Eigentlich ist der 29. Februar ein besonderer Tag - nur für diejenigen, die an diesem Tag Geburtstag haben, ist er zumindest etwas ungünstig. So kommt etwa kabel eins in diesem Jahr erstmals in den Genuss, einen runden Geburtstag feiern zu können: Vor genau 20 Jahren startete der Sender, damals noch unter dem etwas sperrigen Namen Der Kabelkanal. Ursprünglich war geplant, den Sender exklusiv im Kabelnetz der Deutschen Telekom zu übertragen, um das Angebot gegenüber der steigenden Sender-Auswahl über Satellit attraktiver zu gestalten. Kuriose Anekdote zum Sendebeginn: Vor dem Start des Kabelkanals wurden die geheimen Ordner mit dem Codewort "Heidi Kabel" beschriftet.
Das traf die anfängliche Ausrichtung ohnehin ganz gut, denn vor allem ältere Spielfilme standen anfangs im Mittelpunkt - der erste Film, den der Kabelkanal zeigte, war übrigens der britische Streifen "Ein neuer Geist auf Schloss Rathbarney" mit David Niven aus dem Jahr 1954. Seither hat sich jedoch viel verändert, zu allererst der Name. Bereits am 24. Dezember 1994 folgte die Umwandlung zu kabel eins - damit ging dann auch die Ausstrahlung über Satellit einher, sodass sich die Reichweite des Senders plötzlich schlagartig erhöhte. Einen kultigen Star hatte man zu diesem Zeitpunkt allerdings längst im Programm: Bim Bam Bino wurde nach dem Ende des damaligen Tele 5 zum Aushängeschild des Kinderprogramms von kabel eins.
Seit ihrem ersten Auftritt im Jahr 1993 entwickelte sich die Maus Bino zu einer der beliebtesten Fernsehpuppen des Landes, zwei Jahre später kam mit dem animierten Troll Hugo ein weiteres "unmenschliches" Sendergesicht hinzu. Bis heute genieß Hugo Kult-Status. Die interaktive "Hugo-Show" brachte ganz nebenbei übrigens auch viele heute noch bekannte Personen hervor: So moderierten etwa Sonja Zietlow und Judith Hildebrandt die Spielshow, die sich immerhin bis Ende 1997 im Programm hielt. Zu diesem Zeitpunkt stand kabel eins, das inzwischen dank Nachrichten als Vollprogramm sendete, ohnehin vor spannenden Neuerungen.
Weil das "Glücksrad" in Sat.1 insbesondere bei den jüngeren Zuschauern mit Quotenrückgängen zu kämpfen hatte, wurde es 1998 zu kabel eins verlagert, wenig später folgte mit "Geh auf's Ganze!" der zweite Gameshow-Klassiker. Und damit nicht genug: Auch Robert Lembkes Rateshow "Was bin ich?" feierte bei kabel eins ein überraschendes Comeback - in einer sehr gelungenen und zeitgemäßigen Version, die Björn-Hergen Schimpf präsentierte. Lembkes Frage "Welches Schweinderl hätten's denn gerne?" formulierte Schimpf deutlich moderner: "Welche Sau ganz genau?" Der Reigen an Nostalgie-Formaten wurde im Laufe der Zeit übrigens noch erweitert und reichte seinerzeit von "Dingsda" mit Thomas Ohrner über "Best of Formel Eins" bis hin zu einem Quiz namens "Weißt du noch?" mit Karl Dall und Dieter Kürten.
Deutlich mehr Schlagzeilen produzierte kabel eins allerdings im Jahr 2004, als auf dem Sendeplatz von "Was bin ich?" ein neues Show-Format getestet wurde. "Judas Game" hieß es - beziehungsweise: sollte es heißen, denn unter dem angekündigten Titel flimmerte die Sendung nie über die Bildschirme. Der Zentralrat der Juden störte sich nämlich bereits im Vorfeld am Namen: Das aus "Stürmer"-Zeiten antisemitisch besetzte Wort "Judas" störte den Zentralrat, der daraufhin protestierte und schließlich Unterstützung durch die Bayerische Landesmedienanstalt fand. Die untersagte kurz vor der Ausstrahlung den Titel.