Sat.1 hat schon mehrfach versucht, eine zweite tägliche Serie zu etablieren. Geklappt hat das noch nie. "Schmetterlinge im Bauch" war ebenso erfolglos wie "Eine wie keine". Seit dem 4. Oktober vergangenen Jahres darf nun "Hand aufs Herz" sein Glück versuchen. Dabei sollte es sich nicht um eine weitere Telenovela handeln, sondern eine Daily Soap - und noch dazu eine, die auf das Erfolgsrezept Musik setzte, das "Glee" in den USA zur erfolgreichsten Serie beim jungen Publikum machte.

Doch der Erfolg wollte sich auch hier bislang nicht einstellen. Schon zu Beginn hatte die Serie mit der 10-Prozent-Marke zu kämpfen, inzwischen scheint selbst diese Hürde fast unüberwindbar. In diesem Jahr gelang nur einmal ein zweistelliger Marktanteil. Im Dezember, im Januar, im Februar und im März lag der Marktanteils-Schnitt in der Zielgruppe bei rund achteinhalb Prozent - deutlich zu wenig für Sat.1 und ein Aufwärtstrend ist nicht auszumachen. Was also lief diesmal schief?

 

 

"Der Sendeplatz um 18 Uhr ist für eine fiktionale tägliche Serie nicht gerade ein Roter Teppich, über den man einfach entlang schreiten kann", so Produzent Christian Popp, der mit der ProSiebenSat.1-eigenen Produktionsfirma Producers at Work neben "Anna und die Liebe" auch "Hand aufs Herz" verantwortet. Das ist nicht vollständig von der Hand zu weisen. Auch die ARD tut sich mit ihren Soaps zu dieser Zeit nicht ganz leicht. Was man damit aber nicht erklären kann ist die Tatsache, dass "Hand aufs Herz" nach einem zwar verhaltenen, aber noch recht soliden Start, nach den ersten Wochen noch an Boden verloren hat.

"Befragungen haben gezeigt, dass die Zuschauer anfangs vor allem wegen der 'verbotenen Liebe' zwischen Bea und Ben eingeschaltet haben. 'Hand aufs Herz' war aber nicht als Telenovela, sondern als Daily Soap angelegt. Daher ist diese Geschichte im Dezember wie geplant erst einmal geparkt und nicht im selben Tempo weiter erzählt worden", erklärt Popp. Darin liegt seiner Ansicht nach das Problem: Die Sat.1-Zuschauer erwarteten eine Telenovela mit einer klaren Liebesgeschichte im Mittelpunkt - so wie sie es mit "Verliebt in Berlin" oder "Anna und die Liebe" oder "Eine wie keine" immer geboten bekamen. Tatsächlich gab es ja auch bei "Hand aufs Herz" zu Beginn diese passende Liebesgeschichte - doch dass sie dann plötzlich weitgehend aus der Serie verschwand, führte zu Irritationen - so zumindest die Deutung der Macher.

Angesichts der mauen Quoten stellt man sich bei Producers At Work nun mit Verspätung auf die Zuschauer-Erwartungen ein: "Die Zuschauer haben 'Hand aufs Herz' gar nicht als Daily Soap wahrgenommen, sondern als Telenovela. Also geben wir ihnen eine Telenovela", so Popp im Gespräch mit DWDL.de. Im Einzelnen soll das so aussehen: "Wir werden die Liebesgeschichte wieder in den Fokus rücken. Außerdem werden wir das Bedürfnis der Zuschauer nach einer Perspektive für alle Figuren bedienen, indem wir neben der Schule mit einem Musik-Label eine 'neue Welt' etablieren. Dazu haben wir ein neues großes Set gebaut, es kommen neue Figuren dazu."

Auch wenn man damit vom ursprünglichen Konzept ein Stück weit abrückt: Für Christian Popp ist es eine logische Weiterentwicklung. "Diese Öffnung hätte irgendwann ohnehin kommen müssen, weil sich ja die Frage stellt, was die Schüler nach der Schule  machen. Jetzt setzen wir sie nur schneller um." Gefallen ist die Entscheidung schon vor längerem, ab Mitte April wird sie nun auch im Fernsehen zu sehen sein. "Der Startschuss fällt mit einem großen Auftritt unserer Stars auf großer Bühne beim Musical 'Sister Act'. Dieser wird am 15. und 18. April zu sehen sein."

Es ist wohl die letzte Chance für "Hand aufs Herz", doch noch endlich Fahrt aufzunehmen. Potential hätte die Serie, wenn man sich die doch recht aktive Fan-Gemeinde im Web sowie die Abruf-Zahlen der Folgen bei sat1.de betrachtet. "Wie bei 'Anna und die Liebe' war auch 'Hand aufs Herz' von Anfang an online ein großer Erfolg und hat dort eine große Community. Bei 'Anna' hat dieser Erfolg dann nach einigen Monaten aufs Fernsehen übergegriffen. Bei 'Hand aufs Herz' ist das bislang noch nicht eingetreten. Aber ich habe die Hoffnung, dass dieser Punkt noch kommt", gibt sich Christian Popp noch optimistisch.

Klar ist aber auch: Derzeit ist die hohe Zahl der Zuschauer, die die Serie online verfolgen, eigentlich eher ein Problem,fehlen diese doch als Zuschauer im TV - und noch immer fehlt den Sendern die Möglichkeit, die Online-Nutzung ähnlich gut zu monetarisieren. "Es ist nicht so, dass Sat.1 sich nicht freut, dass wir online so erfolgreich sind. Aber Geld verdient wird eben immer noch im Fernsehen, online kann momentan nur ein Add-On sein", so Popp. Und so bleibt dem Produzent, dem man die Leidenschaft für sein Programm anmerkt, nur ein Appell: "Wenn wir uns im Fernsehen nicht steigern, wird 'Hand aufs Herz' nicht dauerhaft überleben. Ich kann den Fans daher nur sagen: Schaut Fernsehen! Es bleibt euch nichts anderes übrig."