Gespart wird auch bei den Digitalkanälen, die in diesem Sommer bei den Olympischen Spielen außen vor bleiben werden. Was war der Grund für diese Entscheidung?
Wir mussten feststellen, dass der finanzielle und personelle Aufwand nicht in der entsprechenden Relation zur Zuschauerakzeptanz stand. Wir sind der Überzeugung, dass eine Zukunft des Sports im Internet liegen wird. Hier haben wir nun die Möglichkeit, sechs Livestreams anzubieten von Sportarten, die im Hauptprogramm nicht so präsent sind. Diese Olympischen Spiele werden aufgrund der Tatsache, dass es keine große Zeitverschiebung geben wird, Spiele sein, die man auch mal im Büro nebenbei mitverfolgen kann. Da bietet der Computer eine ideale Möglichkeit. Der Zuschauer kann viel mehr aktiv in sein Programm eingreifen und es mitgestalten.
Eine Entscheidung gab es vor wenigen Tagen auch bei der Bundesliga. Im Vorfeld war zu hören, dass die DFL etwas unzufrieden mit dem ZDF gewesen sei, weil das „Sportstudio“ am Samstag erst um 23 Uhr zu sehen ist. Wie konnten Sie die Liga doch wieder überzeugen?
Ich sage mal ganz selbstbewusst: Durch die Qualität unserer Sendung. (lacht) Das alleine wird es aber nicht gewesen sein. Man muss schon sehen, dass das „Aktuelle Sportstudio“ eine Sendung mit Alleinstellungsmerkmal ist – etwas Vergleichbares gibt es nicht in der deutschen Fernsehlandschaft, zumal wir unseren Interviewgästen Zeit einräumen, die sie woanders nicht erhalten. Über die generelle Angebotslage zu sprechen, steht mir nicht zu. Unsere Sendezeit um 23 Uhr hat in den Vorgesprächen sicherlich eine Rolle gespielt und ist sehr vernünftig diskutiert worden. Es gab allerdings zu keiner Zeit eine Forderung der DFL, dass wir nur dann eine Chance haben, wenn wir unsere Sendung früher starten.
Den Unmut der DFL verstehen Sie aber?
Das ist ein Punkt, der zwischen der DFL und dem ZDF unterschiedlich gesehen wird, aber es war auch nicht der Knackpunkt.
Es bleibt also bei 23 Uhr?
Ja, wir bleiben vorläufig bei diesem Sendebeginn für das „Aktuelle Sportstudio“. Wir als Sportredaktion müssen diesbezüglich senderloyal sein und die gesamte Programmstruktur des ZDF am Samstagabend betrachten. Wir erkennen an, was der Sender an Sportrechten eingekauft hat, was letztlich immer auch eine Bestandsgarantie für meine Redaktion ist. Und es ist Realität, dass das ZDF aktuell mit dem zweiten Krimi am Samstag um 21:45 Uhr im Schnitt zwischen drei und vier Millionen Zuschauer erreicht. Die haben Sie mit einem „Aktuellen Sportstudio“ um 22:00 Uhr mit Sicherheit nicht. Für viele ist 23 Uhr eine späte Beginnzeit – für mich manchmal auch, das gebe ich ganz ehrlich zu. Trotzdem verstehe ich die Entscheidung des Senders. Und wenn ich mir die Quoten vom vergangenen Samstag anschaue, waren wir sehr erfolgreich, selbst bei den 14- bis 49-Jährigen gab es mehr als 14 Prozent. Das war das beste, was das ZDF an diesem Tag zu verzeichnen hatte.
Spannen wir noch einmal den Bogen zur Fußball-Europameisterschaft. Wann war es eine perfekte EM für das ZDF?
(überlegt) Eine perfekte EM hängt für mich nicht vom Abschneiden der deutschen Mannschaft ab. Es muss uns gelingen, die Qualität der Übertragungen von 2006 und 2008 fortzusetzen und möglichst fehler- und pannenfrei durch die EM-Wochen zu kommen. Und ein bisschen Spaß sollten wir alle dabei natürlich auch haben.
Der Fußball-Fan in Ihnen geht also nicht verloren.
Sollte die deutsche Mannschaft ins Finale kommen und verlieren, fände ich das persönlich schade und traurig. In der Bewertung der Sendung würde das aber keine Rolle spielen.
Herr Gruschwitz, vielen Dank für das Gespräch.