Ein wenig fühlt sich dieser Abend an, als habe man sich versehentlich ins Sat.1-Programm der 90er Jahre verirrt. Ex-"Glücksrad"-Moderator Frederic Meisner ist gerade mit Fritz Egner ins Gespräch vertieft, da betritt Ottfried Fischer die Bühne im Münchner "Schlachthof". Es ist ein Ambiente, das dem Mann, wegen dem an diesem Abend alle gekommen sind, bekannt sein dürfte wie sein eigenes Wohnzimmer. Jahrelang moderierte Fischer hier für den Bayerischen Rundfunk eine Kabarettshow, in der so ziemlich jeder auftrat, der in der Szene Rang und Namen hat. Vor zwei Jahren hatte er - nach 170 Sendungen in 17 Jahren - Schluss gemacht mit seinem "Schlachthof".
Der "Kollege Parkinson", wie Fischer seine Krankheit einmal nannte, die man ihm deutlich anmerkt, war gewissermaßen der Grund dafür. So jedenfalls erzählte er es damals. "Beim Film und auf der Bühne kann man dieser Krankheit trickreicher begegnen, weniger da, wo's die Schlagfertigkeit braucht." Umso überraschender, dass er nun zurück ist an alter Wirkungsstätte. Doch ganz so freiwillig scheint sein Abschied damals gar nicht gewesen zu sein. "Das Fernsehen hat mit mir aufgehört", sagt Fischer nun und betont, dass das ja gar kein Rücktritt gewesen sei, sondern viel mehr "ein Zur-Seite-Treten, damit die vorbeikommen". Jetzt tritt er wieder nach vorne und alles ist ein bisschen kleiner geworden. Das lässt sich schon alleine daran erkennen, dass Fischers neue Sendung nicht mehr im Bayerischen Fernsehen laufen wird, sondern im bei Sky verbreiteten Heimatkanal, wo Otti auch heute noch als "Bulle von Tölz" in Endlosschleife ermittelt.
"Ottis Aquarium" nennt sich sein neues Format, das erstmals an diesem Samstag um 21:45 Uhr ausgestrahlt wird. "Wir sind dazu da, die anderen nass zu machen", erklärt Ottfried Fischer das Konzept, "und nicht selbst nass zu werden". Viel verändert hat sich dabei nicht: "Ich sitze vorne, sehe gut aus - und die Kamera nimmt sich, was sie braucht", scherzt er vor der Aufzeichnung, die sich an diesem Abend bis weit nach 23 Uhr ziehen sollte. In jeder Sendung begrüßt Fischer seine "Stammfischbrüder und Stammfischschwestern", wie er in Anlehnung an den etwas kurios anmutenenden Namen der Sendung sagt. Dass die Kabarettisten Lizzy Aumeier und Helmut A. Binser nicht nur in der ersten, sondern auch noch in der direkt danach aufgezeichneten zweiten Ausgabe auftreten, ist vermutlich eine dieser Sparmaßnahmen, die ein Wechsel ins etwas beschaulichere Bezahlfernsehen mit sich bringt.
Allzu aktuell geht's daher insbesondere in der zweiten Folge nicht zu - kein Wunder, ist deren Ausstrahlung doch erst für Mitte Dezember vorgesehen. Und so stehen also letztlich mehr Heimat und Sprache im Mittelpunkt als die große Politik. Binser scherzt etwa mit Blick auf seine oberbayerische Heimat, man habe dort nur die Wahl zwischen Wegziehen und Saufen und schiebt nach kurzer Pause hinterher: "Ich wohne noch immer sehr gerne dort." Recht unterhaltsam ist das, was Fischer und seine Gäste auf die Beine stellen allemal - natürlich nur unter der Prämisse, dass man auch etwas anzufangen weiß mit dem typschen Otti-Humor, der manchmal im ihm eigenen Schnellsprech etwas unterzugehen droht.
Selbst von einem Hustenanfall lässt sich Fischer an diesem Abend nicht unterkriegen. "Husten als Schlussgag ist auch eine Pointe", sagt er schließlich, nachdem er zwei mehr oder weniger runde Aufzeichnungen hinter sich gebracht hat, bei denen mit Pit Weyreich übrigens auch ein alter Hase Regisseur führte. Man kennt sich, man schätzt sich. Ein Motto, das auch auf Gottfried Zmeck zutrifft, dem der Heimatkanal und damit die neue Fischer-Heimat gehört. Für ihn ist die Verpflichtung des bajuwarischen Schwergewichts mehr dahinter ein bloßer Imagegewinn für seinen Sender. "Man darf es nicht bei der alten Definition von Heimat belassen", sagt der Österreicher, der zunächst zehn Folgen von "Ottis Aquarium" in Auftrag gegeben hat. Bis Mitte kommenden Jahres ist der Kabarett-Nachschub aus dem Schlachthof daher erst mal gesichert.
Gottfried Zmeck, Vorstandsvorsitzender der Mainstream Media AG
Und dann? Eine weitere Zusammenarbeit sei gut möglich, betont Zmeck später am Rande der Veranstaltung im Gespräch mit DWDL.de und wird von Ottfried Fischer kurz darauf öffentlich gebauchpinselt. "Der Zmeck", sagt er, "ist ein Medienunternehmer, wie es keinen Zweiten gibt." Ein Handschlag genügte - "und beim nächsten Treffen war das Ding eingetütet", erinnert sich Fischer. Das Ergebnis kann sich sehen lassen und fügt sich gut ein all das, was man sonst so zu sehen bekommt, wenn man den Heimatkanal einschaltet. Dazu passt auch das sympathische Logo, das "Clap"-Chefredakteur und Zeichner Bulo mit viel Liebe zum Detail entworfen hat. Eine runde Sache. In vielerlei Hinsicht.