Ging es in den Anfängen des Fernsehens nur um das Programm, so ist längst ein televisionärer Dreikampf daraus geworden. Distribution und Design sind in einem immer größeren Markt zu zentralen Fragen der Auffindbarkeit von Inhalten geworden. Am Montag widmete sich der TV-Design-Verband Eyes & Ears of Europe im Rahmen seiner neu organisierten European Conference for Design, Promotion & Marketing der Frage nach der passenden Verpackung. Doch was einst als Verband für TV-Design gestartet war, widmet sich inzwischen einem weitaus größeren Spektrum designtechnischer Fragen. Diese Vielfalt wurde den gut hundert Fachbesuchern in zahlreichen Präsentation vor Augen geführt.



Bemerkenswert deutlich formulierte Zeljko Karajica, Präsident der Eyes & Ears of Europe, den Wandel beim audiovisuellen Design. Karajica ist Geschäftsführer und Chief Operating Officer der ProSiebenSat.1 TV Deutschland. Zuvor war er u.a. bei Sport 1 und Sky und kennt das Fernsehgeschäft bestens. Was er am Montag zur Eröffnung der European Conference in Köln sagte, klang ungewöhnlich für einen Vertreter der größten deutschen Privatsender-Gruppe. "Den linearen TV-Markt – den es heute noch gibt – wird es in 5 Jahren definitiv nicht mehr geben", urteilte Karajica. "Ob SmartTV, HbbTV, IPTV oder andere rückkanalfähige Plattformen, diese werden unsere Arbeit grundlegend verändern." Gerade deshalb freue er auf die Inspirationen dieser Konferenz.

Ein ebenso ungewöhnlicher, mutiger Schritt der Veranstalter: Statt großer Keynotes eröffnete nach den Begrüßungsreden der Design-Nachwuchs die Konferenz mit Präsentationen besonderer Projekte aus den Bereichen Fotografie-Experimenten, App und Kurzfilm. Durch den Tag zog sich im Anschluss eine Erkenntnis, von der sich auch Zeljko Karajica schon in seinen einführenden Worten überzeugt zeigte: Nie war Markenführung wichtiger als im unüberschaubaren Wettbewerb von heute. Insbesondere für Medienhäuser, die über mehrere Medien hinweg vertreten sein wollen. Sebastian Krüger, Vice President TV 3.0 bei ProSiebenSat.1 TV Deutschland, präsentierte aus TV-Sicht einige Markenverlängerungen in die Interaktivität.

"Derzeit sind wir mittendrin in der Entwicklung und müssen uns ganz neu erfinden. Das ist und wird ein sehr spannender Prozess sein", sagte er beim letzten Vortrag eines sehr langen Nachmittages.  Eyes & Ears of Europe-Geschäftsführerin Corinna Kamphausen zeigte sich am Ende von der neu organisierten, bewusst verkleinerten Konferenz überzeugt: "Die Referenten haben uns zukunftsweisende Aspekte vermittelt. Es war schön zu sehen und zu hören, dass sich die Referenten mit ihren Beiträgen optimal ergänzten. Die Teilnehmer haben mit Sicherheit hilfreiche Tipps gefunden, wie sie auf die Herausforderungen und Neuerungen der Digitalisierung reagieren können."

Kleinigkeiten wie eine erstaunlich schwache Moderation von Sky-Mann Sebastian Hellmann oder das völlige Funkloch und fehlende Wifi im Saal lassen sich bis zur nächsten Konferenz sicherlich verbessern. Spannend wird die Frage, wie viel Fernsehen in Zukunft in Eyes & Ears of Europe stecken wird. Das breitgefächerte Programm der Konferenz und die klare Ansage von Zeljko Karajica zeigen in Richtung Veränderung - im Verband und der Branche. Vorerst aber glaubt man dann bei ProSiebenSat.1 TV Deutschland doch noch ans lineare Fernsehen - und präsentiert am Mittwochabend in Hamburg seine Programmideen für die kommende TV-Saison.