Katharina BehrendsDass sich bei NBC Universal einiges geändert hat, merkt man schon in Ihrem Foyer. Von der Hektik vergangener Jahre ist nicht mehr viel zu spüren – es ist viel ruhiger geworden. Zumindest scheinen die Platzprobleme nach dem Auszug von Das Vierte der Vergangenheit anzugehören.

Das ist in der Tat eine große Zäsur für das ganze Unternehmen. Wir haben jahrelang als ein Team  zusammengearbeitet, das nun auseinander gerissen worden ist. 45 Leute sind gegangen, darunter das ganze Ad-Sales-Team. Wir konzentrieren uns jetzt auf das, mit dem wir vor vielen Jahren angefangen haben.

Also Back to the Roots?

Genau! Aber es sind ja noch viele hier, die fast von Anfang an dabei waren. Ich gehöre ja eher noch zu den Jüngeren.

Von einem beachteten Pay-TV-Unternehem zog mit dem Markteintritt von Das Vierte eine völlig andere Kultur in die Theresienstraße ein. Man hatte eher das Gefühl, es ist ein Free-TV-Sender mit angehängter Pay-TV-Sparte. In der Wahrnehmung war alles Free. Geht es mit Pay jetzt in ein ruhigeres Fahrwasser?

Ruhig war es hier eigentlich nie. Wir haben ja zuletzt jedes Jahr auch einen neuen Pay-Sender gelauncht, siehe Biography- und History-Channel. Die Stärken, die wir im Pay-TV haben und unsere Kernkompetenz werden wieder besser wahrgenommen. Das ist auf jeden Fall eine gute Entwicklung.
 

 
Ist die wieder erstarkte Wahrnehmung als Pay-TV-Unternehmen wirklich im Markt  von Vorteil? Man hat eher den Eindruck, dass die Münchner Theresienstraße gewaltsam beschnitten worden ist.

Wir sind fokussiert auf vier ganz klar ausgerichtete Sender und haben ziemlich konkrete Pläne für jeden einzelnen im nächsten Jahr. Sci Fi hat beispielsweise einen Riesenvorteil: eine extrem klar definierte Zielgruppe, die anderswo so nicht zu finden ist und gleichzeitig ein ganzes Genre verkörpert. Diese Message werden wir im Markt noch deutlicher positionieren. Ähnliches gilt für unsere Joint Ventures – The History Channel und Biography Channel wollen wir im Markt noch mehr betonen.

Wird auch ein neues Ad-Sales-Team aufgebaut?


Werbung macht bislang zwar den geringeren, aber einen wichtigen Teil unserer Einnahmen aus. Im nächsten Jahr muss sich da sehr viel tun. Etwa mit der quantitativen und qualitativen Messung unserer Quoten. Das ist international längst üblich. Dann wird die Vermarktung einen ganzen anderen Drive bekommen. Wir befinden uns also noch in einer Übergangszeit. In jedem Fall aber haben wir einen großen Vorteil: Wir haben die meistverbreiteten Pay-TV-Sender in Deutschland – und sind auf allen Plattformen zu finden.

Wie lange macht Das Vierte noch die Vermarktung bei Ihnen?


Der Vertrag läuft Ende Jahres aus. In jedem Fall verstärken wir uns mit einem Sales Manager. Denn wir glauben an den Werbemarkt im Pay-TV. Aktuell liegt der Anteil unserer Einnahmen durch Werbung bei zehn bis 15 Prozent. Das wollen wir auch in einem schwierigen Werbemarkt 2009 mindestens halten.

Inwiefern beobachten Sie mit Interesse oder Sorge die Veränderung der Gesellschafterverhältnisse bei Premiere?


Ich sehe da eine große Chance. Wir führen derzeit wichtige Vorgespräche. Ich bin der Meinung, dass unsere Zusammenarbeit besser werden kann und muss. Auch und gerade im Hinblick auf eine signifikante Entwicklung des Pay-TV Marktes. Da bin ich guter Dinge für nächstes Jahr, weil die Drittsender bei Premiere eine deutlich gewichtigere Rolle spielen werden. Wir werden mehr eingebunden. Früher musste man oft kämpfen, weil Sport die überragende Rolle gespielt hat. Das wird sich komplett ändern. Vor allem mit den neuen Paket- und Abostrukturen im Weihnachtsgeschäft.

Wären für Sie neue Plattformen und Communities im Internet eine Option?


Wir ignorieren das auf keinen Fall. Warum sollten wir an dem wachsenden Markt nicht partizipieren? Pläne zu dem Thema haben wir entwickelt. Ein Sci Fi-Zuschauer fühlt sich sowieso als Mitglied einer Community, und das werden wir angehen. Aber unser Kerngeschäft genießt Priorität. Wir können freier und innovativer als im Free-TV sein – und das nicht nur bei der Programmierung. Durch unser neues Global-Aquisition-Team fällt der Erwerb hochwertiger Produktionen leichter – wir agieren also global, bleiben aber ein lokaler Sender. Wir können also die Vorteile des großen Netzwerkes stärker ausspielen.

Wie komfortabel ist es, in einer Situation drastisch sinkender Werbeeinnahmen bei einem Pay-Sender zu arbeiten?


Auch wir stehen im nächsten Jahr vor großen Herausforderungen. Auch wenn wir zu einem Großkonzern wie General Electric gehören – Garantien hat niemand. Wir bereiten uns auf ein schwieriges Jahr vor und arbeiten hart daran, 2009 mindestens genau so gut wie in diesem Jahr abzuschließen