Herr Blasberg, nach „Der Klügere kippt nach“ startet die nächste Eigenproduktion von Tele 5. In „K.K. Blowhill’s Fat Chicken Club“ steckt schon ihr Name. Wie lange dauert es noch bis Sie selbst bei Tele 5 auf Sendung gehen?
Also. Mal ganz langsam. Moderiert wird die Sendung ja von Ingmar Stadelmann. Der Name klingt ungefähr so wie eine Dose Erbsen, die drei Wochen offen ist. Das sieht Ingmar auch so – jetzt … Die Sendung braucht einen Namen, der die Roughness widerspielgelt und zur Location passt. Otto Steiner, der Produzent der Sendung, wollte seinen roughen Namen dafür nicht hergeben. Nachdem ich bei Facebook vor einigen Monaten meinen privaten Account mit der strahlenden Marke K.K. Blowhill aufgegeben hatte, lag die Lösung dann sozusagen auf der Straße. Da haben wir der Sendung „Fat Chicken Club“ einfach den Zusatz "K.K. Blowhill's " gegeben. Das hat doch ein bisschen was von "by Heidi Klum". Ich durfte Herrn Stadelmann aber versichern, dass er – wenn er es gut macht – einen eigenen Schriftzug ins Logo bekommt. Die jungen Leute müssen ja motiviert werden.
Produziert wird die Sendung von Constantin Entertainment, einer der großen Produktionsfirmen des Landes. Das ist neu für Tele 5.
Das Format ist sehr komplex, so etwas kann nur eine erfahrene Produktionsfirma leisten. Dieses mit zehn Kameras produzierte, schnelle Format mit ein paarhundert Leuten im Publikum, kriegt man nur mit echten Profis hin. Und dann ist es ja so: Die sind ja auf uns zugekommen, um es explizit bei uns zu machen. Nicht so wie früher, wo man bei Tele 5 mit den Ideen angeklopft hat, die kein anderer haben wollte. Das ist eine schöne Entwicklung. Der Markt fängt an zu verstehen, was ich mir hier vorstelle.
Sind Sie zufrieden mit der Sendung?
Ich habe schon einige Folgen gesehen und manchmal geschluckt. Da fragt man sich: Welche Randgruppe haben wir noch nicht durch den Kakao gezogen? Der "Fat Chicken Club" wird sich sicher etablieren. Und sicherlich wird Ingmar Stadelmann auch nicht das letzte Mal gesendet haben, wenn die erste Staffel zu Ende ist. Das ist einer der ganz Großen für die Zukunft. Nur mit solchen Typen und mit so anderen Formaten hat Fernsehen überhaupt eine Zukunft. Darauf habe ich allerdings nur bedingten Einfluss. Ein nicht namentlich genannter Produzent sagte mir als ich es ihm gezeigt habe: "Bei RTL hätten wir da alles rausgeschnitten. Da wär nichts übrig geblieben.“ Das trifft es. Das fasst es gut zusammen.
Das wäre also das Briefing für Produzenten, die sich mit allerlei verrückten Formaten bei Ihnen melden sollen?
Verrückte Ideen werden einem kaum angeboten! Das ist immer noch viel zu oft Mainstream. Aber wir sind von allem, was wir machen, überzeugt. Das ist alles für uns entwickelt, oder zumindest wie für uns gemacht. Wie eben auch Hugo Egon Balders Idee, der sich quasi via "Brand Eins" mit "Der Klügere kippt nach" bei uns beworben hat. Daraufhin rief ich ihn an, wir haben uns getroffen und dann war's das.
Sie probieren relativ viel aus. Aber was bleibt davon übrig?
Richtig. Wir haben in den letzten drei Jahren 20 Eigenproduktionen auf den Weg gebracht, haben viele Bälle hochgeworfen. Jetzt geht es auch darum, manche dieser Bälle wieder aufzufangen und weiterzuentwickeln. Wenn ich immer nur der „Für 6 Folgen probier ich mal was aus“-Sender bin, dann ist mir das etwas zu viel Community-Fishing. Dann kann sich der Zuschauer ja an gar nichts mehr gewöhnen. Jetzt, wo es uns gelungen ist, Tele 5 als "anders" zu positionieren, müssen wir das mit einer gewissen Logik des Fernsehens machen – nämlich wiederkehrende Programme etablieren. Wir machen in diesem Jahr z.B. 16 Mal "SchleFaZ" und wir wollen "Der Klügere kippt nach" weitermachen. Wann und wie, werden wir zu gegebenem Zeitpunkt bei einem geeigneten Schlückchen entscheiden.
Wie lange dauert es jetzt noch, bis der Geschäftsführer selbst vor die Kamera tritt?
Das habe ich ja kürzlich gemacht...
Ja, kurz als Gast bei "Der Klügere kippt nach".
Gast war ich nicht! Ich bin in einer vorgeblichen Werbepause kurz mal durchs Bild gelaufen.
Und darüber hinaus mal im Rampenlicht stehen? Wäre das nichts für Kai Blasberg?
Ich bin lieber Rampensau als irgendwas anderes. Allerdings habe ich es immer vermieden, vor die Kamera zu gehen, weil es einen Unterschied macht, ob ich etwas möchte und ob ich es auch kann. Wenn ich vor der Kamera stünde, wäre das eine unglaubliche Beleidigung für alle, die das beruflich machen. Es kommt ja auch keiner hier rein und will einen Sender führen.
"Der Klügere kippt nach" geht also weiter. Bleibt's denn beim Montagabend? Gefühlt ist es ja ein Format, das eher zum Wochenende passt...
Wir haben Zuschauer, die eher 45 als 35 sind. Für die ist es ein Geschenk, mal an diesem bittertraurigen Tag, dem Montag, ein wenig Abwechslung zu bekommen. In dem speziellen Fall ging es aber ohnehin nicht anders, weil Hugo Theater spielt und nur montags Zeit hatte. Das redet man sich dann schön – und zwar genauso wie ich das gerade gemacht habe. Aber es funktioniert und es ist auch gut so. Und mit den jungen Talenten von Frank Elstner haben wir auch gute Erfahrungen gemacht. Wir haben "Boomarama" in der Wiederholung donnerstags nach WWE gezeigt – und da wurden die Quoten verdreifacht. Es gibt also offensichtlich selbst im Mainstream-System der GfK Bewegungen, die man messen kann, was unterschiedliche Zielgruppen angeht. Das ist eben etwas für junge Männer. Das ist aber eigentlich nicht mein Ziel. Die ganze Gesellschaft wird älter. Deshalb nützt es mir nichts, wenn ich von euch ein paar mehr kriege, weil ihr jungen Kerle - im Gegensatz zu den Älteren – nicht treu seid.
"Aufmerksame Beobachter stellen fest, dass ich permanent klaue"
Am Ende sind die Zuschauer Schuld?
Manchmal. Wir haben eine super Musiksendung gemacht, "Playlist". Das Format war bei 3sat meine Lieblings-Musiksendung. Keine Sau hat's interessiert. Also liebe Zuschauer, erklärt mir keinen Scheiß von eurem Bedürfnis für gutes Fernsehen. Wenn man euch das liefert, seid ihr nie dabei. Und wenn ich aber einen Film wie "Crocodile vs. Octupus" sende, dann haben wir den drei-, vier- oder fünffachen Senderschnitt.
Welche Lehren ziehen Sie daraus?
Keine. Wir haben ein Arthouse-Label im Programm, andersARTig. Junge Arthouse-Regisseure zuerst, Klassiker danach. Einschaltquoten? Vergiss es! Werde ich trotzdem weitermachen. Weil man so etwas braucht, wenn man ein Filmsender ist.
"Anders ist besser" ist derzeit das Motto. Was bedeutet das für Sie?
Aufmerksame Beobachter stellen fest, dass ich permanent klaue. Das fängt bei "Anders ist besser" schon an. Das ist ein Buchtitel von Wendelin Wiedeking. Natürlich ist Porsche ein gutes Beispiel. Das ist die Automarke mit dem kleinsten Marktanteil und dem größten Profit pro Auto.