Wolf BauerEin bisschen bewegt sich doch. Während sich am Donnerstagvormittag bei den Münchner Medientagen noch Vertreter von Fernsehsendern darüber berieten, ob das lineare Fernsehen wie wir es seit Jahren kennen, nun vom Aussterben bedroht sein könnte oder eben nicht, sprachen die Produzenten in einer anderen Veranstaltung am Nachmittag bereits sehr konkret über neue Inhalte in einem Medienzeitalter, in dem das lineare Fernsehen noch gibt, dieses aber in dem inzwischen vielstimmigen Chor der Medienangebote eine zentrale, aber dennoch nicht mehr allumfassende Rolle einnimmt.

Der Konsument werde weiter Fernsehen konsumieren, stellt Wolf Bauer, Vorsitzender der Geschäftsführung der Ufa, bei den Medientagen München kurz und knapp fest. "Aber er wird in sieben Stunden Mediennutzung zwanzig Stunden Medieninhalt konsumieren", so Bauer, da die Jugend mit Kopfhörern auf den Ohren Angebote wie Myspace nutzt, während irgendwo im Hintergrund auch noch der Fernseher läuft. Das Panel am Vormittag hat diese mittlerweile durchweg akzeptierte Prognose hingegen noch mühsam erarbeiten müssen. Abgelenkt übrigens von Tele 5-Chef Kai Blasberg, der sich der Diskussion zu Weilen entzog und seine Redezeit nutzte, um zum Amüsement der Zuhörer ein privates Wohnungsgesuch an die Zuhörerschaft der Medientage zu richten (100-120 Quadratmeter große Maisonette-Wohnung in München-Haidhausen).

Zurück zum Produzenten-Panel: Ausgehend von einem Vortrag von Martin Gutberlet, Vice President Research der Unternehmensberatung Gartner, in dem es hieß, dass nun nicht mehr der Content, sondern das Erlebnis des Nutzers mit dem jeweiligen Produkt - sei es Nintendos Wii oder Apples iPhone - der König sei, gaben unter anderem Ufa-Mann Bauer und Marcus Wolter, seit einem Monat neuer Deutschland-Chef bei Endemol, einen kleinen Ausblick auf die Strategie für die kommenden Jahre.

Medientage München

"Wir sind längst keine Programmproduzenten mehr, sondern audiovisuelle Entertainmentspezialisten, die ein Kundenerlebnis schaffen", formulierte Bauer das neue Selbstverständnis. Doch bei aller Fokussierung auf das Erlebnis ist für Bauer nach wie vor klar, wie es hervorgerufen werden kann: "Die Kreation des richtigen Inhalts mit interaktiven Partizipationsmöglichkeiten bleibt King Kong". Alles andere würde verwundern - schließlich ist Bauer als alter Hase im Fernsehgeschäft Inhalte-Macher durch und durch.