Foto: PixelquelleSeit Monaten zog sich die Finanzkrise in den USA schon hin. Dann kam der 15. September 2008: Der Insolvenzantrag der US-Investmentbank Lehman Brothers gilt allenthalben als Stichtag für das Übergreifen der Krise auf internationale Märkte - so auch auf Deutschland. Zunächst blieb die Medienbranche weitgehend verschont von den ersten Auswirkungen. Doch nach und nach machten ab Herbst Meldungen von Einstellungsstopps aus "kaufmännischer Vorsicht" - zum Beispiel bei der "FAZ" und bei Gruner + Jahr - die Runde. Mittlerweile hat die Krise, die auch eine große psychologische Wirkung entfaltet, die hiesige Medien-Branche vollends erfasst. Einige Unternehmen sind bereits in arge Bedrängnis geraten, andere stellen sich neu auf, um gewappnet zu sein, wenn die Flaute durchschlagen sollte.

Es waren zunächst die Wirtschaftstitel, die vom ersten Moment der Krise an einem hohen Druck ausgesetzt waren. In den Redaktionen herrscht seit Monaten Hochbetrieb, denn die Nachrichtenlage ist durch die Entwicklungen der Finanzmärkte rasant wie selten. Auf der anderen Seite waren es zunächst die Unternehmen der Finanzwirtschaft, die ihre Werbeausgaben zurückgefahren haben - und so der Fachpresse ein wirtschaftliches Arbeiten immer schwerer machten.
 
 
Umbau in der Wirtschaftspresse
 
Die Folgen: Bei zum Teil steigenden Reichweiten muss heftig gespart werden. Vor allem in diesem Segment ist seit Monaten ein massiver Umbau im Gange: Gruner + Jahr vereint seine Wirtschaftstitel unter einem gemeinsamen redaktionellen Dach in Hamburg. Die Redaktionen von "Financial Times Deutschland", "Capital", "Impulse" und "Börse Online" werden zusammengelegt - inklusive Stellenabbau.

Die Bauer Media Group - sonst eher in bunteren Gefilden unterwegs - stellte ihren Titel "Geld Idee" erst vor wenigen Wochen ein und gab die Lizenz für "Wertpapier" - das Anlegermagazin der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz - zurück. Mittlerweile hat "Focus Money" die Lizenz übernommen. Auch am Verlags-Riesen Axel Springer läuft die Krise in der Wirtschaftspresse nicht spurlos vorbei: Bei der Verlagstochter Axel Springer Financial Media (u.a. "Euro", "Euro am Sonntag") ist seit einigen Wochen Kurzarbeit angesagt.
 
Wechsel-Kurs bei Groß-Verlagen
 
Doch mit der Jahreswende, zu der traditionell die Budgets für die anstehenden zwölf Monate geplant werden, macht sich Zurückhaltung auch im weiteren Werbegeschäft breit. Mit martialischen Tönen stimmte Burda-Vorstand Philipp Welte im Februar die Mitarbeiter per Brief auf den anstehenden Sparkurs ein: "Mit brutaler Konsequenz hat die weltweite Wirtschaftskrise unseren nationalen Medienmarkt erreicht. Auch die deutsche Industrie steckt mittlerweile in einem furchtbaren Abwärtsstrudel und reißt die Welt der Medien über gekappte Marketing-Budgets sukzessive mit hinab in die Tiefe", schrieb Welte im Februar.

Als Konsequenz wird sich auch Burda strukturell verändern. „Dafür haben wir jetzt für den Bereich Verlage, Vermarktung und Vertrieb ein sehr komplexes Change Programm angeschoben, dem wir die Überschrift ‚Concentrate. Integrate. Innovate.‘ gegeben haben. Wichtigstes Ziel dieses Change Programmes ist es, den nationalen Verlagsbereich sicher durch die Rezession zu führen und ihn dabei trotz der dramatischen Erlöskrise konsequent auf eine konvergente Zukunft auszurichten“, schrieb Welte weiter an die Mitarbeiter.
 
Lifestyle-Titel werden eingestellt
 
Die Liste der Zeitschriften, die inzwischen mit Verweis auf die fehlende wirtschaftliche Perspektive verschwunden sind, wird immer länger. Darunter befinden sich vornehmlich Titel, die eher mit bunten Inhalten aufwarten, als mit harten Fakten: Burda verabschiedete sich von "Amica" und legt weitere Titel wie "Bunte", "Elle", "Instyle", "Freundin" und "Burda Modemagazin" unter dem  neuen Dach der Burda Style Group zusammen. Auch  "Tomorrow" und "Young" sind verschwunden. Gruner + Jahr stellte "Park Avenue" ein, Marquard beerdigte "Maxim" und dampfte "Celebrity Style" auf zwei Hefte pro Jahr ein.

Bei Condé Nast wirkt die Rückkehr der "Glamour" zum monatlichen Turnus statt der zweiwöchentlichen Erscheinung verhältnismäßig harmlos im Vergleich zur Komplett-Einstellung der ambitionierten "Vanity Fair". Der Titel wurde entgegen einer rund drei Monate zuvor gegebenen Bestandsgarantie im Februar vom Markt genommen. Mit der Einstellung der Tabloid-Zeitungen "20Cent Lausitz" und "20Cent Saar" wollte die Holtzbrinck-Tochter Saarbrücker Verlag das Unternehmen "winterfest" machen.
 
Anders indes sieht es bei der seit jeher wirtschaftlich eher schwachen "Taz" aus. "Uns geht es absolut gut, weil wir Profiteur der Krise sind. Im vergangenen Jahr waren die ersten neun Monate schlecht, weil es politisch uninteressant war", sagte Geschäftsführer Karl-Heinz Ruch in der vergangenen Woche in einem Interview mit dem "Kress Report". Geht es nach ihm, könnte die Krise noch andauern.
 
Kleiner Sparkurs auch beim "Spiegel"
 
Auch im Spiegel-Verlag tritt man auf die Kostenbremse. Erst vor wenigen Tagen verabschiedete sich das Unternehmen vom Sonntagsvertrieb seines Flaggschiffs "Der Spiegel".  Man habe derzeit noch das "Gefühl, dass wir, die Medien, wie aus einer Loge heraus das Geschehen in der Arena kommentieren. Die Wahrheit ist aber: Wir sind mit auf dem Feld und selbst betroffen. Das ist die harte Realität", sagte Verlags-Chef Ove Saffe bereits im Januar im Interview mit der Fachzeitung "Horizont". Harte Realität ist auch der Umbau bei den NRW-Regional-Titeln der WAZ-Gruppe. Rund 30 Millionen Euro sollen eingespart werden. Dafür werden unter anderem ab Mai die Mantel-Redaktionen der „WAZ“, „WR“ und „NRZ“ zusammengelegt. Rund 300 Stellen fallen weg.

Beim Fernsehen zeigte man sich zunächst noch gelassen. "Welche Auswirkungen die Finanzkrise auf den TV-Werbemarkt und damit auch auch auf uns haben könnte, ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht absehbar, so dass wir hier akut keinen Handlungsbedarf sehen", hieß es noch im Oktober bei der Mediengruppe RTL Deutschland.
 
Lesen Sie auf der nächsten Seite, wie sich die wirtschaftliche Lage mittlerweile auch auf das Fernsehen ausgewirkt hat und wie große und kleine Sender damit umgehen.