Es brauche endlich mehr Mut, mehr Qualität. Ein solcher Einstieg garantiert normalerweise unmittelbares Desinteresse am Weiterlesen. Aber bitte bleiben Sie dran. Beim TV-Wirkungstag in Düsseldorf kamen diese Worte aus ungewöhnlicher Richtung und so präzise formuliert, wie selten zuvor. Bedauerlicherweise lauschten im Düsseldorfer Maritim-Hotel mehr Media-Planer als Programmverantwortliche. Doch an Sie richtete sich die wichtigste Bitte der beiden Keynote-Speaker bei dieser 10. Auflage der Veranstaltung - einmal mehr moderiert vom meist unterschätzen Moderator der Republik: Wolfram Kons.



Sein ehemaliger Chef bei RTL, Gerhard Zeiler, ist seit knapp einem Jahr bei Turner Broadcasting System für das internationale Geschäft verantwortlich und lieferte mit internationaler Perspektive eine aktualisierte Fassung seines Plädoyers für Optimismus, wie er es schon bei den Medientagen München vorgetragen hattte. Schon damals, im vergangenen Oktober, erinnerte er die Fernsehbranche daran, dass am Anfang dieses Milliardengeschäfts immer noch Kreativität und tolles Fernsehen stehen müsse. Mit diesem fast als Vorwurf an viele Programmmacher zu verstehende Aufforderung war Zeiler diesmal nicht allein.

Denn Zustimmung bekam er von Seiten der Werbetreibenden. Auf den Punkt präzise analysierte Manfred Kluge von der Omnicom Media Group die Probleme und Herausforderungen des Fernsehens. Im Wesentlichen waren es zwei Kernbotschaften: Macht endlich besseres Programm und lasst uns überlegen, ob Second Screen und andere in der Nutzung faszinierende Möglichkeiten am Ende auch für die Refinanzierung effektiv und wirtschaftlich sind. In der Wortwahl weit von blumiger Umschreibung entfernt, formulierte Kluge sehr nüchtern und ohne alberne Prognosen eine Bestandsaufnahme, die manchem weh tun wird. Aber die Dinge werden ja nicht besser, wenn man sie tot schweigt.

Jetzt müssen Sie kurz etwas über den TV-Wirkungstag wissen. Hier geht es diversen TV-Vermarktern in seltener Eintracht darum, der Werbewirtschaft zu demonstrieren wie unfassbar gut und aus ihrer Sicht immer noch unterschätzt das Fernsehen im Mediamix der Agenturen und Werbetreibenden ist. Nur am Rande geht es eigentlich um das Programm selbst. Und dann passt etwas Verblüffendes: Da kommt in Form von Manfred Kluge ein Werber auf die Bühne und erzählt zu allererst vom Programm. Das ist fast eine verkehrte Welt, denn zuletzt ergötzten sich die TV-Vermarkter in Studien zu Werbewirkung, Involvement des Zuschauers und anderen mehr oder weniger relevanten Themen der Agenturseite.