Die Programmpräsentation von RTL am Dienstag begann mit den Leistungswerten der vergangenen Saison. Und die präsentierte Anke Schäferkordt sowohl in der gängigen, sogenannten werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen als auch in der neuen Referenz-Zielgruppe der 20- bis 59-Jährigen, die von ARD, Sky und der Mediengruppe RTL Deutschland forciert wird. Dass sich Wettbewerber SevenOne Media damit nicht anfreunden kann, sieht Schäferkordt gelassen. „Deutschland wird älter, dem Fakt kann man sich nicht verschließen“, so die RTL-Geschäftsführerin im Gespräch mit DWDL.de.
„Wir werden jetzt konsequent beide Zielgruppen ausweisen. Ob es jetzt als neue Referenz-Zielgruppe anerkannt wird oder nicht, muss man abwarten, aber wir sehen, dass die Werbetreibenden schon dabei sind, diesen Schritt zu vollziehen. Wir sehen ja, welche Umfelder gebucht werden und da spielt das ältere Publikum eine immer größere Rolle.“ Und jenes ältere Publikum will Anke Schäferkordt nicht an ARD und ZDF verlieren. Zumindest nicht zu leicht. „Diejenigen, die mit uns groß geworden sind und seit Jahren Privatfernsehen konsumieren, werden im Alter ja nicht ihre Gewohnheiten ändern und abwandern“, sagt sie und ist sich sicher: „Die bleiben bei uns.“
Welche Folgen hat das für die Programmgestaltung? „Riesige Konsequenzen für das Programm bedeutet das für uns nicht, weil wir heute schon bei den 50- bis 59-Jährigen sehr stark sind“, erklärt die RTL-Chefin. „Wo es bei uns im Moment abreißt, ist so bei den Mitt-60ern. Das ist noch die Generation, die nur mit öffentlich-rechtlichem Fernsehen groß geworden ist. Aber die Zuschauer die wir schon gewonnen haben, werden mit uns älter werden“, ist sich die TV-Managerin sicher. Ein Grund dafür: „Wir sind als Sender erwachsener geworden.“ Zum breiter gewordenen Programmangebot stößt in der nächsten Saison auch wieder mehr deutsche Fiction.
Gleich drei eigen- oder koproduzierte Serien kündigte man am Dienstag an, weitere Serienprojekte sind schon in der Entwicklung aber noch nicht spruchreif. Bei so viel seriellem Nachschub aus eigener Produktion, bleibt die Frage: Wohin damit im Programm? „Ein Schwerpunkt der Entwicklung ist natürlich der Donnerstagabend“, so Schäferkordt. Da werde auch die neue mit HBO koproduzierte Serie „Transporter“ laufen. Mehr Serien aus Deutschland bedeute aber nicht weniger aus den USA. „Ich glaube unsere US-Serien können insofern davon profitieren als dass wir mit mehr Eigenproduktionen den Anteil an Wiederholungen bei Lizenzserien reduzieren können“
Aber auch auf anderen Sendeplätzen könne man sich fiktionale Programme vorstellen. Am Montag- und Mittwochabend habe man das in den letzten Jahren ja schon mal probiert. Und: „Ich schließe auch den Freitagabend für den Bereich Comedy/Sitcom nicht aus. Da waren wir mit Comedyserien ja schon mal sehr stark“, sagt Schäferkordt, denn: „Ich glaube womit wir uns auch beschäftigen müssen, ist das Thema Sitcom. Jetzt vielleicht nicht in der nächsten Season, weil wir da schon etwas mehr als 20 Episoden brauchen. Aber das Thema Sitcom, wenn es so stark bleibt, ist sicher ein Thema mit dem wir uns in der Sendergruppe auseinander setzen.“
Generell will sich der Sender bei der US-Fiction öffnen. Bislang setzt RTL fast ausschließlich auf Krimiserien aus den Staaten. „Wir haben mit ,Royal Pains‘ jetzt ja schon eine andere Farbe eingeführt und ,White Collar‘ geht auch ein bisschen in eine andere Richtung. Ich denke wir werden uns da öffnen müssen, das glaube ich schon. Wir haben in den vergangenen zwei Jahren nicht so viel klassische neue Crime-Serien in den USA gesehen. Da werden wir sicherlich offener rangehen“, kündigt Schäferkordt auch mit Blick auf die Mediengruppe RTL Deutschland an. „Ich kann mir das Thema Mystery schon auch bei VOX vorstellen. Das würde ich auf keinen Fall ausschließen.“