Patricia SzarvasMan stellt sich also wieder auf eine Stufe mit den zuvor verschmähten Journalisten und vertraut der Presse?

Ja! Aber es gibt den Vertrauensgewinn auch andersherum. Ich sehe jetzt die Angst in den Augen der Manager, die ich täglich interviewe. Ich bekomme das Gefühl, ich kann ihnen mit einer verantwortungsbewussten Berichterstattung sehr helfen.

Die Zusammenhänge sind sehr komplex und der Durchschnitts-Leser steigt schnell aus, oder will die Horror-Meldungen nicht mehr hören. Wo liegen die Probleme im Wirtschaftsjournalismus?


Only bad news are good news. Uns gefällt das Voyeuristische. Das darf aber nicht die erste journalistische Prämisse sein. Anders als bei CNBC wird in vielen Redaktionen einfach über den Sender geschickt, was durch die Ticker läuft. Da aber alle Informationen börsenrelevant sind, haben sie ganz andere Auswirkungen als zum Beispiel eine Nachricht über Aids-Tote in Uganda, die vielleicht etwas Positives bewirkt. Börsen-Meldungen sind prozyklisch, verstärken Entwicklungen und können in eine Pleite führen, weil die Leute ihr Geld abziehen. Nur wenige Wirtschafts-Journalisten kommen wirklich aus der Wirtschaft. Wenn man aber zum Beispiel den Banking-Background hat, hat man eine andere Perspektive, man achtet auf die langfristige Entwicklung  und nicht auf den schnellen Scoop.
 

 
Was halten Sie denn vor diesem Hintergrund von Sendungen wie der "Börse im Ersten", wo innerhalb von drei Minuten mittels Lebensweisheiten das Treiben an den Finanzmärkten erklärt werden soll?

Die Kollegen schließen sehr gut eine große Lücke! Solche Sendungen sind wichtig und es müsste  mehr geben. Das Image von Finanzen und Börse ist dermaßen schlecht! Für viele ist das alles fürchterlich langweilig. Aber am Ende des Tages gilt: Money makes the world go round. So wie unsere Welt auf der Physik basiert, basiert alles, was in der Wirtschaft  passiert, auf Geld. In unserem überschuldeten Land überblickt doch kaum jemand die Konsequenzen. Ich muss nur die richtige Darstellungsweise wählen. Wenn ich statt Marktvolatilität Schaukelbörse sage, kann es jeder verstehen!

Aber lässt sich die ganze Komplexität der Wirtschaft in drei Minuten rüberbringen?

Eine grobe Übersicht schafft man  in drei Minuten. Die Frage ist, wie viel Mühe man sich gibt. Ich kann ja auch meinem dreijährigen Kind die Welt in all ihrer Komplexität erklären. Es ist aber falsch, statt dessen Gerüchte über Unternehmenspleiten über den Sender zu schicken, wenn sie nicht bestätigt sind. Dadurch kann man den Firmen schwer schaden. Man soll die Öffentlichkeit nicht im Dunkeln halten, muss seine Quellen aber sehr genau überprüfen.

In diesen Monaten, in denen es der Wirtschaft schlecht geht, leiden auch die Medien. Im Print-Bereich trifft es vor allem auch die Wirtschafts-Medien. Wie geht es CNBC?

CNBC zieht, trotz der Finanzkrise, auch für 2008 eine überaus positive Bilanz. Die Zuschauerzahlen sind hoch wie nie und auch die Entwicklung bei den Werbekunden stimmt.
 
Und wie geht es Ihnen persönlich? Haben Sie Ihr Depot schon umgeschichtet?

Als Journalistin für CNBC darf ich keine Aktien halten. Mein Geld steckt in meiner Wohnung. Und da ist es gut investiert.  Journalistisch mache ich mich auf interessante Zeiten gefasst, denn eines ist ganz klar: Keiner weiß wo es hingeht.

Frau Sarvas, vielen Dank für das Gespräch.