Bleiben wir nochmal bei Sky Atlantic HD. Sie sind mit dem Sender in einen Markt eingetreten, in dem Sie bislang mit Partnersendern gearbeitet haben. Wie funktioniert es, Partner und Wettbewerber um neue Serienware gleichzeitig zu sein?
So ungewöhnlich ist das nicht. Sky Atlantic HD bietet eine einzigartige Chance für uns. HBO-Produktionen waren bisher selten im deutschen Fernsehen zu sehen. Unser Ziel war es in diesem Jahr, neben unserem Sportangebot weiter in attraktive fiktionale Inhalte zu investieren und dadurch unsere Programmvielfalt weiter zu erhöhen. Ich kannte die HBO-Kollegen noch aus meiner Zeit bei BSkyB , also habe ich zum Telefon gegriffen. Auf keinen Fall soll Sky Atlantic HD aber ein Angriff auf unsere Partnersender sein. Wir arbeiten sehr gut mit einer Vielzahl an Partnern und ihren hervorragenden Sendern zusammen. Das wird sich auch in Zukunft nicht ändern.
Aber Sie kaufen jetzt für Sky Atlantic HD den Content weg, mit dem bislang Ihre Partnersender Programm gemacht haben...
Das stimmt schlichtweg nicht. Die überwiegende Mehrheit der HBO-Programme wurde nie von einem deutschen Sender gekauft.
Aber die wichtigen, neuen Serien aus der HBO-Schmiede durchaus. Und im Einkauf neuer Serien gibt es jetzt einfach einen Interessenten mehr.
Das ist Wettbewerb.
Wenn Sky wachsen will, geht es dann darum mehr Kunden für das heutige Sky zu gewinnen oder Sky auszubauen, um so mehr Kunden zu gewinnen?
Natürlich beides! (lacht) Mehr Kunden zu gewinnen ist sicher noch wichtiger – und zwar nicht, weil wir Sky nicht kontinuierlich ausbauen und verbessern wollen. Das machen wir. Aber das Potenzial für deutlich mehr Abonnenten besitzt Sky schon mit dem jetzigen Angebot. Unsere größte Aufgabe ist es nun, mehr Menschen davon zu überzeugen, Sky auszuprobieren. Schon heute wächst der Anteil an Neukunden am schnellsten, die durch Empfehlungen auf uns aufmerksam wurden. Und ich spreche nicht von gekauften Empfehlungen im Rahmen eines Prämienprogramms, sondern von echten Empfehlungen. Egal ob uns jemand in einer Kneipe, in einem Hotel oder bei Freunden sieht: Sky überzeugt. Diese Gruppe der Neukunden ist der stärkste Treiber unseres Wachstums. Darauf sind wir stolz. Die nächste Aufgabe ist es, diejenigen, die gar nicht wissen, was wir alles bieten, besser zu informieren. Denn nur wer weiß, was er verpasst, will das ändern.
Das wäre ja zum Beispiel über ein alleinstehendes Sky Go-Abo möglich...
Wir haben immer gesagt, dass wir ein alleinstehendes Sky Go Abo anbieten wollen. Es ist für uns ein logischer Schritt, um den Einstieg in die Sky Welt zu erleichtern. Wenn es soweit ist, wird es ein attraktives Angebot sein, zumal Set-Top-Boxen oder Smartcards nicht nötig sind. Ich glaube an das lineare Fernsehen im Wohnzimmer, aber wenn jemand ein anderes Fernsehverhalten hat, wären wir schlecht beraten, ihm kein Angebot zu machen. Deswegen soll das Internet neben Kabel und Satellit der dritte eigenständige Empfangsweg von Sky werden.
Stichwort Sky Go. Sky hat mit Sky+, Sky Anytime und Sky Go wurden im vergangenen Jahr mehrere technische Innovationen umgesetzt. Ist Sky damit erstmal so aufgestellt, wie Sie es sich vorstellen?
Vor drei Jahren war das Angebot von Sky noch weit hinter den technischen Möglichkeiten. Es gab nur wenige HD-Sender und kein Sky+, Sky Anytime oder Sky Go. Also war für mich klar, wo wir dringend aufholen mussten. Glücklicherweise waren das keine allzu schwierigen Herausforderungen. Daher konnten wir die neuen Produkte schnell einführen. Wir werden auch in Zukunft neue und spannende Produkte und Services für unsere Kunden entwickeln und unseren Führungsanspruch im Innovationsbereich untermauern. Was so aussieht, als hätten wir uns 2011 auf die Technik und 2012 auf den Content konzentriert, ist nur der Eindruck von außen. Wir arbeiten an neuen Entwicklungen, die aber - das liegt in der Natur der Dinge - Zeit benötigen. Und oftmals gehen Technik und Content zusammen. Wenn wir Verträge mit Content-Partnern verlängern, dann legen wir Wert darauf, dass diese Inhalte auch auf Sky Anytime und Sky Go verfügbar sind. Diese Strategie können Sie auch bei anderen Unternehmen beobachten, aber ich glaube, wir haben hier die Führungsrolle übernommen.
Gerade die Rechte-Verhandlungen mit Hollywood für VoD und die Nutzung auf Tablets und Smartphones sorgen ja bei manchem deutschen Sender für großes Kopfzerbrechen...
Deswegen ist die Partnerschaft mit HBO so wertvoll. Weil dort die Zeichen der Zeit erkannt wurden und wir eine Vereinbarung geschlossen haben, die die Verbreitung des Contents von Sky Atlantic HD auf all unseren Plattformen beinhaltet. Ich kann bei dem Thema aber beide Seiten gut verstehen. Man sollte sich hin und wieder in den anderen hineinversetzen, um die Positionen zu verstehen: Viele Sender ärgern sich über eine komplizierte Rechtslage mit meist eingeschränkten Rechten zur Verwendung von Serien und Filmen auf diversen Plattformen. Klar ist aber auch, dass die Produktion von hochwertigem Fernsehen viel Geld kostet. Verständlich ist daher, dass die Produzenten vorsichtig agieren und die Rechte für möglicherweise künftig relevante Nutzungsformen nicht verschenken wollen.
Um nochmal bei der Technik zu bleiben. Würden Sie zustimmen, dass 3D-Fernsehen die Erwartungen nicht erfüllt hat?
Ja, da stimme ich Ihnen zu. Ich glaube, da haben viele - zum Teil auch ich - gedacht, dass sich 3D-Fernsehen besser entwickeln würde. Aber es gibt immer noch nicht genügend Content und die Nachfrage nach 3D-Fernsehern entspricht nicht dem, was sich die Hersteller vorgestellt hatten. Das TV-Erlebnis mit speziellen 3D-Brillen ist einfach nicht komfortabel genug und der Zuschauer muss viel zu viel tun, um 3D-TV genießen zu können. Generell ist Fernsehen nun einmal ein entspannendes, passives Vergnügen. Ich glaube deswegen übrigens auch, dass es ein Fehler ist, wenn die Branche versucht, Fernsehen immer interaktiver zu gestalten. In vielen Fällen wollen die Zuschauer diese Interaktivität gar nicht. Man hat ja selbst schon genug um die Ohren, da will man sich manchmal einfach nur unterhalten lassen. Technologie sollte dem Kunden den Zugang zu Inhalten erleichtern – und nicht das Gegenteil.
Interessante These, fast schon mutig, weil sonst fast ausschließlich in die andere Richtung marschiert wird...
Ich mag den Begriff Second Screen nicht. Das klingt so, als sei er weniger wert als ein First Screen. Für mich ist Content das Wichtigste und gutes Fernsehen soll der Zuschauer doch so sehen, wie er es möchte. Egal, ob auf dem großen Fernseher, am Notebook, auf dem Tablet oder Smartphone. Wir bei Sky glauben nicht an Second Screen-Apps, sondern daran, all diese Geräte für uns zum First Screen zu machen. Der Zuschauer will keine Spielereien zum Live-Programm auf seinem Smartphone. Er will das Programm überall schnell und einfach verfügbar haben. Als wir vor fast 15 Jahren Digital TV in Großbritannien gestartet haben, dachten wir, dass Interaktivität wichtig wäre. Aber es zeigte sich, dass dies nicht der Erfolgsfaktor war. Es waren gutes Fernsehen, mehr Auswahl, bessere Bildqualität, komfortable Nutzung und Flexibilität.
Nachvollziehbar. Sie haben kürzlich ein neues Einstiegspaket angekündigt. Mit Blick auf das Weihnachtsgeschäft dürfte das wohl in Kürze starten oder?
Es wird schon bald kommen. Auch mit diesem Angebot wollen wir den Einstieg erleichtern. Es wird sehr reduziert sein, aber bestimmt Lust auf mehr Sky machen.
Das ist naheliegend. Können sie aber auch etwas Konkretes dazu sagen? Preise bzw. Sender dieses Einstiegspakets?
Es dauert nicht mehr lange – also lassen Sie sich überraschen. Zu dem Preis kann ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nichts sagen. Das Paket wird eine ganze Vielzahl an Sendern beinhalten: Discovery Channel, National Geographic Channel, Nat Geo Wild, Spiegel Geschichte, Motorvision TV, Sky Krimi, RTL Crime, 13th Street Universal, Syfy, Fox, TNT Serie, Passion, Heimatkanal, Disney Channel, Disney XD, Disney Junior, Junior, Goldstar TV, Unitel Classica, Beate-uhse.tv und Sky Sport News HD.
Was passiert bei Sky noch in diesem Herbst?
Eine ganze Menge: Wir werden weitere HD-Sender von Partnern in unser Portfolio integrieren, auf Sky Go haben wir gerade das neue Data Center eingebaut und noch vor Weihnachten werden spezielle Kinderprogramme auf Sky Go für die kleinen Zuschauer gebündelt - mit einem eigenen User Interface und der zusätzlichen Möglichkeit für Eltern, genau auszuwählen, was ihre Kinder sehen dürfen. Wir werden außerdem über Sky Go einen Guide einführen, der eine ganz neue Art der Navigation durch unser gesamtes Sky-Angebot erlaubt. In Zeiten von Sky+, Sky Anytime und Sky Go sind die Programmlistings in Tabellenform überholt, weil immer mehr Menschen ihr Sky-Programm nicht nach Sendezeiten, sondern Inhalten auswählen. Und die gibt es eben auch non-linear. Bislang muss ein Sky-Kunde aber alle Plattformen einzeln anschauen, nun wollen wir das Ganze zusammenführen und optimieren. Dann wird auch eine Programmierung des Sky+ Rekorders vom Smartphone aus möglich sein. Wenn alles nach Plan läuft, gibt es die neue Sky+-Box mit 2 TB Festplatte noch vor Weihnachten. Also eine ganze Menge, worauf sich unsere Zuschauer schon jetzt freuen können.
Herr Sullivan, herzlichen Dank für das Gespräch.