Das waren die Medien-Überraschungen 2013
Daniel Hartwich besteht seine Feuertaufe im Dschungel
Eine leichte Aufgabe hatte sich Daniel Hartwich nicht ausgesucht, als er sich dazu entschied, die Nachfolge von Dirk Bach als Moderator von "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!" anzutreten. Hartwich machte seine Sache zum Einstand aber sehr ordentlich - nicht zuletzt, weil man ihn sehr charmant und mit Augenzwinkern in die Sendung einzuführte. Etwas tollpatschig, aber ganz so wie man es sich vorstellt, wenn ein junger Bengel gerade mit seiner Ausbildung beginnt. Dirk Bach wird nicht ersetzt werden können, aber Hartwich ist es gelungen, sich erstaunlich schnell an der Seite von Sonja Zietlow zu etablieren.
Die ARD kann auch lustig sein
Seit Jahren muss man Comedy im Ersten mit der Lupe suchen - anders als das ZDF, hat es der Sender bislang nicht geschafft, ein echtes Aushängeschild in diesem Bereich zu etablieren. Dank Olli Dittrich und Cordula Stratmann könnte sich das jedoch ändern. Ihr abendliches "Frühstücksfernsehen" überraschte auf ganzer Linie. Mit feinen Beobachtungen entlarvten sie Teile des Fernsehens und der Gesellschaft und fuhren ganz nebenbei auch noch starke Quoten ein. Es gibt nur einen Haken: Die erste Folge liegt nun bereits über ein halbes Jahr zurück. Immerhin soll es aber in jedem Fall weitergehen.
Watchever hat den VoD-Markt aufgemischt
Die Branche wartet auf Netflix - und plötzlich ist Watchever allgegenwärtig. Erst im Frühjahr gestartet, hat es der neue Anbieter geschafft, den Video-on-Demand-Markt gehörig aufzuwirbeln. Maxdome reagierte prompt mit einer kräftigen Preissenkung und inzwischen will auch Sky das Feld mit Snap besetzen, wenn auch eher unfreiwillig. Und während sich Sky schwer tut, in den Bereich der eigenproduzierten Fiction einzusteigen, kündigte Watchever schon im Oktober eine "hochkarätig besetzte, mehrteilige Dramaserie" an. Wohin die Reise für Watchever führen wird, ist unklar. Bewundernswert ist der Mut aber allemal.
Tom Buhrow als neuer WDR-Intendant
Zweifel waren erlaubt, als Tom Buhrow im Mai zum Nachfolger von Monika Piel gewählt wurde. Doch der ehemalige "Tagesthemen"-Frontmann wusste schon alleine durch seine erfrischende Art, mit der er sich wohlwollend von seiner Vorgängerin abhob, zu überraschen. "Ich bring' die Liebe mit", sagte er nach seiner Wahl und brachte auch eine neue Offenheit mit. Zur besten Sendezeit stellte er sich den Fragen der Zuschauer. Dennoch musste Buhrow schnell feststellen, dass nicht alles rosig ist beim WDR. Die ersten Bewährungsproben - finanzielle Schwierigkeiten und eine umstrittene Personalie - meisterte er allerdings. Ein gelungener Einstand.
Joko und Klaas haben sich bei ProSieben etabliert
Nicht viele waren sicher, ob Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf den Wechsel von der ZDFneo-Nische zu ProSieben ohne Schaden überstehen würden. Waren es bisher bei ZDFneo 30.000 Zuschauer, habe man die Quoten ignoriert, sagte Joko im Frühjahr. Bei 60.000 habe man gesoffen - und bei 100.000 eine Mail vom Sender erhalten. "Wenn das diesmal auch so ist, wär's super." Doch die Sorgen waren unbegründet. "Circus HalliGalli" liefert ordentliche Quoten und hebt sich wohltuend vom sonstigen Sitcom-Einerlei des Senders ab. Noch dazu ist es dem Duo gelungen, sich mit ihrem sehr sehenswerten "Duell um die Welt" auch am Samstagabend zu etablieren, ohne zu sehr dem Mainstream zu erliegen.
Das Fernsehen entdeckt die nette Unterhaltung wieder
Jahrelang schien es so, als wolle RTL die Schraube insbesondere bei seinen Castingshows immer weiterdrehen. Und die Quoten schienen dem Sender zunächst Recht zu geben: Während Kandidaten vorgeführt und der Lächerlichkeit preisgegeben wurden, stiegen die Zuschauerzahlen weiter an - doch als "The Voice" zeigte, dass es auch anders geht, hatte das Publikum allmählich genug. Schöne Erkenntnis: Mit dem "Supertalent" hat RTL in diesem Jahr bewiesen, dass auch mit einer positiven Herangehensweise starke Quoten drin sind. Daneben haben auch Formate wie "Got to Dance" oder die "Dalli Dalli!"-Neuauflage gezeigt, wie gute Unterhaltung aussehen kann, die nicht auf dem Rücken ihrer Protagonisten gemacht ist. Das finden wir spitze!
Jenke von Wilmsdorff schafft Spagat zwischen Anspruch und Quote
Seit Jahren ist Jenke von Wilmsdorff bereits als Reporter für das RTL-Magazin "Extra" unterwegs, doch erst in diesem Jahr erhielt er mit dem "Jenke-Experiment" eine eigene Sendung in der Primetime. Die erzielte nicht nur gute Quoten, sondern fuhr noch dazu überwiegend positive Kritiken ein, was bei RTL zumindest in der jüngeren Vergangenheit keineswegs eine Selbstverständlichkeit gewesen ist. Im Herbst überraschte von Wilmsdorff dann auch noch mit der Pilotfolge seines Formats "Ich bleibe über Nacht", für die er den umstrittenen Internetunternehmer Kim Dotcom traf und auf sehr persönliche Weise porträtierte. 2014 darf es gerne mehr davon geben.
US-Serien kommen immer schneller nach Deutschland
Vorbei scheinen die Zeiten, in denen wir eine gefühlte Ewigkeit darauf warten mussten, dass amerikanische Serien den Weg nach Deutschland schaffen. Vor allem hochwertige Formate wie "House of Cards" oder "Breaking Bad" kommen immer schneller zu uns - mitunter dauert es nicht mal mehr einen Tag, ehe die neuen Folgen auch hierzulande zur Verfügung stehen. Vor allem das Pay-TV hat hier einen echten Vorteil für sich entdeckt. Positiver Nebeneffekt: Je schneller die Serien bei uns laufen, desto seltener müssen Fans auf illegale Wege zurückgreifen. Eine schöne Entwicklung mit Vorteilen für Sender und Fans.
Axel Springer erfindet sich neu
Als klassischer Verlag will Axel Springer nicht mehr gesehen werden - und angesichts der zahlreichen Entscheidungen, die man im zurückliegenden Jahr forcierte, fällt es tatsächlich schwer, den Konzern noch als Print-Haus wahrzunehmen. Der zum Teil bereits über die Bühne gegangene Verkauf von Fernsehzeitschriften oder Regionaltiteln an die umstrittene Funke-Mediengruppe zeigt, dass man das Wachstum in der Zukunft woanders vermutet. Mit dem Kauf von N24 hat sich Springer-Chef Döpfner darüber hinaus seinen lange gehegten Traum, auch im Fernsehbereich aktiv zu sein, endlich erfüllt. Springer wandelt sich - das birgt viele Risiken, doch angesichts sinkender Auflagenzahlen könnte sich der Weg der konsequenten Digitalisierung am Ende bezahlt machen.
Backen - ein neuer Trend im Fernsehen
Die Fernsehmacher in aller Welt suchen noch immer nach dem nächsten großen Ding. Fündig geworden sind sie im Jahr 2014 jedenfalls nicht. Dennoch war insbesondere zum Jahresende im deutschen Fernseher so etwas wie ein neuer Trend zu erkennen: Das Backen. Was bereits vor einiger Zeit im Kleinen mit "Enie backt" auf Sixx begann, hat inzwischen auch die großen Sender erreicht. So überzeugte erst Vox mit seiner "Tortenschlacht" und später auch Sat.1 mit dem "Großen Backen". Die Zuschauer belohnten die Einsätze am Ofen mit überzeugenden Quoten. Gut möglich also, dass die Sender im nächsten Jahr verstärkt dazu übergehen, in die Röhre zu schauen. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes.