Titelseiten-Check zur BaWü/RLP-Wahl
Auf das Wortspiel "Grüne strahlen" sind viele gekommen, nicht nur die "Bild". Doch die "Bild" versuchte alles mit Atom-Vergleichen zu umschreiben. Was bei "CDU-Mappus abgeschaltet", "SPD-Beck runtergefahren" und "FDP vom Netz" sogar noch recht gut gelang, ist bei "1. grüner Ministerpräsident glüht vor Glück" angesichts der Kernschmelze in Japan aber an Geschmacklosigkeit nur schwer zu überbieten.
Das ist Pressevielfalt! Nur ganz wenige unter den seriöseren Zeitungen der Republik schafften es einen Bogen um dieses eine Bild des jubelnden Winfried Kretschmann zu machen, wie unsere kleine Collage aus "FAZ", "Süddeutscher", "Rheinischer Post", "Hamburger Abendblatt" und "Welt kompakt" hier zeigen soll. Und es gab darüber hinaus noch weit mehr Zeitungen mit exakt diesem Foto.
Der Preis für das schönste Stefan Mappus-Bild geht recht eindeutig an die "taz". Als eine der ganz wenigen Zeitungen zieht man mit "Mappus tiefergelegt" nicht die Atomkatastrophe als Inspiration für die Überschrift heran, sondern das von vielen schon fast wieder vergessene "Stuttgart 21".
Beim Handelsblatt schwimmt man komplett gegen den Strom und hat sich dafür entschieden, den Erdrutsch in der politischen Landschaft nicht als Aufmacher-Thema zu wählen und stattdessen mit der "Iran-Connection der Bundesbank" zu titeln. Erst im unteren Teil der Seite darf Friedrich Merz seine Einschätzung "Das bricht der CDU das Rückgrat" anbringen.
Die Wirtschafts-Konkurrenz der "FTD" sieht hingegen die Wahl als wichtigstes Thema an udn schafft es mit "Das Beben von Stuttgart" und dem "Wahl-GAU für Merkel" gleich zwei Mal die Japan-Ereignisse zu verarbeiten. Das Bild kennen wir ja schon.
Die "Grünen strahlen" auch bei der Berliner "B.Z."
Die "Atom-Watschn" gehört fraglos zu den schöneren Wortschöpfungen an diesem Tag und stammt von der Münchner "tz"
Der Express spart sich auf dem Titel sämtliche Anspielungen zu Japan und macht mit "Merkel sieht Grün" auf. Das war zumindest geschmacklich keine Entgleisung.
Den "Wahl-GAU" konnte sich auch der "Berliner Kurier" nicht verkneifen. Ob aber die Aussage "Schwaben schalten Merkel ab" tatsächlich zutrifft - bis jetzt scheint Angela Merkel jedenfalls trotz der Wahlschlappe nicht vor der Schnellabschaltung zu stehen.
Auch die "Abendzeitung" blickt eher auf die bundespolitischen Auswirkungen und zeigt als größte Bilder nicht Gewinner oder Verlierer aus den Ländern, sondern Westerwelle und Merkel.