Herr Körfer, Glückwunsch zu einer Million Follower. Wer steckt denn nun eigentlich hinter @ProSieben?
Danke. Die Million macht uns @ProSieben Spaß und zeigt: ProSieben ist die erste TV-Adresse für junge Menschen. On Air und Off Air. Und um Ihre Frage zu beantworten: Von den 37.100 @ProSieben-Tweets habe ich mindestens 35.000 getextet.
Gibt’s Geschenke oder ist die Anzahl der Follower für eine große Party dann doch etwas zu groß?
Wir haben einen Schokoladen-Kuchen gebacken – mit roter Sieben und Twitter-Vögelchen aus Marzipan. Und verschicken via @idolcard ein Stück an jeden Follower, der Appetit darauf hat. Dabei können zehn Follower eine reale Torte gewinnen, die dann zum 4. Advent nach Hause kommt.
Wie hält man so viele Menschen eigentlich bei Laune?
Mit viel #Luft. Nein, im Ernst: Es ist ein stetes Zuhören und Experimentieren. Wichtiger als Tweets zu schreiben ist es, die Tweets zu lesen, die an @ProSieben gehen. Daraus kann man viel über die Stimmung ablesen – und genau erkennen, was wir auf dem Sender gerade sehr richtig oder auch sehr falsch machen. Und man bekommt quasi eine Handlungsanleitung fürs Twittern.
Wie viel Zeit kostet es eigentlich, einen Account dieser Größe zu pflegen?
Das geht nicht nur nebenbei. Insbesondere abends gibt es viel zu lesen. Da wird manche Nachtschicht fällig. Aber das ist nicht so schwer, weil man dabei ja Fernsehen schauen kann, besser gesagt muss.
Und was macht ProSieben, wenn Sie mal die Lust am Twittern verlieren sollten?
Wir stellen den Account gerade so auf, dass mehrere Kollegen dieselbe Sprache sprechen. Grundsätzlich war es in der Vergangenheit schon sehr amüsant zu lesen, wenn die Menschen zu erkennen meinten, der ProSieben-Twitter-Mensch habe sich verändert, und man wusste: Es schreibt noch immer derselbe die Tweets.
Wie sieht denn ein typischer "Körfer-ProSieben-Tweet" aus - und auf welchen sind Sie besonders stolz?
Es gibt nur typische @ProSieben-Tweets: Und die sind manchmal ein wenig offensiver und direkter, als man es erwarten würde. Sie haben sogar einst ein Medienmagazin - nicht DWDL.de - vermuten lassen, dass Tweets und Pressemitteilung nicht aufeinander abgestimmt seien, da sie eine unterschiedliche Sprache nutzten. Dabei hatte ich beides geschrieben. Inzwischen ist es ein schönes Ritual, sich mit dem Tweet 'Möge die Nacht mit euch sein…' von den Zuschauern zu verabschieden. Da spielen wir quasi Sandmännchen für Erwachsene.
Welchen hätten Sie am liebsten rückgängig gemacht?
Mein iPhone hat sich in der Hosentasche einmal selbstständig gemacht: Da ist viel wirres Zeug entstanden. Und ein Kollege hat mal aus Versehen seine Bord-Karte vertwittert, sehr zur Belustigung der Kollegen von @ZDF.
Viele stören sich an der Anonymität, die soziale Netzwerke häufig mit sich bringen. Ist der Ton bei Twitter über die Jahre hinweg rauer geworden?
Der Ton war schon immer eher rau, besonders von Menschen, von denen man das nicht erwarten würde. Wenn Justin-Bieber-Fans den Eindruck haben, dass ihr Idol angegriffen wird, treffen sie nicht den richtigen Ton. Gerne wird zudem die eigene Meinung zur Allgemeinen erhoben. Aber der @ProSieben-Account hat eine wache Community. Da wird Vieles untereinander geregelt.
Zum Schluss die Bitte um einen Ratschlag für verzweifelte Twitter-Kollegen: Wie übersteht man einen Shitstorm möglichst unbeschadet?
Am Besten dreht man sich nicht mit dem Wind – sondern stellt sich dem Wind entgegen und erläutert aus seiner Marke heraus, warum die Dinge so sind, wie sie sind. Wenn man einen Fehler gemacht hat, muss man nicht darum herum reden, sondern ihn erklären. Mit Demut und Respekt – aber nicht devot.
Herr Körfer, herzlichen Dank für das Gespräch.