"Und wenn es Ihnen nicht gefallen hat, sagen Sie einfach, Sie waren bei Sat.1", sagte Maybrit Illner zum Ende ihres WarmUps und entschwindet hinter die Kulissen. Die große Geburtstagssause inkl. Showballett zum Opening konnte beginnen. Was genau am Donnerstagabend auch über den Sender gehen wird, lässt sich schwer sagen. Aufgezeichnet wurde mehr als man senden kann. So lassen sich manche Längen sicher noch entfernen. Maybrit Illner schlug sich tapfer. Nicht weniger, aber auch nicht mehr. Über die Tatsache, dass Sie nur 2. Wahl war, wurde sogar gleich zu Beginn gescherzt. Dass die große Showbühne nicht ihre Heimat ist, war klar. Aber selbst auf dem orangenen Sofa - in gewohnterer Interview-Situation - fiel so manches Gespräch mal wegen der Fragen, mal wegen der Antworten oder schlechtem Gehör der Gäste etwas holprig aus. Übel genommen hat es im Studio dennoch niemand. Hier ging es nicht um die makellose Unterhaltung sondern kollektive Nostalgie.
Und die stellte sich schnell ein. Darin unterscheidet sich der ZDF-Geburtstag nicht wesentlich von den gesendeten Feierlichkeiten der ARD zum 60. Geburtstag. Da erinnerte man sich an Fernsehrituale aus frühen Tagen, an die Zeit ohne Fernbedienung und "den Download der 80er Jahre" - also den Kassettenrekorder mit Mikrofon vor der samstäglichen "Hitparade". Oder die Interaktivität per Postkarte. 50 Jahre ZDF - das bedeutet weit mehr Fernsehgeschichte als manch einer miterlebt hat. Und so sind die filmischen Rückblicke auf die einzelnen Genres des ZDF-Programms eine Mischung aus Erinnerung und Entdeckung. Aus Sentimentalität und Verwunderung. Genau das also, was man erwartet von einer Sendung zu Ehren eines so runden Jubiläums.
Mancher Talk dazwischen hätte dafür kürzer ausfallen dürfen. Und manche Studio-Aktion gleich ganz entfallen wie etwa alberne Spielchen mit Wigald Boning, Bernhard Hoëcker, Dirk Steffens und Harald Lesch. Merkwürdig war auch ein Talk mit Guido Knopp bei dem - warum auch immer - Olaf Schubert daneben gesetzt wurde und sehr verloren aussah. Von Knopps gequältem Lächeln nach Schuberts Einschüben mal ganz abgesehen. Und dann war da noch Howard Carpendale. Er durfte nicht nur einmal auf die Bühne. Nein, gleich zweimal. Als einziger Musicact des Abends. Das Studiopublikum - mehrheitlich eher gesetzteren Alters - störte sich nicht daran. Bei "Hello again" sprangen offenbar immer noch heimlich verliebte Ehefrauen reihenweise im Publikum auf, schunkelten, sangen und klatschten mit.
Da kam mehr Stimmung auf als bei mancher vermeintlich jüngeren Show. Generell schaffte die ZDF-Geburtstagsshow etwas Bemerkenswertes: Applaus und so manche als Seufzen hörbare Erinnerung kamen ganz von sich aus. Als nach der Show Publikum und geladene ZDF-Gäste mit vorprogrammiertem Stau in unterschiedliche Richtungen aneinander vorbei aus dem Studio geführt wurden, merkte man wie sehr Fernsehen und seine Stars Generationen prägen. Wolfgang Stumph etwa konnte sich vor spontangen Umarmungen und Bekundungen der Art "Ich find Sie so toll. Danke für all ihre Filme" kaum retten. Und hier, in der Warteschlange vor der Garderobe, wie auch vor der Sendung oder auf dem Empfang des Intendanten danach, gab es herzliche Wiedersehen altgedienter Fernsehmacher des ZDF.
Dazwischen auch neue Elemente, etwa die "heute show" mit gewohnter Bissgkeit. Schade nur, dass dieses Aushängeschild des ZDF-Programms nur so kurz zu Wort kam. Es hätte die manchmal zu harmonische Sendung mit diesem gewissen "Ach was waren das für schöne Zeiten"-Tenor das ein oder andere Mal mehr angenehmen gebrochen. Merkwürdig auch, dass die Mainzelmännchen so kurz kamen. Aber vielleicht, da besteht die Hoffnung, folgt das in Geburtstagsshow Nr.2. Sonst war es ein schöner Geburtstag. Das kann man sagen. Wie er im Fernsehen aussehen wird, jedoch noch nicht. Ein bisschen gestrafft wird sicherlich. Hoffentlich. Produziert werden die beiden Geburtstagsshows des ZDF übrigens von Riverside Entertainment, einer Tochterfirma von DocLights, einer gemeinsamen Firma der NDR-Tochter Studio Hamburg und ZDF Enterprises und aufgezeichnet in den Studios Adlershof, betrieben von NDR-Tochter Studio Hamburg. Selten waren sich ARD und ZDF so nah wie an diesem Abend.
Das wurde auch unfreiwillig deutlich als sich so mancher prominente Gast der Sendung bei der Frage nach seinen bewegendsten TV-Momenten an ARD- und nicht ZDF-Produktionen erinnerte. Illner wie auch die anwesenden ZDF-Intendanten Thomas Bellut, Markus Schächter und Dieter Stolte nahmen es mit Humor. Am Ende des Abends musste jedenfalls niemand sagen, er wäre bei Sat.1 gewesen.