Es spricht womöglich nicht unbedingt für das deutsche Fernsehen, dass ab Ende nächster Woche voraussichtlich kein Platz mehr für Harald Schmidt und seine Late-Night-Show vorhanden sein wird. Tatsächlich deutet diesmal vieles auf einen endgültigen Abschied hin. Obwohl in den kommenden Tagen noch fünf Ausgaben anstehen, wagte Schmidt in der Sendung am Dienstag schon mal einen Blick zurück - freilich in seiner ihm eigenen Art. Mit Playmobil-Figuren gab's die "Geschichte der 'Harald Schmidt Show'" zu bestaunen, die mit so manchen amüsanten Anekdoten und Anspielungen versehen wurde.
Zum Start der Show habe es noch 641 ARD-Sender gegeben, erinnert sich Schmidt. "Jeder mit 7000 Mitarbeitern, die unkündbar waren - noch vor der Geburt. Und es gab das gute alte ZDF mit "Wetten, dass..?" und dem "Traumschiff", wie auch heute. Mehr ist nicht im ZDF."
Über Ottfried Fischer, der einst als "Bulle von Tölz" in Sat.1 zum Quoten-König avancierte, sagte Schmidt: "Das Kennzeichen war: Er hat jeden Monat die doppelte Gage gekriegt. Das hat Brüssel so beschlossen, auch auf Druck seiner Managerin. Das war damals noch seine Ehefrau, die senderintern als Tretmine bezeichnet wurde."
Die Slogans von Sat.1 hätten seinerzeit ständig gewechselt, so Schmidt. "Erst hieß es 'Volle Stunde, volles Programm', dann 'Ich drück' dich' - einer war erfolgreicher als der andere. Und wir mittendrin." Seitdem habe sich in der Show gar nicht viel verändert. "Die meisten Sender waren froh, dass sie uns los waren und haben uns das Bühnenbild geschenkt."
Als Haupt-Pointenlieferanten hätten in der Anfangszeit Verona Feldbusch, die Polen und die Kelly Family gedient, was ebenfalls im Playmobil-Nachbau noch einmal zum Ausdruck kommt.
Vor allem die "guten alten Zeiten" werden in Schmidts Playmobil-Rückblick gewürdigt. Li und Wang kommen ebenso vor wie Udo Brömme oder Bimmel und Bommel. Auffällig: Während Schmidt die Figur des früheren Sidekicks Manuel Andrack, der einst zahlreiche Biere in der Show probierte, in Kölsch ertränkte, wurde Oliver Pocher mit keiner Silbe erwähnt. Dafür bekam der "scharfe Sven" beim launigen Playmobil-Rückblick einen umso größeren Auftritt.
Die Show sei immer kontrovers diskutiert worden. "Man hat nach einer Woche gesagt: Schmeißt den Scheiß vom Sender, das wird nie was - was ja auch stimmt" so Schmidt in seiner Sendung bei Sky. "Und dann kam die Idee vom Sender: Passt auf, ihr müsst in die Primetime. Ich habe gesagt, ich glaube nicht, dass ich der Typ für 20:15 Uhr bin." Man habe aber dann doch eine tolle Idee gehabt: "Wir machen eine vierstündige Fahrt mit dem Schiff, auf dem Rhein. Und der Sender war begeistert - von der Idee."
Schmidt: "Ich weiß nicht, ob Sie schon mal um 14 Uhr an einem schönen knallheißen Herbsttag bei Boppard auf einem Rheindampfer saßen mit Blick Richtung Sonne - drei Stunden, aber bereits nach fünf Minuten das Gefühl kriegen: 'Puh, ich glaube, das funktioniert nicht.' Und dann haben Sie auch noch 4 Stunden vor sich! Das Publikum hatte Brandblasen auf den Köpfen und Manuel war blind."
Bei Sat.1 schien man zunächst tatsächlich angetan gewesen zu sein von der Idee, eine Schifffahrt mit Schmidt zur besten Sendezeit auszustrahlen. Doch die Freude verflog dann auch dort offenbar sehr schnell. Schmidt: "Ich weiß nicht, ob Sie das kennen, wenn Senderbosse zu Beginn einer Show zu einem kommen und sich mit Ihnen fotografieren lassen und sagen: 'Einmal im Monat wünsche ich mir das!' Und dann fahren Sie nach der Show mit dem Bus von Boppard zurück - und sitzen alleine im Bus", lästerte der Late-Night-Moderator und schob eilig ein paar nicht ganz ernst gemeinte Fragen hinterher: "Kann ich wissen, dass eine vierstündige Rheinfahrt im Dunkeln nicht funktioniert? Wofür haben wir denn eine Marktforschung? Macht das mit Bernd Stelter und es funktioniert."
Und wie geht es nun für ihn weiter? Harald Schmidt rechnet damit, "vermutlich eine Stufe hoch in den Comedy-Himmel" zu steigen, wo Rudi Carrell bereits warte. "Und auf die Autoren, die jahrelang diese frischen Witze geschrieben haben, wartet die Comedy-Hölle mit Mario Barth."