Herr Rosemann, von „Deutschland tanzt“ hatten Sie sich mehr erhofft oder?
Das kann man so sagen. Am nächsten Samstag kommt die zweite Show. Wir versuchen wie immer aus dem Feedback des Zuschauers zu lernen.
Ich formuliere es mal neutral: An Show-Experimenten hat es bei ProSieben zumindest nicht gemangelt in diesem Jahr…
Wir haben in den vergangenen Jahren immer viel Neues gewagt. Aber in diesem Jahr war das Spotlight sicher nochmal intensiver auf uns gerichtet. Alle waren gespannt: Was macht ProSieben ohne Stefan Raab? Wir auch. Aber sie sehen mich sehr sehr happy auf das Jahr 2016 zurückblicken.
Das überrascht mich ein wenig.
Wieso? „Germany‘ next Topmodel“ lief nach so vielen Jahren nochmal besser. Wir haben erfolgreich „Die beste Show der Welt“ eingeführt, hatten wieder mal großen Spaß am „Duell um die Welt“. „Schlag den Star“ haben wir gut neu positioniert. Wir sind auch über „The Voice of Germany“ wieder sehr glücklich.
Das ist richtig, aber gänzlich neu davon war jetzt nur „Die beste Show der Welt“. Bei neuen Ideen funktionierte es nicht so, wenn ich an „Risky Quiz“, „Match Factor“ oder „Studio Amani“ denke.
Wer ausprobiert, wird auch Rückschläge erleben. Aber wichtig ist, dass wir nicht müde werden nach neuen Ideen zu suchen und diese dann auszuprobieren. Wir haben viele neue tolle Köpfe in unserer Familie. Enissa Amani, Oliver Polak, Ingmar Stadelmann, aber auch Lena Gercke mit „Prankenstein“. Wir werden weiter sehr experimentierfreudig sein mit neuen Formaten.
War es klug, „Deutschland tanzt“ gegen „Supertalent“ antreten zu lassen?
Macht man nur das starke Gegenprogramm für eine Quote verantwortlich, dann drückt man sich vor der Frage: Hätten wir aus eigener Kraft nicht vielleicht mehr erreichen können? In dem Bestreben einen Fehler nicht nochmal zu machen, müssen wir zuerst vor der eigenen Haustür kehren.
Wie fällt da beispielsweise die Analyse zu „Risky Quiz“ aus?
„Risky Quiz“ war eine Abwandlung des Genre Quiz, die alles andere als altbacken und klassisch war. Damit haben wir keinerlei klassische Erwartungen erfüllt. Im Vorfeld war das für uns der Reiz, im Nachhinein bleibt die Erkenntnis: Wir haben zu viel gewollt mit dieser Show. Aber wir werden sie mit den schon produzierten Folgen nochmal ins Programm zurückholen.
Blicken wir im Show-Segment mal nach vorne. Wann kommt „Global Gladiator“, die im Sommer angekündigte große Samstagabendshow mit Promis auf Weltreise?
Im Frühjahr 2017. Der Aufwand für diese Produktion ist unweit größer als Prominente bei der Bavaria tanzen zu lassen, deswegen dauert das noch etwas. Prominente, die wir so noch nicht in einem solchen Format gesehen haben, sollen gemeinsam um die Welt reisen, spektakuläre Challenges bestehen und dabei noch zusammen leben und gefilmt werden.
Wer produziert „Global Gladiator“?
Das macht FischWillWurm Media. Die Produzenten Felix Fischer und Sebastian von Wurmb-Seibel haben für uns viele Jahre „Germany’s next Topmodel“ gemacht. Die haben Erfahrung mit komplexen Produktionen.
Ich bin gespannt auf das Format, weil ich mir spektakuläre Bilder verspreche. Die machen ja auch bei „Duell um die Welt“ viel Atmosphäre aus.
Darauf freuen wir uns auch. Das wird kein klassisches Shiny Floor-Entertainment a la „Topmodel“-Finale sondern ein großes Abenteuer - faszinierend in Szene gesetzt. Aber logistisch auch sehr komplex.
Das war das „Auswärtsspiel“ ja auch…
Das war nicht komplex, das war Wahnsinn. Wir hatten einen so großen Spaß bei dieser Produktion mit Endemol Shine. Für solche Abende haben wir alle mal unseren Eltern erklärt, dass wir doch keine Banklehre machen oder Arzt werden wollen, sondern zum Fernsehen gehen. Oder noch konkreter: Für solche Abende arbeiten wir bei ProSieben. Aber es hätten ruhig ein paar Zuschauer mehr einschalten können.
Wird das „Auswärtsspiel“ denn fortgesetzt?
Uns war bei der Idee dieser Show klar, dass es kein Ideal geben kann. Man kann so eine Show nicht perfekt umsetzen, weil wir doch genau dieses durchgeplante und überinszenierte gar nicht wollen. Aber wir analysieren gemeinsam, was man etwas besser machen könnte. Und dann hat die Show noch eine Chance.
Tut es weh, Frank Buschmann verloren zu haben?
(überlegt) Ja und nein. Nein wäre die falscheste Antwort, die ich geben wollen würde. Ja, natürlich tut es weh, weil es eine jahrelange, teilweise auch sehr persönliche Verbindung gibt. Aber er zieht ja nicht auf den Mond, sondern arbeitet jetzt mal bei Kollegen.
Beim „Auswärtsspiel“ entfaltete sich eine unfassbare Neiddebatte bei Twitter.
Die war mir völlig unverständlich – und ungerecht gegenüber dem Kandidaten und seiner Familie. Das sind die Momente, in denen man als Sender in den sozialen Medien eine klare Haltung beziehen muss. Wir nutzen die sozialen Medien nicht als Werbekanal, sondern wollen immer wieder mit unseren Zuschauerinnen und Zuschauern in Dialog treten. Und das auch, um unverhältnismäßige Debatten nicht unkommentiert zu lassen.
Was kommt denn im Showbereich sonst Neues bei ProSieben in den kommenden Monaten?
Wir setzen Anfang Januar auf Darts! Und auf neue Folgen der „Besten Show der Welt“. Da sind wir sehr happy mit und probieren diese Woche mit „My Idiot Friend“ das erste SpinOff. Und „Schlag den Star“ geht 2017 in höherer Schlagzahl mit sechs Shows weiter. Und einige der Show-Events, die wir 2017 ausprobiert haben, werden im kommenden Jahr wiederkehren.
Joko & Klaas durften neulich erstmals am Dienstagabend mit „Circus Halligalli“ ran. Können Sie erklären welche Überlegung dahinter steckt?
Der ganz große Masterplan (lacht). Nein, das ist pragmatisch. „Das Duell um die Geld“ ist als eigenes Format sehr erfolgreich angekommen bei uns und soll künftiger häufiger kommen. Aber es wäre viel zu schade, das erst um halb zwölf nachts zu beginnen. Da denke ich mich jetzt mal in die Zuschauerperspektive rein: Ich würde ja dem Sender den Vogel zeigen, wenn er mich unter der Woche bis nach 1 Uhr nachts wach halten will. Und damit es früher laufen kann, sind wir mit „Circus Halligalli“ auf den Dienstag gegangen und machen das im Dezember zum Nikolaustag ja noch einmal.
Vollkommen richtige Erkenntnis aber lustigerweise von dem Sender, der Entertainment bis 2 Uhr nachts erfunden hat.
(lacht) Aber bei „Schlag den Raab“ bzw. „Schlag den Star“ kann man ja am nächsten Tag ausschlafen. Also die Zuschauer, wir nicht. Wir sind ja pünktlich zur Quote wieder wach. Die verschläft man ja nicht. Das ist ja dann doch unser aller Droge.