Was haben Sie am 25. Mai gemacht? Mit großer Wahrscheinlichkeit zählten auch Sie zu den mehr als 20 Millionen Zuschauern, die das Champions-League-Finale zwischen Bayern München und Borussia Dortmund sahen. Doch womöglich haben Sie es nicht in den eigenen vier Wänden gesehen, sondern außerhalb. In einer Sky-Sportsbar zum Beispiel. Eine Million Fans verfolgten dort nach Angaben des Bezahlsenders den Sieg der Münchner - eine beeindruckende Zahl, wenn man bedenkt, dass die offiziell ausgewiesene Reichweite von Sky an besagtem Abend dadurch mal eben verdoppelt wurde.
Eigentlich sind das gute Nachrichten für Sky. Und doch gibt es ein Problem: Wirklich kapitalisieren ließen sich solche Reichweiten bislang nicht, weil sie in der GfK-Quotenmessung nicht berücksichtigt werden. Dem will Sky in Zukunft entgegenwirken. Ein 7000 Teilnehmer umfassendes Out-of-Home Panel soll, wie schon in England, Aufschluss darüber geben, wie viele Fans die Übertragungen in den Sportbars verfolgen. Daneben führt Sky nun auch ein neues Preissystem für Wirte ein. Zwar gibt es wie auch schon bisher eine Aufteilung in sechs Kategorien, doch anders als bisher ist nicht mehr alleine die Größe der Bar ausschlaggebend für den Preis.
Neben der Größe werden fortan auch Kaufkraft der Region, Bevölkerungsdichte und Sportaffinität berücksichtigt - Letztere ist vor allem im Westen der Republik durch die zahlreichen Bundesliga-Vereine hoch. Die höchste Wirtschaftskraft hat man wiederum für München und Stuttgart ausgemacht. Schon zum 1. Juli wird das neue Preissystem für Neukunden eingeführt, Bestandskunden sind ab dem 1. September von der Modell-Umstellung betroffen. Eine Anpassung der Geschäftsbedingungen macht's möglich. Günstiger wird's im Schnitt nur in der untersten Kategorie. Wer eine Sportsbar mit mehr als 200 Quadratmetern betreibt, muss dagegen künftig fast 20 Prozent mehr bezahlen.
Im Gegenzug wird das Sport-Angebot für die Kneipen-Besitzer fortan erweitert. So werden neuerdings sämtliche Fußballspiele in HD gezeigt - und auch die Sender Sport1+ HD, Eurosport HD, Eurosport 2 HD und Motorvision TV können nun übertragen werden. Darüber hinaus will Sky den Sportsbars-Kunden standardmäßig einen zweiten Receiver zur Verfügung stellen, der es möglich machen soll, Parallel-Übertragungen zu zeigen. Der Leuchtkasten, der auf Sky-Sportsbars hinweist, kann außerdem bald individuell ergänzt werden - etwa durch ein Logo des Fußballclubs, den eine Kneipe unterstützt. Auch die Logos der verschiedenen Sport-Wettbewerbe können angezeigt werden.
Wie viele Sportsbars es bundesweit inzwischen gibt, sagt Sky übrigens nicht. Potenziell hat man aber rund 50.000 Betriebe im Blick. Jährlich finden bundesweit über 100.000 Inspektionen statt, vor denen sich tausende schwarze Schafe, die die Sky-Programme ohne Lizenz in ihren Kneipen zeigen, fürchten. Bei einem Pressegespräch in Düsseldorf verteidigte Uwe Müller, Vice President Business Solutions bei Sky, dieses Vorgehen. "Wenn wir das Urheberrecht nicht schützen würden, würden nur wenige eine Gewerbelizenz nutzen." Die Kontrollen seien daher Mittel zum Zweck. Müller, der seit Ende 2010 bei Sky ist, hat für die Zukunft allerdings nicht nur Kneipen im Blick.
Auch Fitnessstudios, Wettbüros, Krankenhäuser oder soziale Einrichtungen hält der frühere Bier-Manager grundsätzlich für interessant - das Interesse am Sport eint all diese Segmente. Fußball wird schließlich überall gern gesehen. Auch On-Board-Programme in Zügen, Fernlinienbussen und Flugzeugen seien in Zukunft denkbar, sagt Müller. Dort bieten sich Clips oder auch kleinere Formate wie die "Harald Schmidt Show" an. Mietwagen-Anbieter wie Europcar und Sixt, aber auch Kaufhäuser hat der Sky-Manager ebenfalls ins Auge gefasst. Es gibt abseits des klassischen Abo-Geschäfts also durchaus noch Wachstumspotenzial für Sky. Bleibt abzuwarten, ob der Bezahlsender das auch tatsächlich für sich nutzen kann.