Helmut MarkwortNichts zu sehen war am Mittwochmorgen vom  im Programmheft noch angekündigten, inzwischen ja zurückgetretenen Ex-Ministerpräsidenten Günther Beckstein. "Den muss ich entschuldigen, weil der nicht mehr im Amt ist", so der moderierende "Focus"-Chefredakteur Helmut Markwort. Doch auch der frisch gewählte bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer saß nicht in der Runde; hatte kurzfristig abgesagt. "Vielleicht hat er sich ja über eine missglückte Anmoderation im ZDF geärgert. Oder er hat die neue 'Bunte' gesehen und es hat ihm nicht gefallen", scherzte Markwort über sein Fehlen. Oder er habe sich möglicherweise über den neuen Rundfunkstaatsvertrag so erschrocken, dass er nicht herkommen wolle. Er hätte sich ja in kürzester Zeit auf ein komplexes Thema vorbereiten müssen.

Medientage München

Ebenfalls abwesend war auch der scheidende ProSiebenSat.1-Vorstandschef Guillaume de Posch. "Der ist zwar im Amt, aber der ist wahrscheinlich mit dem Head Hunting beschäftigt", so Markwort, der danach auch die Anwesenden mit flotten Sprüchen bedachte. Beim vertretungsweise eingesprungenen ProSiebenSat.1-Abgesandten Andreas Bartl sprach Markwort von einem "echten Problem-Sender" und bei SR-Intendant Fritz Raff scherzte er in Anspielung auf den Gebührenausgleich bei der ARD: "Die Hälfte dessen, was er ausgibt, kriegt er von anderen Sendern." Raff dementierte natürlich erheitert aber energisch. Aus dem Off war zu diesm Zeitpunkt - nach 15 Minuten Monolog von Helmut Markwort - ein nicht identifizierbarer Panel-Teilnehmer zu hören, der voller Sarkasmus sagte: "Die erste Stunde haben wir schon gut rum."
 
 
 
Markwort betitelte ZDF-Intendant Markus Schächter als "Hausgewächs" und legte ihm im Zusammenhang mit Reich-Ranickis Fernsehpreis-Auftritt die Ansicht nahe, dass man so ja beiläufig auch noch sehr bequem Elke Heidenreich losgeworden sei. Schächter wies das natürlich zurück. RTL-Chefin Anke Schäferkordt könne sich ja für den Antonia Rados-Wechsel zum ZDF rächen und jetzt Frau Heidenreich ins Programm nehmen, scherzte Markwort - doch Anke Schäferkordt konnte darüber nicht lachen und verneinte kurz und knapp.

Mit den Worten "Sie waren hier auch schon mal Sat.1 Mann, aber das Problem haben Sie nicht mehr" stellte der "Focus"-Chef auch das Panel-Urgestein Jürgen Doetz, Präsident des Verbandes Privater Rundfunk und Telemedien vor. Wie Hubert Burda ist auch er bereits zum zehnten Mal beim Eröffnungspanel der Münchener Medientage zu Gast. Als "letzter Österreicher" saß auch Tele München-Chef Herbert Kloiber in der Runde - gleich neben Philipp Schindler,  Google-Mann für Nord- und Zentraleuropa. Der, so Markwort, sei vielleicht der wichtigste Panel-Teilnehmer für die kommenden Jahre.

Am Ende verblüfft auch die Elefantenrunde der diesjährigen Medientage München wieder mit der Tatsache, dass eine prominente Reihe von Medienmachern - viele davon mit dem Medium TV vertraut - es nicht schaffen ihr Handy auszuschalten und so bei der TV-Übertragung für Tonstörungen sorgen. Vielleicht aber brauchte man auch einfach nur Abwechslung bei der langwierigen Vorstellung - und dafür soll manches Handy auch gut sein.