Man kann "Downton Abbey" als Kostümdrama bezeichnen. Oder einfach eine hervorragende erzählte Primetime-Soap, die in den 1910er Jahren das Leben, Lieben und Leiden im Wohnsitz in Downton Abbey, dem Familiensitz von Graf und Gräfin von Grantham, ihrer Kinder, Verwandten und Angestellten erzählt und dabei die aktuellen sozialen und politischen Themen dieses bewegten Jahrzehnts aufarbeitet. Die ersten zwei Staffeln - die dritte ist gerade in Großbritannien gestartet - entfaltet dabei schon eine epische Erzähltiefe mit scheinbar beiläufig glaubhaft eingeführten Charakteren - und davon gibt es reichlich in dieser Ensemble-Serie.
Deswegen zeigte sich Fellowes, der sich zuvor auch schon mit seinem Kinofilm "Gosford Park" einen Namen gemacht hat, auf dem roten Teppich sehr entspannt. Auf den FreeTV-Start angesprochen, sagt Fellowes: "Ich glaube, die deutschen Zuschauer werden die Geschichte und Hintergründe sogar besser verstehen als Zuschauer in vielen anderen Länder, da England und Deutschland im 19. Jahrhundert eine ziemlich ähnliche Historie teilten. Bis zum 1. Weltkrieg waren wir Engländer und die Deutschen Verbündete, weshalb ich glaube, dass für die deutschen Zuschauer die Geschichten von 'Downton Abbey' gut nachvollziehbar sein werden."
Mit der dritten Staffel tritt die Serie jetzt in die 1920er Jahre ein und der Zuschauerzuspruch in Großbritannien lässt vermuten, dass bei der epische Familiengeschichte noch kein Ende absehbar ist. Das denkt auch Julian Fellowes, der das Fernsehen derzeit dem Kino vorzieht: "Ich glaube, dass das Fernsehen heutzutage Programm vorwiegend für Zuschauer über 30 bietet. Ich versuche daher gar nicht die Teenager oder Anfang Zwanzigjährigen zu erreichen, was gleichzeitig bedeutet, dass man komplexere und auch kompliziertere Geschichten erzählen kann. Daher liebe ich das Medium Fernsehen. Es gibt so viel mehr Raum für Geschichten als im Kino."
Doch was zeichnet jetzt "Downton Abbey" aus? Was stimmt bei dieser Serie, so dass sie inzwischen auch international gut verkauft wurde? Fellowes versucht sich an einer Erklärung und das erfrischenderweise sehr offen und bescheiden: "Ich glaube, dass wir bei „Downton Abbey“ die entscheidende Balance zwischen wohl dosierter Erzählgeschwindigkeit und der ausführlichen Zeichnung dieser unterschiedlichen Charaktere gefunden haben. Aber ganz ehrlich gesagt: International gesehen haben wir definitiv auch eine gehörige Portion Glück gehabt." Die Serie hat es verdient.