Die Networks und Mainstream-Fernsehen haben es immer schwerer
Bei den Emmys spiegelt sich immer deutlicher die Entwicklung des Fernsehens vom linearen Massenmedium zu einem weitaus individuelleren, spitzeren Medienkonsum. Hielt zuletzt u.a. noch die ABC-Comedy „Modern Family“ einige Jahre lang die Fahne der Network-Comedy hoch und „The Good Wife“ die des Network-Drama, so ging in diesem Jahr „Black-ish“ trotz Favoritenrolle leer aus. Und die Jahre, in denen „The Big Bang Theory“ geehrt wurde, sind auch vorbei: In diesem Jahr war die Sitcom nicht einmal nominiert in einer der Hauptkategorien. Stattdessen insgesamt mehr Gewinner aus Basic Cable und Subscription-Video-on-Demand (SVoD).
Die Emmys zeigen: Dankesreden können relevant und witzig sein
Egal ob sich nun Jill Soloway und Jeffrey Tambor in ihren Dankesreden für mehr Sichtbarkeit von Transgender-Themen aussprechen, sich Julia Louis-Dreyfus („Veep“) für Donald Trump entschuldigt, Rami Malek („Mr. Robot“) sich mehr Akzeptanz für „die Elliots dieser Welt“ wünscht oder sich Aziz Ansaris Co-Autor bei „Master of None“, Alan Yang, für mehr Geschichten über die asiatisch-amerikanische Bevölkerung wünscht („Liebe asiatische Eltern, wenn ein paar von Euch Euren Kindern Kameras statt Geigen geben, wird alles gut.“): Die 68. Emmy Awards haben bewiesen, dass man die kurze Aufmerksamkeit der großen Bühne für relevante und witzige Dankesreden nutzen kann.
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Und überhaupt: Die Emmy-Verleihung kann unterhaltsam sein
Die Einschaltquoten der diesjährigen Emmy-Verleihung waren ernüchternd. Wieder einmal ein Tiefpunkt über den der übertragende Sender ABC nicht glücklich sein kann. Immerhin jedoch haben ABC und Jimmy Kimmel einen Fluch durchbrochen: Trotz vielversprechender Hosts, die hohe Erwartungen geschürt haben, waren einige Emmy-Verleihungen der vergangenen Jahre eher mau. Sogar ein Liebling wie Neil Patrick Harris hatte kein Glück. Die Einbettung der Kategorien-Orgie in ein kurzweiliges Rahmenprogramm, kultivierte Running Gags (Matt Damon vs. Jimmy Kimmel) sowie schlagfertige, spontane Reaktionen von Kimmel haben die 68. Primetime Emmys zur besten Verleihung der vergangenen Jahre gemacht.
Das liebe Wetter: Es war wieder einmal heiß, sehr heiß
Wollen wir hier wirklich übers Wetter reden? Ja, weil die Stars immer wieder selbst damit anfangen. Die Emmys fallen mit ihrem sommerlichen Termin im September (und alle vier Jahre sogar schon im August) aus der klassischen Award Season in Los Angeles heraus, die von Dezember bis Februar die meisten Preisverleihungen bei humaneren Temperaturen bündelt. Im ansonsten sehr gerne auf Kühlraum-Niveau runter-klimatisierten Amerika werden die Emmys zur Herausforderung. Bei mehr als 40 Grad in der Sonne kann der Interview-Marathon auf dem roten Teppich schweißtreibend sein - zum besonderen Leidwesen der internationalen Medien am Ende des roten Teppichs, wo oft gleichermaßen Geduld und Hitzetoleranz der Stars erschöpft sind.
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Bittersüß: Zu viel gutes Fernsehen ist auch nicht gut
HBO und FX sind die großen Gewinner der diesjährigen Primetime Emmys - aber gleichzeitig gehören zwei Produktionen der Sender zu den großen Verlierern. Die ein Stück weit tragische Erklärung: Beide Sender haben sich sozusagen selbst geschlagen: Während man bei HBO erneut über „Veep“ jubeln konnte, blieb in Folge dessen „Silicon Valley“ ohne Auszeichnung. Und bei FX räumte „The People vs. OJ Simpson: American Crime Story“ groß ab, doch gleichzeitig ging damit „Fargo“ völlig leer aus in der Nacht zu Montag. Es ist eine neue Variante der bitteren Erkenntnis: Wer im falschen Jahr gegen zu gute Konkurrenz im Rennen war, kann trotz herausragender Leistungen leer ausgehen.
Die Emmys zeigen wie es geht: Hollywood kann Diversity
„Das Einzige was wir noch mehr lieben als Diversity ist, uns für unsere Diversity zu loben“, ulkte Jimmy Kimmel zu Beginn der 68. Primetime Emmys. Nach der Kritik an der Oscar-Verleihung im Frühjahr (#OscarsSoWhite) präsentierten sich die Emmys als perfekten Gegenentwurf dazu und das sowohl in den Nominierungen als auch letztlich den Gewinnerinnen und Gewinnern. Der weiße mittelalte Mann hat es da schwer. Die Vielfalt in beinahe jeder Dimension ist sehr erfreulich. Sie geht einher mit immer spitzeren, spezielleren Geschichten, die sich nicht um Massenkompatibilität scheren und gerade so allerdings oftmals viele Zuschauer erreichen.
Man kann den Red Carpet-Quatsch auch mit Würde meistern
Die Größe des Spektakels auf dem roten Teppich in den USA ist so beeindruckend wie die Oberflächlichkeit ernüchternd: Wenn Journalisten ohne Interesse an ernsthaften Gesprächen auf TV-Stars treffen, die überraschend oft nichts zu ihren Projekten sagen wollen oder dürfen, schränkt dies das Themenspektrum erheblich ein. Kleinster gemeinsamer Nenner ist die (den Frauen) immer wieder gestellte Frage „Was tragen Sie denn heute?“. Schauspielerin und Komikerin Amy Schumer hat in diesem Jahr bewiesen, dass man diesen Quatsch mit Humor aushebeln kann:
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