Frau Nagl, Herr Heyelmann. Turner verpasst dem Kindersender Boomerang nicht nur weltweit eine neue Optik, sondern auch eine neue Positionierung. Können Sie erklären, wieso?
Sylvia Nagl: Turner stellt sich mit seinen Kindersendern weltweit neu auf. Es ist ein globales Rebranding bei dem Boomerang als Kinder- und Familiensender neu positioniert wird. Bislang gab es keine richtige globale Identität für Boomerang. Das Programm variierte teilweise von Markt zu Markt. Mit dem neuen Markenauftritt, dem neuen schwarz-weißen Logo, rückt Turner den Sender damit auch näher an Schwestersender Cartoon Network. Damit wird der Auftritt als Senderfamilie deutlicher: Cartoon Network als frechere, etwas ältere Sendermarke und Boomerang als Kinder- und Familienprogramm, das auch die Eltern und Großeltern anspricht.
Hannes Heyelmann: Turner positioniert die beiden jungen Programme damit mit neuer Trennschärfe und konsequenter als bisher. Das neue Boomerang wird auch auf dem Heimatmarkt in den USA genau so umgesetzt.
Welche Bedeutung hat das Kinderfernsehen für Turner in Deutschland? Das Segment wird ja oftmals belächelt und wie auch Teleshopping nur am Rande betrachtet.
Hannes Heyelmann: Wir haben drei Geschäftsbereiche mit denen wir in Deutschland aktiv sind: Die Information mit CNN International, die Unterhaltung mit TNT Serie, TNT Film und TNT Glitz und eben das Kinderfernsehen mit Cartoon Network und Boomerang. Für uns ist Kinderfernsehen keine Nische und wir, wie auch andere internationale Marken, sehen im deutschen Markt noch viel Entwicklungspotential - wir in unserem Fall aber im Pay-TV.
Sie spielen auf den Disney Channel an, der sich wiederum zum Wechsel vom Pay-TV ins Free-TV entschieden hat. Sie wollen die Lücke füllen, die der Disney Channel dort hinterlassen hat?
Hannes Heyelmann: Natürlich gibt es für uns jetzt einen Wettbewerber weniger, wobei Disney ja immer noch mit Ablegern im Pay-TV vertreten ist. Ich halte das Pay-TV für das bessere Umfeld für Kinderfernsehen, weil wir uns nicht an einer breiten Quote orientieren müssen und so gezielter auf eine Zielgruppe eingehen können. Das gilt natürlich grundsätzlich erst einmal für alle Pay-TV-Sender. Im Kinderfernsehen gibt es aber die Besonderheit, dass man das Programm immer bis zu einem gewissen Punkt auch für die Eltern macht. Wir haben eine ausdifferenziertere Positionierung als die Free-TV-Sender und engagieren uns gleichzeitig mit mehr Eigenproduktionen als mancher frei empfangbare Kindersender. Mit der „Cartoon Network Spurensuche“ bei Cartoon Network sind wir ja sogar für den Grimme-Preis nominiert. Das geht manchmal unter, wenn die Beobachtung bei Pay-TV-Eigenproduktionen nur auf den eigenproduzierten Serien liegt, auf die wir natürlich auch sehr stolz sind.
Wen hat man bei der Programmgestaltung im Sinn: Die Kinder oder die Eltern?
Sylvia Nagl: Deutschland ist weltweit eines der konservativsten Länder wenn es um Kinderfernsehen geht. Die Eltern sind eindeutig die Gate Keeper und achten genau darauf, was ihre Kinder schauen. Stichwort: Helikopter-Eltern. Uns helfen da bei Boomerang die Klassiker und die jetzt neuaufgelegten Klassiker wie etwa die neue „Tom & Jerry Show“, den neuen „Inspector Gagdet“ oder die neue „Scooby Doo“-Serie. Das sind Programme, an die sich Eltern oder sogar Großeltern erinnern. Wir freuen uns, dass Warner Bros. und Turner - beide gehören ja ohnehin zusammen - da künftig noch enger zusammenarbeiten werden, so dass wir mehr Programm der Kollegen von Warner Bros. bei uns auf Sendung bringen können.
Hannes Heyelmann: Eine Anmerkung zu den Neuauflagen von bekannten Serien: Die funktionieren so gut, weil sie einfach gut gemacht sind. Wir hätten ja nichts davon, wenn die Eltern etwas vom Namen her von früher kennen aber die Kinder es heute einfach nicht mögen. Der Zugang kommt beim jüngeren Boomerang-Programm durch die Eltern, aber funktionieren muss das Programm bei denen, für die es produziert wurde. Cartoon Network ist da eher der Sender, den die älteren Kinder mit ihren Freunden schauen und es gut finden, dass ihre Eltern nicht jede Sendung kennen.