Ihren Deutschen Fernsehpreis haben Sie ja gut versteckt.
Finden Sie?
Na hinter dieser großen Grünpflanze hier...
Das ist ihr Blickwinkel vom Sofa. Aber von meinem Schreibtisch aus kann ich ihn sehen. Ich wusste aber ehrlich gesagt auch nicht, wohin damit. So viel Übung im Preise platzieren habe ich noch nicht (lacht). Aber auf dem Schreibtisch wäre es etwas zu vermessen, finde ich und in einer Vitrine im Konferenzraum fänd ich jetzt auch irgendwie komisch. Also ganz ehrlich: Gar nicht so einfach da einen guten Platz zu finden.
Das merke ich grad.
(lacht) Und auf der Fensterbank kann ich ihn vom Schreibtisch aus sehen. Und wenn die Sonne scheint, dann bricht sich sogar das Licht darin. Das hat dann fast einen künsterischen Aspekt.
Dann bleiben wir doch bei der Fernsehkunst: „Cover my song“ heißt das Format, für das Sie den Deutschen Fernsehpreis bekommen haben. Und das, obwohl Sie die Sendung nach ordentlichen, aber nicht überragenden Quoten vermutlich schon abgehakt hatten...
Das war nicht abgehakt, was schon allein der Tatsache geschuldet war, dass wir unter dem Titel "Cover me" das gleiche Format für das öffentlich-rechtliche Schweizer Fernsehen machen. Die haben auch auf der MIP ähnlich wie VOX eine gewisse Zuneigung entdeckt für das Programm, haben aber einfach etwas länger gebraucht als Kai Sturm, der direkt auf der Messe gesagt hat, dass er das haben will. Aber wir sind besonders stolz darauf, dass wir die ersten deutschen Produzenten sind, die ohne Schweizer Koproduktion für das Schweizer Fernsehen arbeiten dürfen. Dort ist es so gut gelaufen, dass wir eine Bestellung für eine zweite Staffel bekommen haben.
Und dann noch einen Fernsehpreis...
Was den Fernsehpreis betrifft: Das war wirklich lustig. Wir saßen im Lauf der Dreharbeiten mal nett bei einem gemeinsamen Abendessen in großer Runde und Kai Sturm meinte da noch im Scherz "Wenn wir dafür nicht nen Preis bekommen... Dafür müssten wir eigentlich mal zusammen auf der Bühne stehen." Und dann rief Kai letzten September plötzlich an und sagte: "Weißt du noch, wie wir damals beim Essen saßen? Wir sind nominiert!" In diesem Fall halte ich das wirklich für verdient. Das soll nicht arrogant klingen, aber das ist einfach ein so schönes Format, das sehr viel Spaß gemacht hat, auch wenn wir damit nicht das Fernsehen neu erfunden haben.
Vielleicht nicht das Fernsehen neu erfunden, aber das Genre Dokutainment. Denn wo längst oftmals nachgeholfen wird, wirkte die Sendung sehr authentisch. Eine Dokusoap im besten Sinne: Das Dokumentieren einer Geschichte...
Genau das versuchen wir bei all unseren Formaten in diesem Genre umzusetzen. Also auch bei "Biete Rostlaube, suche Traumauto" ist es einfach die Dokumentation einer Geschichte. Natürlich emotional erzählt - Fernsehen ohne Emotionen ist ja auch nicht das, was man will. Aber es ist dokumentarisch und ohne jemanden in irgendeiner Weise wertend darzustellen. Der "Herrchentausch" ist auch nicht so viel anders. Ich glaube, dass wir mit dieser Haltung für uns einen Weg gefunden haben, wie wir Dokutainment erzählen möchten und mit dem wir auch erfolgreich sind. Wir haben für VOX mit Heinz Horrmann noch den Piloten "5 Sterne sind mir nicht genug" gedreht, der auch mit über zehn Prozent Marktanteil gelaufen ist. Offenbar nimmt der Zuschauer diese dokumentarische Erzählweise sehr gut an.
Der alte Spruch "Unterhaltung hat was mit Haltung zu tun" ist also vermutlich nicht ganz falsch. Es geht also offenbar auch noch ohne nachzuhelfen?
Es geht, auch wenn jede Art des Filmens per se eine Subjektivierung ist, weil man ja durch die Dreharbeiten in jedem Fall eingreift und man eine Geschichte immer ein bisschen aus der Sicht des erzählenden Redakteurs oder Producers erzählt. Aber ich glaube, dass das Leben an sich spannend genug ist, ohne dass man etwas erfinden muss. Man muss natürlich interessante Charaktere haben. Das ist uns in "Cover my song" gelungen. Wenn man sich die jungen Rapper anschaut. Das sind alles Leute, die einer breiten Öffentlichkeit nicht bekannt sind, die den Zuschauern im Nachhinein aber trotzdem sympathisch waren.
Eine zweite Staffel soll kommen. Wie weit sind Sie? Und gibt es Veränderungen?
Wir sind in engen und konstruktiven Gesprächen mit VOX. Es geht um zwei Fragen. Man kann zum Einen das Portfolio erweitern - Staffel 1 war ja recht strikt Rapper vs. Schlagerstar. Das kann man sicherlich breiter machen. Volksmusiker gegen jungen Rocker und andere. Da gibt's genügend andere Varianten, bei denen es zum Culture Clash kommt. Zum Anderen überlegen wir, ob man es nicht noch etwas größer, schöner, glamouröser machen kann. Also zum Beispiel das gegenseitige Vorsingen am Ende, das wir in der ersten Staffel recht kurz gehalten haben. Da sind wir noch in Diskussionen, was langfristig der richtige Weg ist. Das ist am Ende aber natürlich auch eine Geldfrage.
Jetzt haben Sie eben schon mal „Herrchentausch“ angesprochen. Das hat im Vorfeld für Aufregung unter Tierfreunden gesorgt. Keiner hat es gesehen, aber jeder hat eine Meinung dazu...
Sie sagen es. Alle, die sich da im Vorfeld furchtbar aufgeregt haben, sollten sich vielleicht erst einmal die Sendung anschauen. Ich bin sicher, dass sich die Sorgen völlig in Luft auflösen. Es ist ja auch nicht so, dass die Hunde ihre gewohnte Umgebung verlassen, sondern eine ihrer Bezugspersonen wechselt. Natürlich würden wir nicht Hunde in eine fremde Umgebung mit völlig fremden Menschen packen. Das würden wir nicht mit Kindern machen und auch nicht mit Hunden. Uns geht es bei der Sendung um einen Erfahrungsaustausch. In der ersten Sendung geht es um ein älteres Ehepaar mit drei preisgekrönten Pudeln und um eine Familie mit zwei Kindern und einem Schäferhund. In diesem Fall tauschen die Frauchen und man lernt sehr viel über die Unterschiede im Umgang. Das hat natürlich auch heitere Momente.