Die "Frauentausch"-Ausgabe vom 8. Januar, in der Yvonne aus dem sachsen-anhaltinischen Zerbst und Natalie aus Hamburg die Familien getauscht haben, liegt nun schon über zwei Wochen zurück, doch zu den Akten gelegt werden kann sie noch nicht. Gegen den Sender RTL II gibt es schwere Vorwürfe. Die Familie sei entwürdigend dargestellt, die Stadt und das gesamte Ostdeutschland in Misskredit gebracht worden.
Der Zerbster Bürgermeister Helmut Behrendt zeigte sich in einem Interview mit "Spiegel Online" entsetzt. Die Sendung habe nur Klischees bedient und den gesamten Osten in Misskredit gebracht. "RTL II hat nur Ruinen gezeigt und beschmierte Wände und alte Leute, die mit dem Rolli durch die Gegend fahren. Alles traurig, trist und trostlos". Von Hamburg seien hingegen nur die guten Ecken gezeigt worden, um den Eindruck noch zu verstärken. "Der Westen soll schlau und schön rüberkommen, und der Osten dumpf und grau." Das habe "viele hier in ihrem Stolz verletzt".
Die Wut richtet sich dabei vor allem auch gegen die Familie, die an "Frauentausch" teilgenommen hatte. So hat es bereits Demonstrationen vor dem Haus der Familie gegeben, bei denen unter anderem auch Eier geflogen sein sollen. Nachdem auch Drohungen gegen die Familie ausgesprochen worden seien, werde das Haus nun rund um die Uhr bewacht, so der Bürgermeister, der die Schuldigen aber bei Produktionsfirma und Sender sieht. "Ich bin entsetzt über die Macher der Sendung. Die sollten sich schämen!"
Inzwischen haben sich auch die Medienwächter zu Wort gemeldet. Thomas Langheinrich, Vorsitzender der Kommission für Zulassung und Aufsicht (ZAK) der Landesmedienanstalten, kündigte eine Prüfung der Sendung durch eine Expertengruppe an. Generell gelte aber folgendes: "Auch wenn die Teilnehmer sich freiwillig für eine solche Doku-Soap bewerben und umfangreiche Verträge unterschreiben, berechtigt das die Sender nicht, sie medial hinzurichten. Jeder hat ein Recht auf Menschenwürde."
Man werde nun prüfen, "in wie weit RTL II mit dieser Folge moralische und ethische Grenzen überschritten" habe, fügte Norbert Schneider, ZAK-Beauftragter für Programm und Werbung, hinzu. Jenseits der Quote gebe es auch noch Werte, die für die Sender verpflichtend seien. "Nicht alles was legal ist, ist auch legitim", so Schneider. Und mit Blick auf den großen Wirbel, die Demonstrationen und Drohungen gegen die Familie: "Programmverantwortung heißt auch, beizeiten die Folgen zu bedenken, die ein Programm haben kann."
Bei RTL II findet man die Vorwürfe, die nun gegen "Frauentausch" und den Sender erhoben werden nicht nachvollziehbar. "Es war nicht unsere Absicht, Vorurteile zu bedienen", so eine Sendersprecherin gegenüber DWDL.de. Dass die beiden Heimatstädte der teilnehmenden Familien kurz vorgestellt werden, sei stets Teil der Sendung. Während der Produktion habe es keine Hinweise auf eine derart negative Reaktion des Umfeldes gegeben. Dass es nun zu Demonstrationen oder Drohungen gekommen sei, habe man nicht absehen können.
Dem Erfolg der Sendung, von der in der kommenden Woche die 200. Folge ausgestrahlt wird, tat der Wirbel um die Sendung ohnehin keinen Abbruch - im Gegenteil. Am Donnerstagabend erreichte die Dokusoap erneut hervorragende 10,4 Prozent in der Zielgruppe.