Premiere-Chef Mark WilliamsAm Donnerstag legte Premiere die mit Spannung erwarteten Geschäftszahlen für das dritte Quartal vor. Nachdem das Unternehmen nach dem Abtritt Börnickes und dem Amtsantritt von Mark Williams (Foto) bereits reinen Tisch gemacht, die Abonnentenzahlen um rund eine Million nach unten korrigiert und einen deutlichen Verlust für das Gesamtjahr in Aussicht gestellt hatte, waren die Aktionäre auf tiefrote Zahlen vorbereitet - und bekamen die nun auch geboten.

Weil der Umsatz sogar leicht um 2,9 auf 244,6 Millionen Euro zurückging, die operativen Kosten aber um über 45 Millionen auf 271,8 Millionen Euro in die Höhe schossen, verzeichnete Premiere im dritten Quartal ein negatives Ebitda in Höhe von -27,2 Millionen Euro. Richtig miserabel sah es aber unter dem Strich aus: Der Konzernverlust stieg allein im dritten Quartal auf gigantische 89,1 Millionen Euro an. Zum Vergleich: Im 3. Quartal 2007 blieb Premiere unter dem Strich immerhin noch ein Mini-Gewinn von 0,1 Millionen Euro. Betrachtet man die gesamten ersten neun Monate des Jahres, dann hat Premiere bislang sogar schon einen Netto-Verlust von 155 Millionen Euro angehäuft.

Wie nah Premiere am Abgrund wandelt, wird beim Blick auf die Verschuldung deutlich. Die Nettoschulden stiegen innerhalb des letzten Quartals von 224 auf 307 Millionen Euro an. Angesichts des massiven Anstiegs der Verschuldung und der negativen Gewinnentwicklung drohten bereits die Kredite zu platzen. Das konnte das neue Premiere-Management aber immerhin noch einmal verhindern. Man habe eine Aussetzung der Überprüfung der Klauseln vereinbart und befindet sich gerade in Gesprächen mit den Banken über eine Restrukturierung der bestehenden Kreditvereinbarungen sowie hinsichtlich des gesamten Kapitalbedarfs.

Die Anfang Oktober nach unten korrigierte Prognose für das Gesamtjahr bestätigte Premiere bei der Vorlage der neuesten Zahlen noch einmal. Im Gesamtjahr erwartet der Konzern einen Ebitda-Verlust zwischen 40 und 60 Millionen Euro. Das laufende vierte Quartal dürfte mit einem Erwarteten Minus von 30 bis 50 Millionen Euro also erneut tiefrot ausfallen. Der Umsatz soll zum Jahresende über 1,015 Milliarden Euro betragen. Mark Williams zeigt sich optimistisch: "Wir machen gute Fortschritte bei der strategischen Neuausrichtung des Unternehmens und haben bereits damit begonnen, wichtige Korrekturen vorzunehmen. Wir konzentrieren uns bei der Neukundengewinnung ausschließlich auf Kunden mit Laufzeitabonnements, die meisten Randaktivitäten im Vertrieb haben wir eingestellt."

Doch bei all den miserablen Zahlen gab es auch einen Lichtblick im 3. Quartal: Die Talsohle bei den Abonnenten ist offenbar erst einmal erreicht. Basierend auf den auch rückwirkend um die knapp eine Million Karteileichen bereinigten Zahlen konnte Premiere im 3. Quartal netto wieder 35.000 direkte Abonennten dazugewinnen.  Somit beträgt die Zahl direkter Abonnenten nun 2,411 Millionen. Im 2. Quartal hatte Premiere netto noch 74.000 direkte Abonnenten verloren, im1. Quartal sogar 85.000. Aus der miesen Entwicklung in den beiden Vorquartalen ergibt sich auch, dass im Vergleich zum 3. Quartal 2007 ein Rückgang um über 120.000 direkte Abonnenten bleibt. Nicht verschwiegen werden soll auch, dass die Zahl der Wholesale-Kunden im 3. Quartal um 88.000 absackte, vor allem, weil Verträge bei Arena ausliefen.