Die Bundesliga-Zusammenfassungen am späten Montagabend liegen nun bei RTL Nitro. Wie groß ist dieser Verlust für Sie?
Durch die neue Konstellation wird unser primärer Fokus ab der nächsten Saison nicht mehr auf die Nachberichterstattung am Montagabend liegen. Wenn ich kein Zweitliga-Spiel habe, das mir bis zu 1,5 Millionen Zuschauer beschert und meine "Telekom Spieltaganalyse" anschiebt, stellt sich auch die Frage nach einer Notwendigkeit für dieses zusätzliche Paket. Die Frage ist eher, weshalb RTL Nitro dieses Paket gekauft hat.
Wie wollen Sie die Lücke am Montag füllen?
Ich bin da sehr zuversichtlich. Für uns wird es nun zunächst spannend sein zu sehen, ob Sky das Montagspiel ins Pay-TV oder ins Free-TV legt. Es gibt unterschiedliche Szenarien – eine Option könnte montags das Thema Motorsport sein. Wir müssen uns jetzt noch nicht endgültig festlegen. Klar ist aber auch, dass es ad-hoc keinen adäquaten Ersatz auf diesem Quoten-Niveau für das Zweitliga-Topspiel geben wird. Mit den Zusammenfassungen aus den Top-Ligen des europäischen Fußballs am späten Abend sind wir allerdings auch weiterhin gut aufgestellt.
"Es wird Sport1.fm auch ohne die Bundesliga geben."
Olaf Schröder
Die Audio-Rechte an der Bundesliga haben Sie ebenfalls verloren – in diesem Fall an Amazon. Dabei haben Sie Sport1.fm vor drei Jahren ja eigens für die Bundesliga gegründet.
Wir haben unser Sportradio damals mit Herzblut und Leidenschaft innerhalb von nur drei Monaten aufgebaut – und das Portfolio neben der Bundesliga um viele weitere Rechte angereichert. Ich kann mich in den drei Jahren an viele tolle redaktionelle Highlights erinnern, aber vergesse auch nicht, dass wir uns zu Beginn mit der Vermarktung im Audio-Netcast-Bereich durchaus auch schwer getan haben.
Welche Auswirkungen hat die Entscheidung für die Zukunft von Sport1.fm?
Es wird Sport1.fm auch ohne die Bundesliga geben, denn der Sender wird ja für die Live-Höhepunkte eingeschaltet – und zwar auch zur Champions League, Europa League oder beim DFB-Pokal. Es sind also weiterhin genügend Rechte vorhanden.
Nervt es Sie eigentlich manchmal, dass sich in Deutschland so viel um Fußball dreht?
Nein, überhaupt nicht. Es wäre in dem Sektor, in dem wir uns bewegen, "grausam", wenn es 20 Massensportarten gäbe. Angesichts der Lizenzsummen, die die letzte Bundesliga-Ausschreibung mit sich brachte, sei die Frage erlaubt, ob da am Ende alle mit einer schwarzen Zahl herausgehen werden. Ich kann von Sport1 behaupten, dass wir mit der Fußball-Bundesliga weiterhin wirtschaftlich gut dastehen. Ich weiß nicht, ob das alle von sich behaupten können.
Sky reagiert nun, indem Sky Sport News HD ins Free-TV wandert und im nächsten Jahr ein Online-Sportportal folgen wird. Klingt nach doppelter Konkurrenz für Sie.
Ich habe mich natürlich auch gefragt, welche Schritte Sky nach dem Erwerb der Rechte gehen wird. Es hätte mich gewundert, wenn sie nichts getan hätten. Mit Blick auf die Sport-Plattformen in Deutschland bin ich überzeugt, dass die Angebote von Sport1, "kicker", "Bild" und "Spox" den Markt schon jetzt gut abdecken. Beim Free-TV-Sender gilt es abzuwarten. Sportinteressierte User können sich über ihr Smartphone inzwischen relativ schnell Nachrichten und Videos raussuchen. Die Frage ist daher, ob im Jahr 2016 eine genügend große Zielgruppe auf einen linearen Nachrichtensender bzw. -sendungen wartet – mal abgesehen von der "Tagesschau". Ich fände die Strategie von Sky mutig, falls es nur bei dem News-Fokus bleiben sollte, wovon ich nicht ausgehe. Wir gehen mit unseren News im Free-TV einen anderen Weg.
Wie sieht dieser Weg aus?
Wir werden "Bundesliga Aktuell" in Zukunft an Live-Events ankoppeln. Die Sendung wird es definitiv auch im Jahr 2017 geben. Sie wird dann allerdings regelmäßig zwischen 22 und 24 Uhr gesendet, weil wir uns dem Markt anpassen. Die Online- und Mobilnutzung lässt im Nachrichten-Bereich zu späterer Stunde nach, weil man zu diesem Zeitpunkt eher vom klassischen Fernsehen informiert werden möchte. Daher kann ich mir gut vorstellen, dass "Bundesliga Aktuell" bald als Abbinder für den Tag läuft.
Kürzlich haben Sie einen Motorsport-Talk am späten Abend gestartet. Welche Idee steckt dahinter, wo Sie doch die ganz großen Rechte in diesem Bereich derzeit gar nicht besitzen?
Wir weiten unsere Berichterstattung im Motorsport deutlich aus und sind mit Rechten gut besetzt, auch wenn wir die Formel 1 und die DTM nicht live im Free-TV haben – aber eine umfassende Berichterstattung auf unseren digitalen Kanälen.
… die Sie aber ganz schön featuren...
Ich muss nicht zwangsläufig die Liverechte fürs Free-TV besitzen, um ein Geschäftsmodell für den Digital-Bereich zu entwickeln. Und wenn ich die Zeichen des Marktes richtig deute, dann ist man mit uns sehr zufrieden, was wir digital machen. Das Digital-Konzept zum Beispiel der ARD bei der DTM halte ich für ausbaufähig. Es war mit Blick auf die DTM eine logische Konsequenz, ein Format wie den "Boxenfunk" zu kreieren, um herauszufinden, wie Markt und Zuschauer darauf reagieren.
Und wie reagiert der Markt?
Es gab positives Feedback. Für uns ist der "Boxenfunk" ein erfolgreiches Projekt. Daher werden wir zur neuen Saison in die nächsten Gespräche gehen.