Foto: PixelquelleDer Streit um die Nutzung der von Sendern bereitgestellten PR-Materialien wie Fotos und Texte zu den ausgestrahlten Sendungen, in EPGs eskaliert langsam. Seit gut einem Jahr versuchen ProSiebenSat.1 und die RTL-Gruppe nun über die von ihnen gegründete VG Media Geld von EPG-Anbietern einzutreiben.

Für jeden Seitenaufruf im Internet sollen Verlage wie auch andere EPG-Anbieter 0,02 Cent an die VG Media und damit die Sender zahlen. Während einige kostenlose Anbieter wie "TV Browser" bereits Anfang des Jahres reagierten und seitdem auf Bilder und Texte der TV-Anstalten verzichten, nutzten die großen Verlage die Daten bislang weiter, ohne dass ein Übereinkommen mit der VG Media erzielt worden war.

Nun zieht ProSiebenSat.1 die Daumenschrauben an. Ein ProSiebenSat.1-Sprecher bestätigte einen "Horizont"-Bericht, demzufolge ProSiebenSat.1 fast allen Zeitungs- und Zeitschriftenverlagen die Nutzung des PR-Materials ab dem 15. Februar 2009 untersagt. Man kündige "sämtliche Vereinbarungen, gleich welcher Art und Grundlage, die die Nutzung des Text-, Bild-, Bewegtbild- und Audiomaterials der ProSiebenSat.1 Media AG sowie ihrer Sendeunternehmen betreffen", zitiert "Horizont" aus einem Brief, den ProSiebenSat.1-Vorstand Englert vorletzte Woche verschickt hatte.

Auch eine Nutzung für Print-TV-Zeitschriften wird damit untersagt, wofür in der Vergangenheit noch gar keine Gebühren erhoben worden waren. Bei ProSiebenSat.1 stellte man sich bereits vor rund einem Jahr auf den Standpunkt, dass EPGs neue Geschäftsmodelle seien. Andere würden damit Geld mit Material verdienen, für dessen Erstellung die Sender viel Geld aufwenden würden. Bei den EPG-Anbietern und Verlagen sieht man die Programminformationen hingegen als Werbung für das Programm - und für Werbung will man natürlich nicht zahlen.

ProSiebenSat.1-Sprecher Julian Geist sagte gegenüber DWDL.de, dass man im vergangenen Jahr auf die Verlage zugegangen sei und ein Angebot gemacht habe, das von den Verlagen allerdings nicht angenommen wurden. Nachdem die Verlage über den VDZ nun gegen die Gebühren Klage beim Kölner Landgericht erhoben haben, sah man sich auch bei ProSiebenSat.1 gezwungen, seine Rechte besser zu schützen.

Die Mediengruppe RTL Deutschland hat die Verträge mit den Verlagen nicht gekündigt. Deren Sprecher Christian Körner sagte gegenüber DWDL.de, man arbeite heute im Bereich Programm-Ankündigung gut mit den Verlagen zusammen und wolle diese Zusammenarbeit auch in der digitalen Zukunft fortsetzen. Körner: "Allerdings gibt es durchaus offene Fragen im Zusammenhang mit groß angekündigten Online-Projekten seitens der Verlage, die ehrgeizige Vermarktungsziele haben, dabei aber im Wesentlichen auf der Verwendung von TV-Daten und -Inhalten basieren. Woher kommen diese Inhalte nochmal? Darüber müssen wir reden."

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Dass ab dem 15. Februar die Programmzeitschriften tatsächlich ohne das Material der Sender auskommen müssen, dürfte aber unwahrscheinlich sein - das wäre nicht nur für die Verlage ein Problem, sondern vor allem auch für die Sender selbst. ProSiebenSat.1 will wohl vor allem Druck aufbauen, um endlich zu einer Einigung mit den Verlagen zu kommen