Der Goldene Günter 2013: Hier sind die Gewinner
Der Goldene Günter 2013 in der Kategorie "Kampagne des Jahres" geht an
Die mediale Hysterie zur Einführung des Rundfunkbeitrages
Begründung der Jury: Die Rundfunkgebühr war einmal - es lebe der Rundfunkbeitrag! Doch obwohl sich durch die Umstellung für die Mehrheit so gut wie nichts änderte, schlugen die Wellen der Empörung im Laufe des Jahres immer höher. Erst ging es um die Erhebung des Beitrages, später um spekulierte Mehreinnahmen. Dabei waren es nicht zuletzt vermeintlich seriöse Blätter, die in populistischer Art und Weise Stimmung gegen ARD und ZDF betrieben. Auf einer sachlichen Ebene bewegten sich jedenfalls erschreckend wenige Artikel.
Der Goldene Günter 2013 in der Kategorie "Abbruch des Jahres" geht an
Sat.1 für den Abbruch der Nachrichten am Abend der Papst-Wahl
Begründung der Jury: Die ganze Welt wartet auf den neuen Papst, darunter auch Peter Limbourg. Doch die Reise des Sat.1-Anchors nach Rom hat sich nur bedingt gelohnt. Zu sehen bekamen die Zuschauer der "Sat.1 Nachrichten" das neue Kirchenoberhaupt nämlich nicht, weil die Wiederholung einer US-Komödie Vorrang hatte. Besonders bitter: Limbourg bettelte vor der Kamera förmlich um ein wenig Nachspielzeit, bekam sie aber nicht. Dabei hatte P7S1-Boss Ebeling noch kurz zuvor die Verantwortung der Privatsender im Informationsbereich betont.
Der Goldene Günter 2013 in der Kategorie "Unkenntnis des Jahres" geht an
den Berliner Senat für das Verhindern von „Babyboom“
Begründung der Jury: "Big Brother im Kreißsaal" - so titelte die Boulevardpresse, nachdem bekannt wurde, dass RTL das preisgekrönte britische Format "One Born Every Minute" nach Deutschland holen wollte. Dass die Sendung mit dem Großen Bruder herzlich wenig gemeinsam hat, interessierte den Berliner Senat nicht. Der stoppte die Produktion erst einmal und diskutierte dann offenbar auf Grundlage von Boulevard-Schlagzeilen so lange, dass Produzent und RTL schließlich abbrechen mussten. Ein Schaden für Sender, Produktion - und den TV-Standort Berlin.
Der Goldene Günter 2013 in der Kategorie "Film des Jahres" geht an
den RTL-Film "Helden - Wenn dein Land dich braucht"
Begründung der Jury: Acht Millionen Euro verschlang die Produktion des prominent besetzten RTL-Eventfilms "Helden", davon Filmförderungsmittel in Millionenhöhe. Geboten bekam der Zuschauer handwerkliche Fehler und eine hanebüchene Story. Hans Hoff sprach gar von "Leistungsschau des kollektiven Unvermögens". Die Zuschauer schalteten nach anfänglicher Neugier in Scharen wieder ab. Dass die Macher später gegen Kritiker schossen statt sich mit der inhaltlichen Kritik zu beschäftigen, machte die Sache nicht besser. Ein Katastrophenfilm im wahrsten Sinne des Wortes.
Der Goldene Günter 2013 in der Kategorie "Hype des Jahres" geht an
die völlig unverhältnismäßige Berichterstattung über "Wetten, dass..?"
Begründung der Jury: An Schlagzeilen über „Wetten, dass..?“ mangelte es nie, aber dieses Jahr kam es zum neuen Höhepunkt: Die Medien nahmen das Format und Moderator Markus Lanz genüsslich auseinander - bei sinkenden Quoten auf immer noch hohem Niveau wurde die Berichterstattung jedoch auch von seriösen Medien erstaunlich unverhältnismäßig. Das ZDF gab sich allerdings auch reichlich Mühe, die Schlagzeilen noch stärker zu befeuern. Quotenvorgaben, Eiswürfel im Schritt und die Rückkehr zum alten Konzept ließen "Wetten, dass..?" nie zur Ruhe kommen. Ein souveräner Umgang sieht anders aus.
Der Goldene Günter 2013 in der Kategorie "Antritt des Jahres" geht an
Wolfgang Büchner für sein Fingerspitzengefühl beim "Spiegel"
Begründung der Jury: Wenn er einen entspannten Job haben wollte, hätte er wohl nicht als Chefredakteur zum "Spiegel" wechseln dürfen. Dass Wolfgang Büchner mit seiner ersten Entscheidung noch vor Amtsantritt sämtliche Redaktionsleiter gegen sich aufbrachte, ist allerdings eine besondere Leistung. Die Idee, "Bild"-Vize Nikolaus Blome zu seinem Stellvertreter zu ernennen, kam jedenfalls nicht gut an. Es folgten ein faustdicker Streit - und ein halbgarer Kompromiss. Einen gelungenen Einstand hat Büchner jedenfalls verpasst.
Der Goldene Günter 2013 in der Kategorie "Panne des Jahres" geht an
das ärgerliche, vorzeitige Ende einer Box-Nacht im Ersten
Begründung der Jury: Seit dem späten Abend bereitete Das Erste seine Zuschauer im Oktober auf den frühmorgendlichen Kampf zwischen Karo Murat und Bernard Hopkins vor. Doch nach stundenlanger Vorberichterstattung, stieg die ARD plötzlich aus, als es spannend wurde: Als die Boxer endlich im Ring standen, zeigte man lieber einen im Programmablauf vorgesehenen alten Film. Hunderttausende Zuschauer, die sich die Nacht um die Ohren geschlagen hatten, blieben verärgert zurück und wunderten sich über die "Kommunikations-Panne". Gute Nacht, ARD.
Der Goldene Günter 2013 in der Kategorie "Verlag des Jahres" geht an
die Funke-Mediengruppe
Begründung der Jury: Für positive Nachrichten war die Funke Mediengruppe zuletzt nur selten gut. Für den Tiefpunkt sorgte der Verlag allerdings bereits zu Jahresbeginn mit der Entlassung der kompletten Redaktion der "Westfälischen Rundschau". 120 Mitarbeiter waren von dem harten Schritt betroffen, für den man eigenen Angaben zufolge "keine andere Möglichkeit" sah. Dass man das Regionalblatt seither ohne eigene Redaktion am Leben lässt, ist zwar kostengünstig, offenbart gleichzeitig aber ein äußerst fragwürdiges Verständnis von Journalismus in der Funke-Chefetage.
Der Goldene Günter 2013 in der Kategorie "Fremdschäm-Programme des Jahres" geht an
„Wild Girls“ und „Reality Queens auf Safari“
Begründung der Jury: Beinahe wäre RTL in diesem Jahr an einer Peinlichkeit vorbeigeschrammt: ProSieben schnappte den Kölnern die Rechte an der niederländischen Show "Reality Queens auf Safari" vor der Nase weg, doch das hielt RTL nicht davon ab, mit "Wild Girls" eine eigene Version an den Start zu schicken. Und so stöckelten im Sommer also auf gleich zwei Sendern eher unbekannte Promis der hinteren Buchstaben-Kategorie durch Afrika. Beide eint nicht nur der Fremdschäm-Faktor, sondern auch die schlechten Quoten. Somit bewiesen zumindest die Zuschauer guten Geschmack.
Der Goldene Günter 2013 in der Kategorie "Interview-Gäste des Jahres" geht an
Katja Riemann und Katrin Sass
Begründung der Jury: Wer in eine Talkshow geht, sollte auch etwas zu sagen haben. Schauspielerin Katja Riemann hatte das bei ihrem Auftritt in der NDR-Sendung "Das!" aber offensichtlich nicht auf dem Schirm - und verhinderte 45 Minuten lang das Zustandekommen eines Gesprächs mit dem jedoch auch reichlich hilflosen Moderator. Mehr zu sagen hatte Katrin Sass bei "Markus Lanz", doch ihre Hasstiraden gegen Peer Kusmagk und die Grimme-Nominierung des Dschungelcamps wirkten peinlicher als „Ich bin ein Star“ in seinen peinlichsten Momenten.
Der Goldene Günter 2013 in der Kategorie "Offenbarung des Jahres" geht an
den BDZV und seine Haltung zum Mindestlohn
Begründung der Jury: Kaum beachtet, aber doch sehr beachtlich: Im Oktober gab der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger in der politischen Debatte um den Mindestlohn fast nebenbei zu Protokoll, ein solcher Mindestlohn gefährde die Zeitungszustellung auf dem Land - und damit das Geschäftsmodell vieler lokaler und regionaler Tageszeitungen. Es ist eine bittere Wahrheit, die die Verleger damit aussprachen: Ihr Geschäftsmodell trage sich nicht, wenn alle halbwegs anständig bezahlt werden müssten.
Der Goldene Günter 2013 in der Kategorie "ARD-Problem des Jahres" geht an
die ARD-Brennpunkte
Begründung der Jury: Winterstürme oder Gluthitze sind dem Ersten gerne mal einen "Brennpunkt“ wert, schließlich lässt sich damit oft ein Millionenpublikum bei der Stange halten. Der NSA-Skandal und das abgehörte Handy der Kanzlerin galten dagegen als Quoten-Gift, so dass Programmdirektor Herres angeblich gegen sämtliche Chefredakteure sein Veto einlegte, um einer neuen Show mit Kai Pflaume nicht den Start zu verhageln. Man habe "keine weiteren Erkenntnisse liefern können", hieß es zur Begründung. Dabei hat das die ARD noch nie davon abgehalten, einen "Brennpunkt" zu zeigen.