akquirieren und entwickeln völlig eigenständig. Jan Mojto ist da ein idealer Sparringspartner."

Auffällig ist, dass Krampes Produktivität unter den Firmenwechseln nicht gelitten hat. Sieben TV-Movies bewerkstelligte sie in anderthalb Jahren Zeitsprung. In den ersten neun Monaten ihrer neuen Firma hat sie bereits drei Filme abgedreht, darunter zwei 90-Minüter ihrer langjährigen ZDF-Sonntagsfilm-Reihe "Ein Sommer in...": "Ein Sommer auf Lanzarote" läuft am Valentinstag im ZDF, "Ein Sommer in Florida" folgt im April. Ebenfalls fertig ist die ZDF-Komödie "Offline" (AT) mit Nina Kunzendorf und Christoph M. Ohrt, in der eine Familie ins Chaos stürzt, als sie für einen Monat auf Handys und Computer verzichtet.

Im laufenden Jahr will Ariane Krampe fünf bis sechs Filme drehen. Weitere "Sommer in..."-Folgen zählen ebenso dazu wie die Komödien "Viva Argentina" (AT) für die ARD Degeto und "Willkommen in der Patchwork-Hölle" (AT) für MDR und ORF. Parallel dazu will die frühere "Marienhof"-, "Verbotene Liebe"- und "Soko"-Macherin auch mit der Entwicklung von Serien und Events loslegen, die keine 100-prozentigen Auftragsproduktionen der Sender sind, sondern mit eigenen Rechten internationale Auswertungen ermöglichen. Immerhin gehören die Weltvertriebsexperten der Beta Film ja jetzt zur Familie.