"Ich habe nichts zu bedauern, ich nehme nichts zurück", stellte Marcel Reich-Ranicki in der am Freitagabend ausgestrahlten Sondersendung "Zu gegebenem Anlass" gleich zu Beginn des Gesprächs mit Thomas Gottschalk klar. Und in der Tat: Reich-Ranicki blieb bei seiner pauschalen TV-Kritik, die am Ende der halbstündigen Sendung - noch einem Eigentor von Reich-Ranicki - dann doch noch etwas greifbarer, etwas konkreter wurde. Am Anfang jedoch widmete man sich noch einmal der Verleihung des Deutschen Fernsehpreises vom vergangenen Wochenende. "Die Veranstaltung war abscheulich. Scheußlich", urteilte Reich-Ranicki.
Zwar hätte es auch einige "nicht ganz schlechte Momente" gegeben, doch durch die kurzen Ausschnitte hätte man nicht verstanden worum es in den Sendungen geht. Dass dies bei allen Film- oder Fernsehpreisen dieser Welt ähnlich abläuft - Reich-Ranicki weiß es vermutlich einfach nicht, ließ sich von Gottschalk auch nicht belehren und kritisierte: "Man kann nicht an einem Abend alle diese Dinge in einen Mixer stecken. Das geht nicht." Was ihm sonst noch an der Verleihung missfiel? "Das schlimme waren die vielen Clowns auf der Bühne", so Reich-Ranicki in der halbstündigen Sondersendung. Insbesondere Helge Schneider. Der war gar nicht da, korrigierte ihn Gottschalk. Nach diesen ersten Minuten lenkte ein spürbar gut vorbereiteter und alles andere als demütiger Gottschalk das Thema von der Verleihung zum Zustand des deutschen Fernsehens allgemein.
Was sagte Reich-Ranicki? "Jawohl, das ist scheußlich, abscheulich." Auf die Frage, wie es besser werden könnte, hat der 88-Jährige eine ganz eigenwillige Antwort: "Man muss wissen, wozu das Fernsehen da ist. Welche Aufgabe, welche Funktion es hat." Eine Erklärung bleibt er leider schuldig. Dafür ergänzt er: "Ich hab den Eindruck, die Intendanten wissen das am wenigsten (...) Sie müssen sich ein bisschen Mühe geben." Immer wieder betont Reich-Ranicki in dem Gespräch, dass man sich einfach mehr Mühe geben müsse.
Für einen Augenblick bekam das Gespräch dann eine sehr interessante Wendung. Gottschalk und Reich-Ranicki sprachen über die Problematik, dass anspruchsvolle Stoffe im Fernsehen kaum vermittelbar sind. Und Reich-Ranicki selber fragt: "Ist das zu schwierig für die Leute? Ich versteh das nicht." Leider hatte Gottschalk hier seinen straffen Fragenkatalog im Kopf. Denn an diesem Punkt hätte die Debatte konkret werden können. Man hätte darüber sprechen können, ob man das Publikum nicht auch fordern muss. Und wer eigentlich wen prägt: Das Fernsehen die Zuschauer oder die Zuschauer das Fernsehen?
Zwar hätte es auch einige "nicht ganz schlechte Momente" gegeben, doch durch die kurzen Ausschnitte hätte man nicht verstanden worum es in den Sendungen geht. Dass dies bei allen Film- oder Fernsehpreisen dieser Welt ähnlich abläuft - Reich-Ranicki weiß es vermutlich einfach nicht, ließ sich von Gottschalk auch nicht belehren und kritisierte: "Man kann nicht an einem Abend alle diese Dinge in einen Mixer stecken. Das geht nicht." Was ihm sonst noch an der Verleihung missfiel? "Das schlimme waren die vielen Clowns auf der Bühne", so Reich-Ranicki in der halbstündigen Sondersendung. Insbesondere Helge Schneider. Der war gar nicht da, korrigierte ihn Gottschalk. Nach diesen ersten Minuten lenkte ein spürbar gut vorbereiteter und alles andere als demütiger Gottschalk das Thema von der Verleihung zum Zustand des deutschen Fernsehens allgemein.
Was sagte Reich-Ranicki? "Jawohl, das ist scheußlich, abscheulich." Auf die Frage, wie es besser werden könnte, hat der 88-Jährige eine ganz eigenwillige Antwort: "Man muss wissen, wozu das Fernsehen da ist. Welche Aufgabe, welche Funktion es hat." Eine Erklärung bleibt er leider schuldig. Dafür ergänzt er: "Ich hab den Eindruck, die Intendanten wissen das am wenigsten (...) Sie müssen sich ein bisschen Mühe geben." Immer wieder betont Reich-Ranicki in dem Gespräch, dass man sich einfach mehr Mühe geben müsse.
Für einen Augenblick bekam das Gespräch dann eine sehr interessante Wendung. Gottschalk und Reich-Ranicki sprachen über die Problematik, dass anspruchsvolle Stoffe im Fernsehen kaum vermittelbar sind. Und Reich-Ranicki selber fragt: "Ist das zu schwierig für die Leute? Ich versteh das nicht." Leider hatte Gottschalk hier seinen straffen Fragenkatalog im Kopf. Denn an diesem Punkt hätte die Debatte konkret werden können. Man hätte darüber sprechen können, ob man das Publikum nicht auch fordern muss. Und wer eigentlich wen prägt: Das Fernsehen die Zuschauer oder die Zuschauer das Fernsehen?
Immerhin: Thomas Gottschalk griff einen Kritikpunkt an Reich-Ranicki selbst auf, der in den vergangenen Tagen oft zu hören war. Er erinnert den Literaturpapst: "Du bist doch ein Kind des Fernsehens. Du bist nur so groß in der Bild-Zeitung, weil Dich die Menschen kennen. Der aktuelle Gewinner des Nobel-Preises, der war so groß, den kennen die Menschen nicht. Du bist durch das Fernsehen a) bekannt geworden und b) auch deswegen, weil Du ein unterhaltsamer Mensch bist. Du hast Bücher unterhaltsam präsentiert."
Reich-Ranicki reagierte darauf leider nur ausweichend - kommt zu der seiner Meinung nach nicht eindeutigen Begründung für seine Auszeichnung beim Deutschen Fernsehpreis: "Diese Leute sind nicht berufen, Preise zu vergeben", wettert er und Gottschalk stimmt ein: "Das mag sein." Amüsant daran: Der Ehrenpreis des Deutschen Fernsehpreises wird jedes Jahr allein vom gastgebenden Stifter entschieden - also in diesem Jahr vom ZDF. Wie die Mainzer aber auch alle anderen Fernsehmacher der Qualität verpflichtet werden können, meint Reich-Ranicki zu wissen: "Die müssen Angst haben. Wenn die nicht Unterhaltsames und Seriöses auf anständigem Niveau bieten, werden sie rausgeschmissen. Wenn die nicht Angst haben, werden die Dreck machen."
Dann kam der interessanteste Moment des Gesprächs: Gottschalk wunderte sich, dass jeder das Fernsehen, aber niemand Bücher kritisiere. Daraufhin dementiert Reich-Ranicki diesen Vergleich und betont, dass viele Bücher ja nur "Lehrbücher für Hebammen" sein. Oder Reiseführer etc. Literatur mache nur einen Bruchteil der Bücher aus, aber das sei auch in Ordnung so, sagte Reich-Ranicki. Damit entlarvte sich der Literaturkritiker mit seiner pauschalen TV-Kritik: Im Fernsehen erwartet er 24 Stunden Qualität auf allen Kanälen, doch bei den Büchern akzeptiert er, dass nur ein Teil davon wirkliche Literatur sei.
Am Ende betont Gottschalk noch einmal die Problematik zwischen Anspruch und Quote: "Wir sind dem Erfolg verpflichtet", sagte der Showmaster eines öffentlich-rechtlichen Senders, der im Grunde allenfalls der guten Presse oder der Eitelkeit wegen dem Erfolg verpflichtet ist. Für die wirtschaftliche Basis allerdings ist der Erfolg von ARD und ZDF nicht relevant. So mancher privatwirtschaftliche Fernsehmacher dürfte sich deshalb ohnehin stellenweise über die Diskussionssendung erregt haben. Doch am Ende muss man sagen: "Aus gegebenem Anlass" wird, wie erwartet, keine Folgen haben. Doch es war kurzweilig, interessant und entlarvte Reich-Ranickis Kritik als überzogen.
Reich-Ranicki reagierte darauf leider nur ausweichend - kommt zu der seiner Meinung nach nicht eindeutigen Begründung für seine Auszeichnung beim Deutschen Fernsehpreis: "Diese Leute sind nicht berufen, Preise zu vergeben", wettert er und Gottschalk stimmt ein: "Das mag sein." Amüsant daran: Der Ehrenpreis des Deutschen Fernsehpreises wird jedes Jahr allein vom gastgebenden Stifter entschieden - also in diesem Jahr vom ZDF. Wie die Mainzer aber auch alle anderen Fernsehmacher der Qualität verpflichtet werden können, meint Reich-Ranicki zu wissen: "Die müssen Angst haben. Wenn die nicht Unterhaltsames und Seriöses auf anständigem Niveau bieten, werden sie rausgeschmissen. Wenn die nicht Angst haben, werden die Dreck machen."
Dann kam der interessanteste Moment des Gesprächs: Gottschalk wunderte sich, dass jeder das Fernsehen, aber niemand Bücher kritisiere. Daraufhin dementiert Reich-Ranicki diesen Vergleich und betont, dass viele Bücher ja nur "Lehrbücher für Hebammen" sein. Oder Reiseführer etc. Literatur mache nur einen Bruchteil der Bücher aus, aber das sei auch in Ordnung so, sagte Reich-Ranicki. Damit entlarvte sich der Literaturkritiker mit seiner pauschalen TV-Kritik: Im Fernsehen erwartet er 24 Stunden Qualität auf allen Kanälen, doch bei den Büchern akzeptiert er, dass nur ein Teil davon wirkliche Literatur sei.
Am Ende betont Gottschalk noch einmal die Problematik zwischen Anspruch und Quote: "Wir sind dem Erfolg verpflichtet", sagte der Showmaster eines öffentlich-rechtlichen Senders, der im Grunde allenfalls der guten Presse oder der Eitelkeit wegen dem Erfolg verpflichtet ist. Für die wirtschaftliche Basis allerdings ist der Erfolg von ARD und ZDF nicht relevant. So mancher privatwirtschaftliche Fernsehmacher dürfte sich deshalb ohnehin stellenweise über die Diskussionssendung erregt haben. Doch am Ende muss man sagen: "Aus gegebenem Anlass" wird, wie erwartet, keine Folgen haben. Doch es war kurzweilig, interessant und entlarvte Reich-Ranickis Kritik als überzogen.