Nach dem offiziellen Aus des Vermarktungsvertrages mit Kirchs Firmen Sirius und KF15 hat es nur wenige Tage gedauert bis über die Ausgestaltung einer neuen Vermarktungsrunde spekuliert wird. Der "Super-Sonntag" macht die Runde - und ist dabei noch der harmloseste der spekulierten Ideen zur Steigerung der Einnahmen bei der Bundesliga-Vermarktung. Die Aufregung um des Deutschen liebsten Sports füllt wieder die Zeitungsseiten und Online-Angebote.
Bemerkenswert beim gesamten Vermarktungschaos ist die Kritiklosigkeit der Bundesliga-Vereine gegenüber der DFL. Dabei ist es viel weniger das Kartellamt mit seiner sicherlich fragwürdigen Position zum ehemaligen Vermarktungskonzept von Sirius als viel mehr die DFL selbst, die immer wieder für ein Fußball-Chaos sorgt, das die Presse zu Spekulationen anheizt, die Fans in Aufregung versetzt und die Vereine in finanzieller Unsicherheit verharren lässt. Nach der Fehlentscheidung für Arena im Dezember 2005 hätte es für die DFL bei der diesjährigen Rechte-Vermarktung ein oberstes Gebot geben müssen: Kontinuität und Stabilität. Mit Sicherheit lassen sich damit keine höheren Erlöse erzielen.
Mit riskanten Partnerschaften und waghalsigen Ideen, die jedes Mal zu einem lauten Aufschrei bei Fans und einem leiseren bei den Vereinen führen, gefährdet man mittelfristig aber die Vermarktbarkeit der Bundesliga beim Fernsehzuschauer. Denn die Vorstellung, dass der nach dem Arena-Debakel noch immer jedem PayTV-Plan folgen wird und ggf. auch zusätzliche PayTV-Abos abschließt, weil es neue Partner gibt, ist etwas naiv. Diese permanente Unsicherheit um die Übertragung der Bundesliga bleibt auf Dauer im Kopf der Fans und macht es für den PayTV-Abnehmer der Bundesliga-Rechte nicht einfacher, Abos an den Mann zu bringen.
Jetzt also soll der "Super-Sonntag" PayTV-Anbieter anlocken. Oder konkreter gesagt: Premiere. Einen anderen Bieter für die PayTV-Rechte wird es diesmal wohl kaum geben. Das Konzept sieht sonntags drei hintereinander gelegte Spiele um 13.30, 15.30 und 17.30 Uhr vor, so dass Premiere mehr Stunden Live-Bundesliga zeigen kann. "Wir freuen uns, wenn ein solches Modell akzeptiert wird. Es verspricht für den Partner im Pay-TV mehr Exklusivität", sagte Liga-Präsident Dr. Reinhard Rauball der "Bild am Sonntag". Das Nachsehen hätten die Vereine der 2. Liga, deren Spiele sich dann zeitlich mit denen der Bundesliga überschneiden würden - was eine geringere Aufmerksamkeit zur Folge hätte.
"Auch wenn einige Fans zunächst noch skeptisch sind: Ich denke, wir präsentieren eine gute Lösung und eine Argumentations-Hilfe für unsere TV-Partner", sagt Rauball. Die DFL sucht verzweifelt nach Möglichkeiten, annähernd die von Sirius versprochenen 500 Millionen Euro pro Saison - oder zumindest überhaupt etwas mehr als bei der letzten Vermarktungsrunde 2005 zu erzielen. Um das zu erreichen, wird gerade offenbar alles diskutiert. Zu lesen ist von einem neuen Liga-Pokal bis zur Aufstockung der Bundesliga auf 20 Vereine so manches. Verwundern würde es in diesem Umfeld kaum noch, wenn die vor einigen Jahren schon einmal aufgekommene Diskussion um eine Aufteilung eines Fußball-Spiels in Drittel statt Halbzeiten eine Renaissance feiert. Oder warum nicht gleich zwei Bälle ins Spiel werfen - für mehr Tore.
Es ist umso absurder, dass sich Liga-Präsident Rauball in der Auseinandersetzung mit dem Kartellamt immer wieder darüber beschwert hat, dass man den Fußball zu einer Industrie machen wolle. Die DFL geht mit ihrem ungebremsten Willen zu Mehreinnahmen auf Kosten von Fans oder Vereinen allerdings mit bestem Beispiel voran. Denn klar ist für die Liga nur eins: Mehr Geld muss her. Unklar hingegen ist viel.Auch wenn man bei der DFL betont, dass die Vereine ausreichend Planungssicherheit haben werden, weil ein Abschluss einer neuen, eigenen Vermarktungsrunde noch vor Jahresende erzielt werden könnte.
Es ist ein ehrgeiziges Ziel. Bis dahin wird noch so manche Spekulation, so mancher irrer Plan durch die Medien wandern. Fans und Vereine müssen darauf vertrauen, dass die DFL nach den Fehlern bei Arena und dem Desaster mit Sirius diesmal ein glücklicheres Händchen beweist. Dass daran die Zweifel wachsen, hat sich die DFL selbst zuzuschreiben.