Frau Park, Sie haben für Bertelsmann eine Retail-Kette in China geführt und ein Start-up in Korea aufgebaut, waren bei ProSiebenSat.1 schon fürs Digitalgeschäft und für die TV-3.0-Strategie verantwortlich. Wird es Ihnen da nach über einem Jahr als Geschäftsführerin von sixx nicht langsam langweilig?
Überhaupt nicht! sixx ist mir im Laufe des vergangenen Jahres so richtig ans Herz gewachsen. Mit unserem kleinen, aber feinen Team haben wir viel vorangebracht und ein sehr starkes Jahr hingelegt. In unserer Relevanz-Zielgruppe der 14- bis 39-jährigen Frauen haben wir uns 2013 von 1,6 auf 2,1 Prozent Marktanteil deutlich gesteigert – und das im Januar auch gleich mit tollen 2,5 Prozent fortgesetzt, eine Steigerung um 0,8 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahresmonat. Langweilig wird mir auch deshalb nicht so schnell, weil ich hier an meine vorherigen Erfahrungen anknüpfen kann. Natürlich ist mir die Vernetzung von TV und Digital ganz besonders wichtig.
Angesichts Ihrer jungen Zielgruppe ginge das vermutlich auch gar nicht anders.
Die große Herausforderung, vor der wir immer wieder stehen, heißt: Wie können wir eine so junge Zielgruppe fürs Fernsehen begeistern? Deshalb sehen wir sixx nicht mehr nur als Sender, sondern vor allem als Medienmarke, die auf vielen Plattformen spielt. Ein wichtiger Baustein ist die „sixx to go“-App, die wir im Oktober gelauncht haben und die 24 Stunden mobiles Livestreaming unseres Programms bietet. Mit unserer Facebook-Seite haben wir Ende Januar die 300.000er-Marke bei den Likes geknackt. Was fast noch wichtiger ist: Die Leute sprechen auch über uns. Wir haben die höchste User-Interaktion aller deutschen Sender auf Facebook und konnten die Engagement-Rate innerhalb eines Jahres von zwölf auf 25 Prozent steigern. Das erzeugt wiederum einen spürbaren Tune-in-Effekt: Die Leute kommen von Facebook zum TV-Programm, weil wir unsere Programmmarken dort mit großer Leidenschaft zelebrieren und eventisieren.
sixx hat eine Welle der Fragmentierung im Free-TV losgetreten, inzwischen sind einige neue Sender nachgekommen. Wie gehen Sie mit dem Druck um, nicht mehr ganz klein zu sein, aber trotzdem noch kräftig wachsen zu müssen?
Wir sagen immer: Wir sind die Pioniere in High Heels! Gerade bei kleinen Sendern ist die klare Positionierung und Markenführung von entscheidender Bedeutung. Die wachsende Angebotsvielfalt erhöht für uns den Druck, innovativ zu bleiben und unsere Zielgruppe auch immer wieder zu überraschen – wir müssen sozusagen die Trüffelschweine sein, wenn es darum geht, neue Trends aufzuspüren. Darin steckt auch die eigentliche Herausforderung: klar positioniert zu sein, aber auch wachsen zu können, in dem wir immer mehr Zuschauer begeistern.
"Wir wählen bewusst nie die perfekte Model-Frau, sondern Frauen aus dem Leben, die authentisch für ein bestimmtes Thema stehen"
sixx-Chefin Eun Kyung Park
Wie machen Sie das konkret? Müssen Sie die Zahl der Erstausstrahlungen und der Eigenproduktionen von Jahr zu Jahr steigern?
Das ist eher eine Frage der Innovationskraft. Es muss gar nicht unbedingt immer mehr, immer höher, immer weiter sein. Auch wenn wir dieses Jahr 366 Erstausstrahlungen bei unseren US-Serien haben, rund 30 Prozent mehr als voriges Jahr. Viel wichtiger ist die Frage: Schaffen wir es, neue Gesichter und neue Genres zu etablieren? Schaffen wir es, Talk of Town zu werden? In dieser Hinsicht können wir mit unserer Performance wirklich zufrieden sein. Mit Enie van de Meiklokjes und Paula Lambert haben wir bereits erfolgreich Faces aufgebaut, die für sixx stehen. Wir wählen bewusst nie die perfekte Model-Frau, sondern Frauen aus dem Leben, die authentisch für ein bestimmtes Thema stehen – wie Enie für den Spaß am Backen und Paula fürs unverkrampfte Reden über Sex. Ich betrachte es als Kompliment, dass recht schnell die größeren Sender an unsere Tür geklopft haben. Enie hat bei Sat.1 „Das große Backen“ verstärkt, und mit Paula überlegen wir gerade, wie wir sie noch in der Senderfamilie einsetzen können.