Herr Lanz, wenn man im Leben wichtige Entscheidungen trifft, fragt meistens jemand aus der Familie gerne mal „Junge, weißt Du eigentlich worauf Du Dich da eingelassen hast“. Wissen Sie das oder ist es ein Abenteuer, was jetzt erst begonnen hat?
Es ist ein Abenteuer, in das man sich entweder mit Haut und Haaren reinstürzt oder man lässt es besser gleich bleiben. Hinterher ist man im Zweifel natürlich immer klüger, aber ich glaube, das schlimmste, was man sich selbst im Leben antun kann, ist, die ewig unbeantwortete Frage mit sich herum zu tragen: „Was wäre gewesen wenn?“ Zumal die Chance jetzt für mich zu einem Zeitpunkt kam, der nicht so schlecht war.
Noch im November allerdings sagten Sie dem „Medium Magazin“, angesprochen auf die „Wetten, dass..?“-Moderation: "Natürlich kitzelt es die Eitelkeit, wenn man bei solch einem bedeutenden Format im Gespräch ist (...) aber ich habe in den letzten Jahren einen Weg eingeschlagen, der von der großen Showbühne eher wegführt." Was hat sie in den vergangenen Monaten umgestimmt?
Das war damals eine Situation, in der jeder, der sich nicht deutlich distanzierte, immer wieder Gegenstand von Spekulationen war. Doch abgesehen davon: Das war auch aufrichtig und ernst gemeint, und ich habe mich bis vor drei Wochen nicht mit dem Thema beschäftigt. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte mein berufliches Leben so weitergehen können, ohne große Veränderung. Alles war gut so, wie es war. Aber dann hat sich die Sache auf Senderseite anders entwickelt, teilweise auch anders als von mir vermutet, und gleichzeitig entwickelte sich in unserer Sendung die Lust, Neues auszuprobieren. Von der lebhaften Debatte über reine Unterhaltung bis zum politischen Streitgespräch findet dort eigentlich alles statt. Vielleicht hat das die Lust zum Experimentieren geweckt. Und vielleicht ist deshalb der Schritt zu „Wetten, dass..?“ gar nicht so groß, wie es den Anschein hat.
Inwiefern?
Was künftig dazu kommt, sind die Wetten und die großen Showacts, aber Unterhaltung mit interessanten Gästen machen wir auch jetzt schon. Ich gebe aber gerne zu, dass ich mir das im Moment wahrscheinlich nur zu gerne einrede, um mich zu beruhigen. Denn in Wahrheit ist das alles viele Nummern größer. Man redet sich anfangs auch ein, man könne Pro und Contra abwägen. Doch am Ende läuft es nur auf eine Frage hinaus: Hat man den Mut zu diesem Abenteuer?
Und Sie haben ihn, den Mut?
Ich bin jetzt 42, fast 43, und hab das Gefühl, noch habe ich die Kraft und die Lust, etwas für mich Neues anzupacken. Auch deshalb, weil die Menschen, mit denen ich arbeite, ganz ähnlich ticken. Das sind coole und höchst engagierte Kollegen und mitnichten diese Leistungsverweigerer, von denen es angeblich immer mehr gibt. Nein, meine Erfahrung ist: Die sind vielleicht nicht mehr so politisch wie die Generation ihrer Eltern, aber dafür schauen sie mit großem Optimismus auf das Leben und trauen sich was. Sie trauen sich übrigens auch zu scheitern.
Was wäre denn, wenn es schief geht?
Das ist eine Frage, die erstaunlich leicht zu beantworten ist: Wenn es schief geht, dann gibt es Schrammen, Blessuren, Frust. Beruflich wirft einen das zurück, ich habe allerdings den Verdacht, dass es einen persönlich sogar weiterbringen könnte. In vielen Gesprächen mit meinen Talk-Gästen kam heraus, dass es gerade Niederlagen sind, die einen Menschen entwickeln. Es ist eine Frage der Perspektive.
Wer hat sich eigentlich am Sonntagabend - als es offiziell wurde - zuerst bei Ihnen gemeldet? Ich denke ja mal, dass seitdem bei Ihnen die Hölle los ist...
(lacht) Ja, das stimmt. Plötzlich schlug es ein. Interessante Erfahrung übrigens, dass es längst die Online-Dienste sind, die Welt im Netz, die den Takt vorgeben. Alles dreht sich in atemberaubender Geschwindigkeit, und noch während die erste Meldung verbreitet wird, gibt es möglicherweise schon das erste Dementi – all das, noch ehe überhaupt eine einzige Zeile auf Papier gedruckt wurde. Um die Frage zu beantworten: Der Erste war tatsächlich mein alter Freund Henning aus Hamburg. Und der Zweite, der sich gemeldet hat, war Hans Mahr, der Dritte mein Chef von RTL Nord, Klaus Ebert. Und dann ging es Schlag auf Schlag. Ganz persönlich zu merken, wie schnell so etwas dann die Runde macht, war sehr interessant.