Erleichtert klangen beide. Sowohl ProSiebenSat.1 TV Deutschland-Chef Jürgen Hörner als auch Volker Herres, Programmdirektor des Ersten, sind irgendwie froh, dass das Jahr bald um ist und über die Feiertage vielleicht mal etwas Ruhe einkehrt. Man tendiert dazu, rückblickend jedem Jahr zu attestieren, ein besonders aufregendes gewesen zu sein. Doch im Falle der beiden Herren und ihrer Verantwortungsbereiche stimmt man gerne zu. Der eine hatte zu Jahresbeginn mit Gottschalk zu kämpfen und behält am Vorabend wie auch bei den Talkshows am Abend Baustellen. Der andere musste eine Sendergruppe im Jahr der Quotentiefs auf Kurs halten nachdem sich Kapitän Andreas Bartl verabschiedete. Den Auftakt der jährlichen Adventsfeierlichkeiten machte in diesem Jahr ProSiebenSat.1. Eingeladen hatte man in Alfons Schuhbeck Teatro - und es kamen Sendergesichter, Senderverantwortliche, Geschäftspartner und Journalisten und feiert dort sozusagen das Ende des Sportjahres 2012.
Privat, als Zuschauer, sei es natürlich spannend gewesen – aber habe den eigenen Job nicht einfacher gemacht. 2013, das wird auch das Jahr der beiden neuen Sendergeschäftsfuehrer. ProSieben werde geführt vom „Peter Alexander der TV-Unterhaltung“ scherzte Hörner – nur ein kleiner Kreis dürfte den Insidergag verstanden haben. Doch umso lauter wurde gelacht als Hörner danach erfreut feststellte: „Am 1. Oktober wurde Nicolas Paalzow Sat.1 Geschäftsführer. Und er ist es heute immer noch.“ Auch weil es ein Jahr des personellen Umbruchs war, feierte man bei ProSiebenSat.1 eher die Hoffnung auf die Zukunft als die Bilanz dieses Jahres. Eine dieser Hoffnungen war das am gleichen Abend startende „Million Dollar Shooting Star“ – doch am Morgen nach der Feier kam der Kater.
Sprach man bei ProSiebenSat.1 abgesehen vom neuen Sender Sat.1 Gold eher über den Mangel in all seinen Variationen - egal ob bei Quote, Ideen oder Programmen - so liefert die ARD Jahr für Jahr eher mit Überfluss Gesprächsthemen. Waren es beim Adventsessen im vergangenen Jahr noch die Vielzahl der Talkshows so waren diesmal die "Tatorte" eines der Topthemen. Und das nicht nur, weil der Münsteraner "Tatort" gerade eine so starke Quote geholt hat. Viel mehr wurde über die Vielzahl neuer Ermittlerduos je nach Tisch entweder geredet oder doch eher gelästert. Positiv formuliert kann man sagen: Alle sind gespannt, ob das gut geht. Vor dem gesetzten Dinner im Münchener HVB-Forum hielt der gerade noch rechtzeitig um fünf weitere Jahre im Amt bestätigte Programmdirektor des Ersten, Volker Herres, seine Ansprache zum Jahr.
Von der grossen Fiction über ausgezeichnete Informationsprogramme bis hin zu der EM inklusive „dem ganz persönlichen Shitstorm für Ingo Zamparoni“ ließ er dabei kein Genre aus. “Bescherungen, die hatten wir auch im Ersten in diesem Jahr reichlich. Schöne und nicht ganz so schöne. Das Fernsehen ist eben, Forrest Gump variierend, wie ein Adventskalender: Man weiss nie was man bekommt”, fasste Herres zusammen. So überraschte ihn wie alle anderen wieder mal die Stärke mancher Sportart bei den Olympischen Spielen. Dazu Herres: “Verlässlich verwandelte sich das Fernsehen wieder zu einem grossen Lagerfeuer. Gesellschaft entwickelt sich eben dialektisch. Die kommunikative Vereinzelung des digitalen Nomaden – sie schreit offenbar nach dem Bedürfnis eines Gemeinschaftserlebnis.”
Aber auch das Kapitel Gottschalk sparte er nicht aus. „Gleich die erste Tür – mancher hielt sie gar für eine Himmelspforte – erwies sich dann als Drehtür. Kaum war Gottschalk drin im Vorabend im Ersten, da war er auch schon wieder draußen. Jedenfalls in der Gunst des Publikums. Am Ende waren wir um eine Quotenlimbo-Erfahrung reicher und um ein Supertalent ärmer. Jetzt machen wir einfach weiter wie wir sind: Heiter bis tödlich.“ Beim Adventsessen konnte man sich das gut vorstellen, was das bedeutet. Die Laune, sie war sicher besser. Wie immer wehte eben dieser Hauch der öffentlich-rechtlichen Sorgenlosigkeit durch den Saal. Doch in den Gesprächen wird schnell klar: Die ARD, das sind eben unabhängige Anstalten, die jeweils ihre Eitelkeiten pflegen. Wer ins Visier der Gremlins kommt – für den kann es im übertragenen Sinne tödlich enden. So wie zum Beispiel für die Talkshows im Ersten. Von einer davon, heißt es, werde man sich im Sommer trennen. Aber beim Adventsessen wollte da jetzt noch niemand drüber sprechen. Da geht ja sonst jede Besinnlichkeit flöten.